„Müssen mit Corona leben“
In den letzten Tagen sind die Fälle von Corona wieder deutlich gestiegen. Dennoch sehen Experten keinen Grund zur Sorge – und warnen vielmehr vor der bevorstehenden Grippe-Welle.
von Sylvie Debelyak
Keine Corona-Regeln, keine Maskenpflicht und auch keine Quarantäne mehr: Die Pandemie ist offiziell vorbei, doch besonders in der aktuellen Erkältungssaison hört man in Bezug auf Corona wieder vermehrt von positiven Fällen.
Die altbekannten zwei roten Striche auf den Corona-Tests sind in Südtirol derzeit wieder oft zu sehen. Nachdem bereits zu Schulbeginn ein leichter Anstieg der Corona-Fälle zu verzeichnen war, werden derzeit wieder öfters Personen positiv auf das Virus getestet, wie Eugen Sleiter, Präsident der Gewerkschaft für Allgemeinmedizin, weiß. Die meisten Betroffenen kommen mit typischen Grippe-Beschwerden wie Halsschmerzen, Gliederschmerzen oder Fieber zu ihm in die Praxis, erklärt Sleiter: „Die Quarantänepflicht bei einem positiven Test gibt es nicht mehr. Sie erhalten von mir eine offizielle Krankschreibung. Bei den meisten jüngeren Leuten sind das drei bis maximal fünf Tage. Bei älteren Menschen hingegen können die Symptome auch eine Woche bis zehn Tage anhalten.“
Was die genaue Fallzahl betrifft, so sei es schwierig, diese anzugeben. Immerhin werden positive Fälle längst nicht mehr offiziell registriert, so der Hausarzt: „Die Testung ist freiwillig, für die Diagnosefindung aber immer noch ratsam. Bei zehn getesteten Personen mit Grippe-Symptomen sind im Schnitt drei bis vier Corona-positiv.“
Eine Corona-Infektion bringt also die Symptome einer üblichen Erkältung mit sich, denn Personen mit respiratorischen Beschwerden infolge einer Corona-Infektion gibt es laut Sleiter nur mehr wenige bis gar keine. Dies bestätigt auch die Primaria für Infektionskrankheiten, Elke Maria Erne: „Die Zahl der Covid-Patienten in meiner Abteilung ist zwar wieder gestiegen, aber es handelt sich vor allem um Risikopatienten – alte, fragile Leute.“
Der Primaria zufolge werden derzeit rund sechs bis acht Personen mit schwereren Corona-Krankheitsverläufen in der Abteilung für Infektionskrankheiten behandelt. Auch was die Situation auf der Intensivstation betrifft, gibt die Infektionsspezialistin Entwarnung: „Wir haben eine Restimmunität, es wird viel geimpft und die meisten haben inzwischen Antikörper entwickelt. Zudem ist das aktuelle Virus nicht mehr so aggressiv. Viele Corona-Varianten haben sich abgelöst, die letzte größere war die Omikron-Variante und das sind nun alles Ableger davon.“
Die ersten Mutationen des Virus hätten schwere Lungenentzündungen oder bei manchen sogar eine Dekompensation verursacht, doch mit der Zeit wurden diese schwächer, wie Sleiter erklärt: „Wenn es so bleibt – und ich denke, dass es das wird – dann wird es auch in Zukunft nur mehr abgeflachte Corona-Krankheitsverläufe geben.“
Trotz der steigenden Corona-Fälle sehen Experten also keinen Grund zur Sorge. Für die Primaria war dieser Anstieg sogar vorhersehbar: „Wir haben ein neues Virus, das sich ähnlich verhält wie das Grippevirus.“ Auch Sleiter findet: „So wie es früher eben andere Respirationsviren gegeben hat, ist jetzt nun mal die ideale Zeit, wo sich solche Krankheiten verbreiten, wenn es draußen kälter wird und sich die Menschen zunehmend drinnen aufhalten.“
In diesem Zusammenhang warnt der Hausarzt vielmehr vor der bevorstehenden Grippewelle: „Corona ist für die meisten von uns zu einer normalen Grippe geworden, aber die richtige Grippe, wie wir sie normal erst im Dezember und Jänner kennen, wird uns erst noch einholen. Und wenn wir bis dahin weiterhin eine erhöhte Anzahl an Corona-Patienten haben, die zugleich an der Influenza erkranken, führt das sicherlich zu verstärkten Symptomen.“
