Die BIP-Prognose
Die Unternehmen in Südtirol sind nach wie vor zufrieden. Das WIFO schätzt, dass das Südtiroler BIP in den Jahren 2023 und 2024 um jeweils 0,8 Prozent wachsen wird.
Zwar rechnen heuer 89 Prozent der Befragten immer noch mit einer zufriedenstellenden Rentabilität, das Umsatzwachstum hat sich aber abgeschwächt und wird nur noch von den größeren Betrieben getragen. Darüber hinaus melden die Unternehmen eine Stagnation des Geschäftsvolumens bei der Kundschaft aus dem Ausland und den anderen italienischen Provinzen. Die Betriebskosten sind weiter gestiegen und die starke Erhöhung der Zinssätze hat zu einer Verschlechterung des Kreditzugangs und einer Dämpfung der Investitionstätigkeit geführt. Das geht aus dem aktuellen Wirtschaftsbarometer des WIFO hervor.
Anderseits bleibt die Lage auf dem Arbeitsmarkt positiv: Im September gab es in Südtirol über 241.500 unselbständig Beschäftigte, dies sind 1,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Betrachtet man die einzelnen Sektoren, so ist im Vergleich zur vorherigen Umfrage des Wirtschaftsbarometers im Sommer vor allem im Verarbeitenden Gewerbe eine Abschwächung des Geschäftsklimas zu beobachten, die unter anderem auf die Verlangsamung der Exporte zurückzuführen ist.
Die befragten Unternehmen erwarten keine wesentlichen Änderungen der Konjunkturlage im Jahr 2024. Die schwache Nachfrage und die steigenden Finanzierungskosten werden zu einem weiteren Rückgang der Investitionen führen, vor allem in Gebäude und Fahrzeuge. Der Inflationsdruck auf die Betriebskosten sollte zwar langsam nachlassen, jedoch plant etwa jedes zweite Unternehmen die Verkaufspreise ihrer Waren und Dienstleistungen weiter anzuheben. Die Erwartungen zu Umsatz und Rentabilität sind in den einzelnen Sektoren sehr unterschiedlich. Die Unternehmen im Dienstleistungssektor und im Handel sind am optimistischsten und beabsichtigen sogar, ihr Personal weiter aufzustocken. Im Gegensatz dazu sind die Aussichten im Verarbeitenden Gewerbe, im Güterverkehr und bei den Sennereien verhaltener und das Baugewerbe rechnet sogar mit einem deutlichen Umsatzrückgang.
Die Konjunktur in der Eurozone hat sich im Laufe des Jahres zunehmend abgeschwächt, gebremst durch die Auswirkungen der straffen Geldpolitik auf die Binnennachfrage und durch die Verlangsamung des internationalen Handels. Nach den jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte das BIP der Eurozone 2023 nur noch um 0,7 Prozent und 2024 um 1,2 Prozent steigen. Besonders schwer hat es die deutsche Wirtschaft, für die heuer ein negatives Wachstum von -0,5 Prozent erwartet wird. Die Prognosen für 2024 sind von hoher Ungewissheit gekennzeichnet: Zu den Hauptrisiken für das Wachstum zählen die Dynamik der Energiepreise und der Inflation, die mittelfristige Entwicklung der chinesischen Wirtschaft, die Kriege in der Ukraine und in Gaza sowie die Auswirkungen des Wetterphänomens El Niño auf die Landwirtschaft weltweit.
Das italienische BIP sank im zweiten Quartal um 0,4 Prozent, hauptsächlich aufgrund der negativen Entwicklung der Investitionen und der Industrieproduktion und blieb im dritten Quartal unverändert. Dies erzwang eine Abwärtskorrektur der Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 0,7 Prozent. Eine Verbesserung ist hingegen auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten: Die Beschäftigungsquote stieg im August weiter an und erreichte 61,5 Prozent, während die Arbeitslosenquote auf 7,3 Prozent fiel. Laut dem IWF wird die Wachstumsrate des italienischen BIP 2024 mit 0,7 Prozent unverändert bleiben.
Südtirols Bruttoinlandsprodukt wird 2023 und 2024 nur leicht steigen
In Südtirol ist die Stimmung von Unternehmen und Konsument/innen im Wesentlichen stabil und die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt positiv. Die Umsatzdynamik wird jedoch durch die Verlangsamung der Investitionen, den inflationsbedingten Kaufkraftverlust der Familien und die Konjunkturabschwächung wichtiger Handelspartner wie Deutschland gebremst. Vor dem Hintergrund einer großen Ungewissheit, insbesondere auf geopolitischer Ebene, und eines allmählichen, aber langsamen Rückgangs der Inflation dürfte das Wachstum auch im nächsten Jahr eher schwach bleiben. Das WIFO erwartet, dass das Südtiroler BIP in den Jahren 2023 und 2024 jeweils um 0,8 Prozent zunehmen wird.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, betont die Wichtigkeit der Investitionsförderung: „Die Abschwächung der europäischen und internationalen Wirtschaft betrifft zwangsläufig auch unsere Unternehmen. Es ist wichtig, dass die öffentliche Hand Investitionen unterstützt, insbesondere von kleinen Unternehmen, um deren zukünftige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und das hohe Beschäftigungsniveau zu erhalten.“
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Kommentare (4)
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kritischerbeobachter
Wenn man bedenkt, wieviel Preissteigerung in letzter Zeit war, dann sieht das BIP eher schlecht aus.
artimar
Gierflation lässt Gewinne sprudeln.
dn
Interessanter find ich die Kaufkraft der Südtiroler, davon liest man selten.
pingoballino1955
dn,ganz klar,weil sie täglich sinkt,also unattraktiv darüber zu berichten!