„Mit Quoten löst man wenig“

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Eine Männerquote soll italienweit den Anteil an Männern in den Schuldirektionen erhöhen. Ist das wirklich nötig? Und: Wie ist die Situation an Südtirols Schulen?
von Sandra Fresenius
Weil es an Schulen deutlich mehr Frauen als Männer in Leitungspositionen gibt, plant die Regierung in Rom nun eine Männerquote einzuführen. Diese soll in allen Regionen zum Tragen kommen, wo der Abstand zwischen den Geschlechtern mehr als 30 Prozentpunkte beträgt. Da dies fast überall zutrifft, geht es in der nächsten Bewerbungsrunde um knapp 600 Stellen. Bildungslandesrat Philipp Achammer will bei der nächsten Ausschreibung des Schulführungskräftewettbewerbs prüfen, ob das auch für Südtirol Wirkung hat. Da der Wettbewerb prinzipiell jedoch autonom ausgeschrieben wird, gehe er nicht davon aus.
Sowohl Achammer als auch die Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner halten von dieser Maßnahme jedoch wenig. „Ich glaube, dass man mit Quoten relativ wenig löst. Es ist zwar schon die Regelung, dass bei Punktegleichstand dem Mann der Vorzug gegeben wird. Aber nichtsdestotrotz sollte Bildung sich nicht an Punkten ausrichten, sondern an anderen Kompetenzen, wie der Sozial- oder Führungskompetenz“, meint der Bildungslandesrat. „Das ist allenfalls ein Baustein. Wir reden hier ganz deutlich in Klischees sowie weiblichem Führungshandeln und männlichem Führungshandeln. Man geht immer davon aus, dass weibliches Führungshandeln bei allen Frauen gleich ist, aber dem ist ja nicht so. Grundsätzlich geht es eher um den Zugang, wie kann ich unterschiedliche Herangehensweisen in ein System hineinbringen. Ich glaube, das steht als Botschaft dahinter“, bringt es Falkensteiner auf den Punkt.
Wenn überhaupt wäre eine Quote für die Lehrpersonen im Primarbereich, also im Kindergarten und in der Grundschule, sinnvoll – aber auch hier nur als Teillösung für das Problem. Vielmehr jedoch gelte es positive Anreize zu setzen, um diesem Mangel entgegenzusteuern, sind sich Landesrat und Landesschuldirektorin einig.
„Es ist ein Pendel, was hin und her geht. Wir haben in der Geschichte einmal mehr Männer als Führungskräfte gehabt, dann wieder mehr Frauen“, weist Achammer auf einen temporären Zustand hin. Derzeit fällt Südtirol tatsächlich nicht in die Quote, da der Anteil männlicher Schulführungskräfte über 30 Prozent beträgt. „Wir sind da ziemlich gleich aufgestellt. Wir sind etwa bei 40 zu 60 Prozent. Wenn man weit zurückschaut, waren auf diesen Posten mehr Männer, in den letzten 10 bis 15 Jahren war das Verhältnis aber doch recht ausgewogen“, weiß auch Sigrun Falkensteiner. Im Moment gibt es in Südtirol den Luxus von deutlich mehr Bewerbungen gegenüber vorhandenen Plätzen. So kamen beim letzten Direktorenwettbewerb in der ersten Ausschreibung 180 bis 200 Bewerber auf 25 Plätze – darunter auch genügend Männer mit entsprechenden Qualifikationen.
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