„Wir wollen eine Sinngesellschaft“
„Future Hospitality – Menschen inspirieren, Innovationen entfalten, Nachhaltigkeit leben“. Unter diesem Motto lud der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) zu einer Fachtagung, welche der HGV als Rahmenprogramm zur Fachmesse Hotel 2023 angehalten hat.
Diese Fachtagung diente zugleich als Startschuss für die drei großen Zukunftsthemen Human Relations, Innovation und Nachhaltigkeit. Der HGV-Landesausschuss hat im letzten Jahr beschlossen, die Mitglieder speziell in den drei großen Zukunftsthemen zu begleiten und zu beraten.
HGV-Präsident Manfred Pinzger verwies in seinem Grußwort, wie herausfordernd es für Familienbetriebe sein kann, die Balance zwischen Gästezufriedenheit, Wirtschaftlichkeit, Innovation und Nachhaltigkeit zu finden. „Genau hier möchten wir mit der Leitstrategie Future Hospitality ab sofort Wege und Lösungen aufzeigen, wie diese Balance gelingen kann“, sagte Pinzger.
HGV-Direktor Thomas Gruber, welcher durch die Fachtagung führte, stellte dabei auch die neu erstellte Landingpage Future Hospitality und das soeben erschienene HGV-magazine vor, welche zahlreiche inspirierende Impulse und spannende Best-Practice-Beispiele zu den Zukunftsthemen vorstellen und aufzeigen.
Von der Arbeitsgesellschaft zur Sinngesellschaft
Als Hauptredner bei der Fachtagung trat der deutsche Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht auf. Er sprach über „Arbeiten – Leben – Urlauben. Zwischen Arbeitsgesellschaft und Sinngesellschaft“. Er ging zunächst auf Studien zur Zukunft der Arbeit und die Auswirkung der Digitalisierung auf die Arbeitswelt ein. Demnach würden viele Berufe durch Maschinen und Technologien ersetzt. „Stattdessen haben wir jetzt trotz Digitalisierung einen allgemeinen Arbeitskräftemangel, den die Prognosen nicht vorhergesehen haben“, sagte Precht.
Aus seiner Sicht gibt es vier Sieger der digitalen Revolution. Diese sind zum einen die Spitzen-IT-Berufe, zum anderen jene Berufe, welche im Projektmanagement, in der Logistik und allgemein im Management angesiedelt sind. An dritter Stelle der Sieger reiht Precht die handwerklichen Berufe ein. „Die größten Sieger sind all jene, die in den sog. Empathie-Berufen tätig sind, darunter zähle ich auch die Gastronomie und den Tourismus. Das sind Berufe, wo Menschen Wert darauflegen, mit Menschen zu tun zu haben“, sagte Precht. Die Menschen suchen weiterhin Gesamterlebnisse, in der Gastronomie genauso wie im Entertainment.
Dieses Gesamterlebnis könne keine Maschine bieten. Zum Schluss seines spannenden Referates ging Precht auf den Mentalitätswechsel bei vielen Menschen ein. „Bisher haben wir in einer Arbeits- und Lohngesellschaft gelebt. Heute wollen die Menschen vermehrt in einer Sinngesellschaft leben, wo sie Arbeit mit Spaß, Freude und Glück verbinden wollen“, sagte Precht. Das stellt die Politik, aber auch die Unternehmen vor große Herausforderungen. Er plädierte deshalb dafür, zunächst die Ausbildung der Jugend noch stärker auf die zukünftig notwendigen Tätigkeiten auszurichten. Die Politik müsse das Besteuerungssystem ändern: weniger Steuern auf die Arbeit, stattdessen sollen Maschinen und Umsätze, die durch die Digitalisierung erzielt werden, höher besteuert werden. „Dies ist ein schwieriger Prozess. Wir müssen aber erkennen, dass die Arbeitsgesellschaft langsam endet. Deshalb müssen wir die Spielregeln ändern“, unterstrich Precht.
Mit kreativem Chaos zum Erfolg
Von der Meta-Ebene in die Realität eines familiengeführten Unternehmens begab sich der Wiener Gastronom Ilan Molcho. Die Familie Molcho betreibt 13 Restaurants mit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der ganzen Welt. In seinem spannenden Referat zeigte er auf, wie es gelang, vom Wiener Naschmarkt aus, den gastronomischen Siegeszug anzutreten. Ilan Molcho, Geschäftsführer von NENI Food, erläuterte den rund 350 Tagungsteilnehmenden, warum die Balagan-Mentalität das Rezept für gastronomischen Erfolg und Wachstum darstellt.
„Balagan heißt für uns kreatives Chaos. Unser Credo ist, dass wir sehr flexibel sein müssen, um kreative Lösungen zu finden und den Mut haben müssen, neue Wege zu beschreiten, speziell in der Gastronomie“, sagte Molcho. In diesem nicht einfachen Prozess müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Mitgestalter wahrgenommen werden. Ziel müsse es sein, von einem individuellen Chaos zu einer kollektiven Stärke zu gelangen. „Dafür müssen die Mitarbeitenden wahrgenommen, wertgeschätzt und gelobt werden sowie sich weiterentwickeln können. Wenn Kreativität und Individualität gefördert werden, dann stärkt dies die Bindung zum Betrieb. Und dies ist dann nachhaltig“, sagte Molcho.
