„Habe es selbst erlebt“
Ein Wettskandal erschüttert einmal mehr den italienischen Fußball. Dieses Mal sind die Spieler selbst die Schuldigen. Wetten auch Südtiroler Fußballer auf Spiele?
von Markus Rufin
Italiens Fußball steht nach der 3:1-niederlage im EM-Qualifikationsspiel gegen England vor einem Scherbenhaufen. Nicht nur ist die Qualifikation zur Europameisterschaft in Gefahr, rund um die „Squadra Azurra“ gibt es einmal mehr einen Wettskandal.
Waren es in Vergangenheit immer die Vereine und ihre Bosse, die Einfluss auf das Spielgeschehen nahmen, sind es dieses Mal die Spieler, die sich verantworten müssen. Konkret geht es um den Vorwurf, dass die Spieler auf illegalen Wettplattformen aktiv waren.
Der Juve-Mittelfeldmann Nicolò Fagioli wurde am Dienstag für sieben Monate vom Verband gesperrt, auch gegen Nicola Zalewski, Federico Gatti, Ex-FCS-Spieler Nicolò Casale, Stephan El Shaarawy, Nicolò Zaniolo und Sandro Tonali gibt es diese Vorwürfe. Die beiden letztgenannten sollen sogar auf Spiele ihrer Ex-Vereine gewettet haben.
Öffentlich gemacht hatte die Vorwürfe der ehemalige Paparazzo Fabrizio Corona. Dieser hatte angekündigt, weitere Namen öffentlich zu machen. Er selbst wisse von rund zehn weitere Spielern, die auf ihre eigene Sportart auf illegalen Foren wetten.
Besonders schockierend bei diesem Wettskandal: Es handelt sich vorwiegend um junge Fußballer, die am Anfang ihrer Karriere stehen und dennoch bereits Millionen verdienen.
Fagioli gestand, dass er mit den Sportwetten im Trainingslager der U21 begonnen hatte. Sandro Tonali habe ihn damals auf die Plattform Icebet aufmerksam gemacht. Mittlerweile habe der 22-jährige rund drei Millionen Euro an Spielschulden angehäuft. Er habe sogar Mannschaftskollegen darum gebeten, ihm Geld zu leihen.
Der aktuelle Wettskandal wurde erst vor wenigen Tagen aufgedeckt, doch es lässt sich bereits jetzt erahnen, dass das Problem der Sportwetten im italienischen Fußball auch bei den Spielern tief verankert ist.
Das glaubt auch Klaus Schuster, Chef des Landesfußballverbandes. Er zeigt sich schockiert von den neusten Entwicklungen: „Eigentlich hatten wir das alles schon. Mich wundert es, dass die Spieler nie gescheiter werden und immer gleich weitermachen.“
Schuster vermutet, dass es auch in Südtirol Fußballer gibt, die auf Sport wetten, allerdings schließt er aus, dass die Spieler auf ihre eigenen Spiele wetten, zumal es dort ohnehin keine Anbieter gebe. Allerdings wisse er aus seiner Zeit als Trainer in Österreich, dass dort das Wetten gängig war: „In Österreich ist es möglich, sogar auf Spiele in der dritten Liga zu wetten. Es hat auch einige Spieler gegeben, die auf ihre eigenen Spiele gewettet haben und dabei erwischt wurden.“ Zwar handelt es sich hierbei nicht um Amateure, doch vom Fußball leben können nur die wenigsten österreichischen Regionalligisten. Das Wetten auf Fußballspielen bietet da einen attraktiven Nebenverdienst, zumal die Spieler die Spiele auch selbst beeinflussen können.
In Österreich sind Sportwetten wesentlich lockerer geregelt als in Italien, weshalb es nicht nur mehr Anbieter gibt, sondern diese auch in unteren Ligen platziert werden können. Hierzulande ist das Reglement wesentlich strenger. Daher greifen viele auf illegale Anbieter zurück, die zudem höhere Gewinnchancen einräumen.
