„Kein Grund zur Panik“
In knapp zwei Monaten ist der geschützte Markt für Strom und Gas in Italien Geschichte. Welche Folgen hat das für die Verbraucher? Und: Was müssen sie beim Wechsel beachten?
von Markus Rufin
In diesen Tagen erhalten zahlreiche Haushalte Werbeangebote von Stromanbietern, die mit einem Wechsel werben. Häufig wird dabei auf das Ende des geschützten Marktes für Strom und Gas in Italien verwiesen.
Am 10. Jänner ist der geschützte Markt, bei dem die nationale Aufsichtsbehörde AREA den Preis bestimmt, für private Haushalte Geschichte. Künftig wird es also nur noch den freien Markt geben, bei dem der Anbieter den Preis festlegt.
In Südtirol sind bereits knapp 75 Prozent der Familien im freien Markt. Die Bestimmung betrifft also rund ein Viertel aller Haushalte in Südtirol. Ausgenommen davon sind die sogenannten „schutzbedürftigen Kunden“ (Personen über 75 Jahre, Personen, die den Sozial-Bonus für Energie beziehen oder Personen, die Begünstigungen gemäß Gesetz 104/92 beziehen) die noch drei Jahre mit dem Tarif des geschützten Marktes beim bisherigen Anbieter verbleiben.
Angesichts der vielen Werbeangebote und den Nachrichten über den bevorstehenden Wechsel zeigen sich gar einige Familien verunsichert, wie Gunde Bauhofer von der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) berichtet: „In letzter Zeit ist tatsächlich leichte Panik ausgebrochen, doch dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Niemand muss befürchten, nach dem 10. Jänner im Dunkeln zu sitzen.“
Egal ob man aktuell im geschützten oder im freien Markt ist, der Strom werde auch nach dem 10. Jänner geliefert. Die einzige Änderung für Kunden im geschützten Markt besteht darin, dass sie künftig die Rechnung von einem anderen Anbieter erhalten werden.
Während beim Gas die Kunden im geschützten Markt automatisch dem billigsten Anbieter auf dem freien Markt übergeben werden, gibt es beim Strom eine Ausschreibung. Wer diese Ausschreibung gewonnen hat, steht noch nicht fest, da das billigste Angebot gewinnt, sei aber davon auszugehen, dass der Stromtarif sogar unter jenem des geschützten Markts liegt.
Wie genau ein solcher Wechsel abläuft, sah man bereits im April. „Damals lief der geschützte Markt für Zähler für andere Verwendungszwecke aus“, erinnert sich Bauhofer. Gemeint sind damit Strukturen wie Treppenhäuser in Kondominien oder Garagen. Auch hier gab es eine Ausschreibung, die das Unternehmen Hera Com aus Imola gewann.
Sollte die Ausschreibung erneut ein nationales Unternehmen gewinnen, ist es möglich, dass Kunden des geschützten Markts nur mehr italienische Rechnungen erhalten. Auch der Kundenservice ist bei vielen nationalen Anbietern nur einsprachig verfügbar.
Prinzipiell gelte die Faustregel, dass Kunden, die bisher nie Anbieter gewechselt haben, im geschützten Markt sind, heißt es von Seiten der Verbraucherzentrale. Um das genau zu überprüfen, reiche der Blick auf die Stromrechnung. Dort ist entweder die Rede vom freien Markt oder vom geschützten Grundversorgungsdienst (geschützter Markt). Ist letzteres der Fall, wechselt man ab dem 10. Jänner automatisch zum Ausschreibungssieger.
Doch die Haushalte sind nicht dazu gezwungen, auf den 10. Jänner mit dem Wechsel zu warten. Sie können jederzeit einen Wechsel des Stromanbieters vornehmen. „Dieser geht ganz einfach vonstatten“, erklärt die VZS-Geschäftsführerin. „Ich suche mir einen Anbieter und das für mich passende Angebot aus und unterschreibe dann den Vertrag. Ich muss dann nur mehr darauf achten, dass die Zeiträume richtig fakturiert werden und der richtige Tarif berechnet wird.“ Besondere Fristen sind dabei nicht zu beachten.
Selbst nach dem 10. Jänner ist ein Anbieterwechsel in dieser Form einfach möglich, sagt Bauhofer: „Ich kann mir also auch in aller Ruhe die erste Rechnung anschauen und mich danach entscheiden, ob ich wechseln möchte oder nicht.“
Doch wann zahlt sich ein Wechsel aus? Die Verbraucherzentrale hat zuletzt im Juli eine Erhebung durchgeführt, die gezeigt hat, dass ein Wechsel auf dem freien Markt durchaus Sparpotential mit sich bringen kann. Vor allem lokale Anbieter seien günstiger.
