„Ungewisse Lage“
Wegen der stagnierenden Löhne und der steigenden Lebenskosten haben knapp 90 Prozent der Südtiroler keine großen Anschaffungen geplant.
von Sandra Fresenius
Aufgrund stagnierender Löhne bei gleichzeitig steigenden Lebenshaltungskosten ist der Ausgabenhorizont für viele lohnabhängige Beschäftigte in Südtirol stark begrenzt. Das betrifft auch und vor allem langlebige Gebrauchsgüter und „ökologische“ Investitionen, das heißt Energiesparmaßnahmen, zu denen Politik und Medien aufrufen. „Die ungewisse Lage schlägt sich auch auf die geplanten Ausgaben der Arbeitnehmer nieder – man begnügt sich nun mit kleineren Einkäufen“, so Andreas Dorigoni, Präsident des AFI.
Das AFI hat den Sonderteil des Herbstbarometers den geplanten Anschaffungen der Arbeitnehmenden gewidmet. Ausschlaggebend für die Umfrage war das Ergebnis einer Befragung von Findomestic im Zeitraum August und September 2023 auf gesamtstaatlicher Ebene. Diese ließ mit einer Abnahme der durchschnittlichen Bereitschaft zum Kauf langlebiger Gebrauchsgüter von acht Prozent aufhorchen.
Laut der vom AFI durchgeführten Befragung planen 89 Prozent für das kommende Vierteljahr keine größeren Anschaffungen – dies unabhängig davon welches Geschlecht die Befragten hatten oder ob sie in Vollzeit bzw. Teilzeit, mit einem befristeten oder unbefristeten Arbeitsvertrag angestellt waren.
Nach dem Wunsch befragt, sind zwar 91 Prozent der Personen der Meinung, dass es für größere Anschaffungen der falsche Zeitpunkt sei, jedoch halten 16 Prozent der Arbeitnehmer des Produzierenden Gewerbes den Zeitpunkt für richtig, während dies nur sechs Prozent der Arbeitnehmenden im Handel behaupten. Es offenbaren sich hier je nach Wirtschaftssektor schwankende Prozentsätze.
Der überwiegende Anteil der Befragten plant also keine größeren Anschaffungen und die, bei denen eine solche dennoch ansteht, sind bei ihrer Wahl deutlich vorsichtiger. So fällt diese beim gewünschten oder notwendigen Kauf eines Autos derzeit eher auf einen Gebrauchtwagen mit Verbrennungsmotor. Bei drei Prozent fällt die Wahl auf einen Neuwagen, bei etwas mehr als drei Prozent auf einen Gebrauchtwagen und nur ein Prozent liebäugelt mit einem Elektro- oder Hybridauto. Die große Mehrheit von 92 Prozent plant – abgesehen vom Fahrrad – keinen Kauf eines Transportmittels. Auch der Anteil der befragten Personen, welcher Ausgaben für einen Wohnungs- oder Hausumbau (6 Prozent) und für Möbel (5 Prozent) plant, liegt nur geringfügig höher. Energiesparmaßnahmen am Eigenheim, die oft mit hohen Investitionen verbunden sind, planen lediglich sieben Prozent, wobei keine der befragten Personen daran denkt, Wärmedämmarbeiten auszuführen.
Die Umfrage zeigt zudem, dass die meisten Südtiroler lohnabhängig Beschäftigten (54 Prozent) den Erwerb langlebiger Gebrauchsgüter sowie kleinerer Investitionen mit Ersparnissen einiger Monate finanzieren werden. Da das AFI in den vergangenen Monaten aber eine deutliche Verschlechterung der Sparmöglichkeiten ermittelt hat, kann daraus gefolgert werden, dass es sich zwar um wichtige Anschaffungen handelt, die jedoch nicht mit großen Beträgen zu Buche schlagen. Während 19 Prozent hierfür Erspartes mehrerer Jahre verwenden, würde ein knappes Viertel (23 Prozent) für die Finanzierung dieser Anschaffungen um ein Darlehen bei der Bank ansuchen. „Diese Antwort könnte als vorsichtige Haltung in der Aufnahme von Schulden interpretiert werden. Sie könnte aber auch aus dem Bewusstsein heraus geliefert worden sein, keine weiteren Darlehen mehr erhalten zu können, weil man bereits hoch verschuldet ist“, interpretiert AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi.
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Kommentare (8)
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unglaublich
Das war der größte Fehler der sog VOLKSpartei. Sie haben das Auseinanderdriften von Arm und Reich aktiv betrieben.
Gaaanz falsch!
pingoballino1955
In Zukunft werden die Handwerksbetriebe jeglicher Coleur auch wieder für kleinere Arbeiten in allen Bereichen Zeit finden ! Und die Preise werden purzeln: Angebot und Nachfrage!
fakt60ist
Ich wär mir da mal nicht so sicher ob die Preise purzeln werden, wobei wir ja kaum noch Nachwuchs im Handwerk zu verzeichnen haben. Zudem haben Handwerker einen Vorteil, weil die meisten Handwerker ohne Handwerker ganz gut zu recht kommen, der Großteil aber „ohne“ nicht.
asd
Richtig. Und darauf habe ich gewartet. Idealer Zeitpunkt ab Mitte 2024. Dann kannst du wieder verhandeln 😉
brutus
…gewisse Leute haben in letzter Zeit auch schon über ihre Verhältnisse gelebt! Es müsste das teuerste Smartphone, ein SUV, eine Flugreise auf die Kanaren usw. sein.
Alles kann man heute auf Raten bekommen…
…das Erwachen kommt dann in einer Rate!
olle3xgscheid
Die Dame mit weissen Haaren , in Brüssel hat dies letztin 10 x in Folge so entschieden .
Könnts euch das Geld bei der Bank holen 😉
Nicht zuletzt die enorme Gier unserer Wirtschaftstreibenden die Preise ständig anzuheben-somit die Inflation anzuheizen..
Auch @brutus hat Recht
andreas69
Dass der Konsum zurückgeht war ja gewollt! Warum sonst hat die EZB die Leitzinsen erhöht? Einbremsung der Inflation, dämmerts?
dn
Ca.35 % haben von der esse wu pi etwas zu erwarten