Laut Schuster sei es auch kein Zufall, dass es in diesem Fall vor allem junge Spieler sind, die in den Wettskandal verstrickt sind: „Die Burschen gehen offenbar leichtfertig mit dem Geld um, wahrscheinlich verdienen sie es sich zu leicht und wissen nicht wohin damit. Doch umso größer ist das Unverständnis, dass man bei einem solchen Verdienst versucht, noch mehr Geld zu bekommen.“
Dass es im Dunstkreis der U-Nationalmannschaften Gespräche über Sportwetten gibt, kann sich Schuster ebenso gut vorstellen: „Ich weiß, dass es in Coverciano, wo die Nationalmannschaften ihre Trainingslager abhalten, einen riesigen Spielsaal gibt, auch wenn dieser in erster Linie für die Konsolen der Spieler gedacht ist.“
Der aktuelle Wettskandal werfe jedenfalls kein gutes Licht auf den Fußball im Allgemeinen: „Das ist kein gutes Signal und dient auch nicht der ohnehin schon angeknacksten Glaubwürdigkeit des Fußballs.“
Übrigens: Auch wenn im Amateurfußball Sportwetten nicht möglich ist, ist Südtirol nicht ganz unberührt von solchen Skandalen. Der Innenverteidiger des FC Südtirol, Andrea Masiello, wurde 2012 im Zuge des Wettskandals vom italienischen Verband für 26 Monate gesperrt. Mittlerweile zeigt sich der FCS-Spieler aber geläutert.
Doch auch bei Davide Zomer, dem Tormann der in der Saison 2010/11, mit einem Ausraster beinahe den Abstieg des FC Südtirol besiegelte, standen Betrugsvorwürfe im Raum, die ihm aber nicht nachgewiesen wurden.
Daran erinnert sich auch Schuster. Der Verbandspräsident glaubt allerdings nicht, dass es Südtiroler Fußballer gab, die jemals solche Angebote annahmen.
Der aktuelle Wettskandal unterscheidet sich aber wesentlich von dem aktuellen, da dieses Mal die Spieler alleine gehandelt haben. Schuster unterstreicht deshalb auch, dass man nicht vergessen dürfe, dass Fabrizio Corona selbst noch bis vor kurzem wegen Erpressung und Steuerhinterziehung im Gefängnis saß: „Man sieht daran, dass sich das ganze am Rande der Legalität bewegt. Das Ambiente von Corona ist sehr zweifelhaft, so ist auch noch nicht geklärt, wer sein Informant ist, aber ich glaube, dass der Skandal deutlich tiefer reicht.“
Doch was muss der italienische Fußball also tun, um Wettskandale künftig zu verhindern. „Ich glaube, dass bereits die Vereine Präventionsarbeit leisten müssen“, meint Schuster. „Man muss den Spielern die sportliche Ethik vermitteln, ihnen das Wetten verbieten und sich zu gegenseitigen Kontrollen aufrufen.“
Wenn sich zeige, dass der Skandal tatsächlich tiefer gehe, komme man auch nicht drumherum an einem der Spieler ein Exempel zu statuieren und ihn auch für fünf Jahre zu sperren: „Die Abschreckung muss größer sein, denn die Spieler gehen aktuell viel zu leichtfertig mit ihrem Geld um.“
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Kommentare (2)
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prof
Übrigens, nicht nur Masiello war in einem Wettskandal verwickelt, auch der Spieler Alex Pederzolli ist nach einer Wettskandal- Sperre zum FCS gekommen und hat 2013 bis 2015 für den FCS gespielt.
Natürlich wetten auch bei uns Fußball-Spieler auf Spiele,aber wenn sie schlau genug sind,tun sie es nicht selbst,sondern beauftragen Kollegen und machen es nicht auf den Handy sondern in den Wett-Salons.
prof
Ein Serie A Spieler ( nenne den Namen nicht) soll sogar gewettet haben,daß er die Gelbe Karte erhält,was logischer weis gar nicht schwierig ist.
Die Quote ist beträgt hier von 2.5 bis 6.