Auch die Infektionsspezialistin betont: „Wir haben jedes Jahr die Grippewelle und jetzt kommt auch noch Corona dazu. Damit müssen wir wahrscheinlich leben. Es wäre illusorisch, zu glauben, dass man dieses Virus irgendwann wieder loswird.“ Umso wichtiger sei es, dass die Menschen ihr Bewusstsein verändern und zuhause bleiben, wenn sie krank sind: „Personen mit Grippe-Symptomen müssen sich nicht mehr testen, es kann Covid sein, eine Grippe oder auch ein anderes Virus. Aber diese Menschen stecken andere an. Wenn sie trotzdem zur Arbeit gehen, weil sie das müssen, sollen sie zumindest eine Maske tragen, um andere zu schützen. Diese drei Dinge – zuhause bleiben, solange man Symptome hat, eine chirurgische Maske tragen, wenn man raus geht, und Hände waschen – klingen vielleicht albern, verhindern aber, dass andere Menschen Virusinfektionen bekommen.“
Zudem unterstreicht die Primaria, wie wichtig es für Alte oder jene mit chronischen Krankheiten ist, sich impfen zu lassen, damit sie geschützt sind. Sie verweist dabei auf die Doppel-Impfungen gegen Corona und Grippe: „Diese Menschen können immer noch einen schweren Verlauf haben. Das Coronavirus ist sehr bizarr, es hat uns schon öfters überrascht.“
Konsequenzen dieser „Corona-Mini-Welle“ erwarten jedenfalls weder Sleiter noch die Infektionsspezialistin, auch wenn die Zahlen in den nächsten Tagen und Wochen sicherlich noch weiter zunehmen werden, wie Erne sagt.
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Kommentare (4)
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kritischerbeobachter
Jetzt ist Corona schwächer als eine Grippe, interessant. Jertzt hört man nichts mehr von den Experten, die voraussagten, dass in jeder Familie ein Todesfall an Corona sein wird. Ich hatte Corona, laut Blutproben anscheinden sogar zweimal. Es war wie eine normale Grippe.
Ich bin Gott sei Dank, NICHT mit dieser mRNA Impfung gespritzt, dafür bin ich sehr dankbar. Wenn man bedenkt, wieviel CoronaImpfSchäden aufgetreten sind – dazu gibt es genug Videos. Ich kenne auch einige Fälle, die Probleme nach der Impfung haben.
Wie kann heute noch eine Coronaimpfung empfohlen werden??? Nicht verständlich für mich.
Wo sind die Experten, die sagten, dass in jeder Familie ein Todesfall an Corona auftritt?
Wie war das mit dem Hausarest, nicht mehr an die frische Luft gehen dürfen, wer waren die Politiker die das angeordnet haben, Freiheit – die Menschenrechte ohne mit der Wimper zu zucken, verletzt haben.
Ich hoffe nur, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
falkao
Zum Hausarrest: Den Hausarrest gab es nicht, da man immer noch hinausdurfte. Man durfte aber nicht mehr zum Nachbarn Kartenspielen gehen. Meintest du dieses Menschenrecht?
falkao
Es freut mich für dich, dass du nicht geimpft bist. Einen Vorteil für mich oder die Allgemeinheit kann ich jedoch nicht erkennen. Auch freut es mich, dass du Covid schadlos überstanden hast, wie so viele andere auch, aber eben nicht alle. Ich könnte mich zudem nicht daran erinnern, dass die Covid-Impfung die Krankenhäuser gefüllt oder etwa die Intensivabteilung dicht gemacht hätte, obwohl doch fast alle zur gleichen Zeit geimpft wurden. Covid hat dies hingegen locker geschafft und hätte man nicht die Schotten dicht gemacht, dann hätte vermutlich jeder ein Opfer gekannt.
Deine Behauptung, dass es Impfschäden gibt, ist richtig, und es wird auch in Südtirol Fälle geben. Geholfen wird ihnen leider wenig bis gar nicht, da durch die anhaltende Quatschdiskussion, keiner mehr hinhören will.
dn
Bis zum nächsten Lüften im Labor.