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Tod eines Obdachlosen

Das Zugunglück vom Dienstagabend in Bozen Süd fordert ein Todesopfer: Der 26-jährige Mohammed Amine, der um einen öffentlichen Schlafplatz angesucht hatte, ist infolge schwerer Kopfverletzungen für gehirntot erklärt worden, ein zweiter Marokkaner wurde leicht verletzt.

Von Thomas Vikoler

„Ich brauche einen Platz zum Schlafen, ich habe kalt in diesen Tagen“. Das schrieb Mohammed Amine vor einigen Tagen einer Mitarbeiterin der Sozialgenossenschaft Bozen Solidale. Der 26-jährige Marokkaner hatte um einen Schlafplatz in einem der Notschlafzentren in der Landeshauptstadt angesucht. Aber offenbar keinen zugewiesen bekommen.

Er ist einer jener beiden Männer, die am Dienstagabend gegen 21.00 Uhr auf der Brennerzuglinie auf der Höhe der Gobettistraße in Bozen Süd von einem FrecciaRossa-Zug erfasst wurden. Mohammed Amine ist laut Auskunft der Staatsanwaltschaft von gestern Abend von den Ärzten im Bozner Spital für gehirntot erklärt worden. Jurist gesprochen bedeutet dies den Tod der Person, auch wenn die Atemfunktion weiterhin aufrecht ist.

Der Mann war vom Aufprall des Schnellzuges schwer am Kopf verletzt worden, sein Begleiter namens Awad, ebenfalls Marokkaner, erlitt Verletzungen am Rücken und wurde am Dienstagabend ebenfalls ins Krankenhaus gebracht.

Die beiden Männer hatten unvorsichtigerweise das Bahngleis überquert und den heranfahrenden Schnellzug entweder übersehen oder die Entfernung zu diesem unterschätzt.

Was gestern ebenfalls bekannt wurde: Sie waren beide obdachlos und hatte in einem Busch in unmittelbarer Nähe der Unfallstelle ihr Zelt aufgestellt, in dem sie übernachteten.

Im WhatsApp-Verkehr mit Bozen Solidale spricht Mohammed Amine von einem Zelt, das er sich gekauft habe. Die beiden Männer besuchten regelmäßig die Obdachlosen-Mensa im nahen Ex-Alimarket in der Industriezone.  

Laut ersten Informationen hatten sie, als sie am Dienstagabend die Geleise der Brenner-Bahnlinie überquerten, Gepäck bei sich.

„Mohammed ist ein weiteres Opfer des schlechten Südtiroler Aufnahme von Flüchtlingen, des Willens, jegliche Form von Abweichung aus den Stadtzentren zu verbannen“, schreibt Bozen Solidale in einer Stellungnahme zum tödlichen Zugunglück.

Die Sozialgenossenschaft spricht von einer langen (100 bis 200 Personen) Warteliste für Notschlafplätze und der „verspäteten“ Einrichtung einer weiteren Schlafstelle durch die Landesverwaltung.

Mohammed Amine hat am 5. November seinen 26. Geburtstag gefeiert.

Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen zu dem Zugunglück aufgenommen, mit denen u.a. die Bahnpolizei Polfer betraut wurde.

Die Ermittlung wird voraussichtlich bald archiviert werden.

 

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