Best-Practice-Beispiele aus Südtirol
In einer abschließenden Diskussionsrunde wurden drei Vorzeigebetriebe aus Südtirol präsentiert. Lisa Resch, Juniorchefin im Hotel Steineggerhof in Steinegg, zeigte anhand ihres Familienbetriebes auf, wie ökologische Nachhaltigkeit in der Küche und im Hotel umgesetzt wird. Mit konsequenten Maßnahmen ist es gelungen, den CO2-Fußabdruck erheblich zu reduzieren, in der Küche zu hundert Prozent auf Bioprodukte zu setzen und den Betrieb fast zur Gänze energieautark zu führen.
Der Hotelier Klaus Pichler, Ganischg GmbH aus Deutschnofen, gab einen Einblick, wie Teamentwicklung in der Praxis funktioniert und sagte, dass eine Verantwortliche für den Human-Relations-Bereich einen Vollzeitjob innehat, weil das Recruiting von Mitarbeitenden und das Personalmanagement das ganze Jahr hindurch erforderlich ist.
Manuel Hofer, Chefkoch und Inhaber des STOCHAS food & drinks in Steinhaus, erläuterte, wie es ihm gelungen ist, mit seinem neuen Betrieb eine innovative Gastronomie umzusetzen. Sein Credo ist, die Regionalität mit der Exotik, vor allem bei Gewürzen, kreativ zu kombinieren. Letzthin bietet er Gastronomieevents an, um die positiven, schönen, aber auch herausfordernden Seiten in Szene zu setzen und ein positiveres Bild über die Gastronomie aufzuzeigen.
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Kommentare (7)
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summer1
Wer Precht als Philosophen bezeichnet, hat von Philosophie wenig verstanden.
Oder seit wann ist man mit einer Promotion in Germanistik und Philosophie als Nebenfach im Grundstudium Philosoph?
Seinem antjüdischer Ausspruch im Podcast mit Lanz spricht ohnehin Bände über diesen pseudolinken, woken Schwurbler!
enfo
Bitte lass dieses hysterische Getue mit antisemitischer und rassistischer Geisterjagd den Deutschen. Das ist dich nur mehr lächerlich und kindisch.
Nebenbei, dir ist schon klar, dass Precht an die 200 philosophische Veröffentlichungen hat und Lehrstühle in Philosophie besetzt. Reicht das für dich nicht?
summer1
Er kann auch 400 philosophische Veröffentlichungen haben, ist aber ohne Promotion in Philosophie auf beiden Lehrstühlen lachhaft.
Und auf den Inhalt seiner Veröffentlichungen kommt es an, ob sie tatsächlich philosophisch sind.
Wäre ja lustig, wenn jemand mit 200 medizinischen Veröffentlichungen gleichsam Arzt wäre.
andreas69
Platon, Heraklit, Aristoteles, Sokrates und wie sie alle heißen, hatten auch keine formelle Promotion an irgendwelchen Universitäten und gelten als große Philosophen des Altertums. Der Titel „Philosoph“ lässt sich nicht auf einen akademischen Titel reduzieren.
Man kann ruhig anderer Meinung als Precht sein, aber man kann ihm nicht den Titel „Philosoph“ absprechen, nur weil er nicht in „Philosophie“ promoviert hat.
enfo
Ja eben, sie sind philosophisch.
Lass gut sein. Du lebst sowieso in einer Welt, so wie sie nir dir gefällt
dn
Precht hat Recht
andreas1234567
Hallo zum Abend,
wenn HGV zu lesen ist dann ist Oberlehrergeschwätz nicht weit, der Gast soll mit der Bimmelbahn anreisen um den Planeten zu retten und spätestens wenn die IDM mit ihrem Verblödungsdenglisch von Sustainable sonstwas aufkreuzt scheint der gesunde Menschenverstand den Gantkofel heruntergefallen zu sein.
Als Gast hat das keinen Mehrwert und das Geld für deutsche Philosophenschwätzer aus dem Fenster zu werfen wird die Verbandsmitglieder auch nicht gerade entzücken.
Den Kerl kann man übrigens über das Referentenprogramm von Bertelsmann buchen falls jemand einen Kindergeburtstag oder die Beerdigung von seiner Katze philosophisch aufpeppen möchte..
Da kann man sich doch glatt fragen warum die Verbandsexponenten des HGV bei der Sammelpartei bei den Wahlen mit den Vorzugsstimmen so in der Mistlege gelandet sind und der Artikel könnte eine nachträgliche Antwort sein.
Statt Geld für so einen Blödsinn zu verplempern sollte der Verband Wirtsleute mit einem hohen Stammgästebestand fördern und auch Wirtsleute welche 5 oder 10 oder noch mehr Jahre ausgehalten haben, da haben die Gäste dann mit den Füßen abgestimmt.
Auf Wiedersehen auf Südtiroler Einkehren wo es bei stimmigen Preisen und qualitativ guter Karte mit herzlichen Wirtsleuten einfach fein und gemütlich ist, diese Einkehren gibt es und die gehören geschützt und gefördert