Wichtig zu beachten sei, welchen Tarif man unterschreibe, meint Bauhofer: „Es gibt viele unterschiedliche Formen wie einen indexierten Preis, einen Fixpreis oder einen Pauschalpreis. Bei einem indexierten Preis weiß ich, dass dieser an der Entwicklung des nationalen Energiepreises gekoppelt ist. Wenn ich mich in Zeiten von hohen Energiepreisen für einen Tarif mit Fixpreis entscheide, die Preise dann auf dem gesamten Markt wieder sinken, macht ein Wechsel Sinn.“
Die aktuelle Marktlage zu überprüfen, falle ebenso einfach, denn in jedem schriftlichen Angebot für einen Stromvertrag gibt es auch einen Vergleichspreis, der den Verbrauchern anzeigt, wie hoch der Tarif auf dem geschützten Markt ist und was der Anbieter möchte. „Wenn das Angebot des privaten Anbieters also teurer ist als der geschützte Markt, ist der Wechsel nicht sinnvoll“, resümiert Bauhofer.
Das ist durchaus möglich. Wie der Preisvergleich der Verbraucherzentrale zeigt, sind es vor allem Unternehmen, die besonders stark die Werbetrommel rühren, deren Angebote deutlich über jenen des geschützten Markts liegen. Daher empfiehlt die Verbraucherzentrale, bei Werbeangeboten am Telefon oder an der Haustür höflich abzulehnen und sich selbst über die verschiedenen Angebote zu informieren.
Bauhofer empfiehlt, immer wieder einen Blick auf den gesamten Energiemarkt zu werfen, denn im Banksektor sei es beispielsweise üblich, neue Kunden mit billigen Angeboten anzulocken, die mit der Zeit aber teurer werden.
Wichtig sei zu unterstreichen, dass die Stromlieferung über eine dritte Firma, in Südtirol zumeist Edyna, läuft. Dort gibt es keinen Wechsel, weshalb niemand Angst davor haben müsse, im Dunkeln zu sitzen.
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Kommentare (10)
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olle3xgscheid
Was müssen sie beim Wechsel beachten
Eigentlich nur das der Wechsel teurer wird …..
criticus
Es ist schon interessant, dass Südtirol, das ja bekanntlich laut SVP den Strom heimgeholt hat die höhere Preise verlangt hat als z.B.: Hera Com aus Imola. Wo wir doch mit Wasserkraft arbeiten. Hinzu kommt, dass dem Land die Mehrwertsteuer entgeht. Das Land ist ja bekanntlich mit gut 40% Teilhaber bei Alperia, deshalb einige Fragen an unseren Landeshauptmann:
Wieviel Millionen hat Alperia bei seinen Investitionen in Bulgarien in den Sand gesteckt?
Wieviel Millionen hat Alperia erst kürzlich wegen Computersysteme unnütz ausgegeben, die anscheinend nicht funktionieren und stimmt es, dass es sich dabei um 60 Mio. Euro handelt?
Wieviel Millionen gibt Alperia jährlich für italienische Fußballmannschaften aus?
Was nützt uns, wenn behauptet wird, dass wir den Strom heimgeholt haben und wir den Strom teuer bezahlen und auf der anderen Seite wird erwirtschaftetes Geld beim Fenster hinausgeschmissen? Wir benötigen keine Gesellschaft die Nikolaus spielt, sondern den Bürgern sowie den Firmen günstigen Strom liefert!
hermannh
criticus: kannst Du ausser kritisieren auch arbeiten? Nur mit eiern werden keine Probleme gelöst 🙁
Wenn Du Dich nur ansatzweise auskennen würdest, würdest Du verstehen, dass zwischen produzieren (hier wurde die Wasserkraft heimgeholt) und verteilen (das ist halt mal ein Staatsgesetz) ein Unterschied besteht.
Jeder (!) kann den Stromvertrag vom geschützen Markt wieder auf Alperia umstellen.
kongo
Tja Hermanndl. Deine Meinung interesiert keinen.Criticus hat recht.Du Langschläfer.Aufwachen.
hermannh
Kongo:zumindest Dich scheint meine Meinung zu interessieren 🙂 🙂 🙂
bananajoe
Criticus. Wieder schwache Leistung vom Land, wie auch beim öff. Nahverkehr gestern zu lesen. Heute streiken die bei der SASA übrigens wieder. Super Kompi beschte Mann der Welt
hermannh
Banana: am Dauernörgeln kennt man die Freude vom Team K 🙂 , die Partei der Depressiven 🙁
dn
So ist es.
tirolersepp
Ganz Unrecht hat criticus nicht !!!
morgenstern
criticus@
Es kann nur besser werden! Selbst das Beitrags verwöhnte Wahlschaf hat seinen Unmut bei den vergangenen Wahlen zum Ausdruck gebracht.