„Raum für Flüsse schaffen“
Die Verbauung gegen Wassergefahren am Kogbach in Pflersch in der Gemeinde Brenner stand im Mittelpunkt einer Bürgerversammlung, bei der konstruktiv diskutiert wurde.
Bei einem Informationsabend in St. Anton in Pflersch in der Gemeinde Brenner haben Techniker der Wildbachverbauung mit den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern in Anwesenheit von Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler und Bürgermeister Martin Alber über den Hochwasserschutz diskutiert; konstruktiv, wie der Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Nord Philipp Walder hervorhebt: „Zwei Stunden dauerte die Informationsveranstaltung .Es wurden gute Ideen vorgebracht, die wir prüfen und weiterführen werden.“
„Moderner Hochwasserschutz bedeutet, wieder mehr Raum für unsere Flüsse zu schaffen“, unterstreicht Landesrat Schuler: „Aus den Erkenntnissen der Hochwasserereignisse der Vergangenheit geht die Bedeutung der Schaffung von Retentionsflächen und Ablagerungsplätzen hervor.“ Seit 1958 sind im Archiv der Wildbachverbauung neun Ereignisse verzeichnet, sieben davon allein in den vergangenen 20 Jahren. Einige Ereignisse gingen glimpflich aus, das Geschiebematerial wurde durch den Pflerscherbach weitertransportiert. Andere hingegen, wie das letzte Ereignis im August vergangenen Jahres, verursachten große Schäden im Dorfbereich.
Größtes Schadensereignis am 5. August 2022
Das größte Ereignis war jenes vom 5. August des Vorjahres, als insgesamt 25.000 Kubikmeter an Geschiebe anfielen. Innerhalb kurzer Zeit fielen im Talboden 40 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, wobei im Einzugsgebiet des Kogbachs die Niederschläge wesentlich ergiebiger und besonders intensiv waren. Bei der Brücke der Gemeindestraße „Muchn“ strömte der Murgang teilweise entlang der Straße und teilweise in angrenzende Gärten und Felder. Die Schlammmassen verteilten sich über die Gemeindestraße und die Landesstraße auf einer Strecke von über 500 Metern. Verletzt wurde niemand. Vier Wohngebäude und ein Stallgebäude wurden zum Teil stark beschädigt.
Zusätzlich zu den Wassergefahren müssen auch die Lawinengefahren berücksichtigt werden: Jan Kobald vom Landesamt für Wildbachverbauung Nord und Christoph Oberschmied vom Landeswarnzentrum haben dazu drei Varianten geprüft. Bei der Bürgerversammlung wurde jene Variante vorgestellt, die hauptsächlich eine Verbauung gegen die Wassergefahren vorsieht, die Lawinengefahr wird dabei nur in geringerem Maße berücksichtigt.
Lösungsvariante vorgestellt
Voraussetzung für eine Verbauung am Kogbach ist die Entfernung der beiden Brücken im Bereich des Weilers St. Anton mit einer dazu im Zusammenhang stehenden alternativen Zufahrt mit einer neuen Brücke sowie eine alternative Wohnmöglichkeit für die Bewohner eines Wohnhauses, das ausgesiedelt werden muss. Eine mögliche Lösung stellte der Techniker der Wildbachverbauung Jan Kobald vor: Am Schwemmkegelhals oberhalb des Dorfes ist am orographisch linken Ufer ein rund 50 Meter langer Damm geplant, um ein Ausufern des Kogbachs oberhalb des Dorfes zu verhindern. Dieser schützt zum Teil auch vor der Lawine; somit würde die Sicherheit für einen großen Teil des Dorfes erhöht. Auf der orographisch rechten Seite wird auf einer Länge von rund 100 Metern die Wiese so gestaltet, dass das Wasser und Teile des Geschiebes stets in das Bachbett zurückgeleitet werden. An der Engstelle der zukünftig demontierten Brücke der Gemeindestraße „Muchn“ werden orographisch links und orographisch rechts Ufermauern mit einer Höhe von bis zu 1,8 Metern errichtet. Diese weisen orographisch rechts eine Länge von rund 75 Metern und orographisch links eine Länge von rund 25 Metern auf.
Um ein Ausufern des Kogbachs im Mündungsbereich zu verhindern, müsste die Fläche eines dort stehenden Wohnhauses als Ausschotterungsfläche genutzt und mit einer rund 55 Meter langen Mauer umgrenzt werden. Dort kann sich das Material ablagern, ohne weitere Schäden zu verursachen.
Eine neue Zufahrt und eine neue Brücke über den Pflerscherbach sowie das Einverständnis der Grundeigentümer sind für diese Variante nötig. Der Bürgermeister der Gemeinde Brenner zeigt sich überzeugt von dieser Lösung. Eines der wichtigsten Themen ist die Aussiedlung des Wohnhauses Schölzhorn, da sonst kein Konzept wirklich funktioniert beziehungsweise nur mit übermäßig hohen Kosten und extremen Eingriffen in das Landschafts- und Ortsbild, unterstreicht Amtsdirektor Walder. In diesem Kontext wurden seitens der anwesenden Dorfbevölkerung berechtigte Fragen gestellt sowie einige interessante neue Lösungsansätze diskutiert.
Die Baukosten werden – je nach Beteiligung auch der Gemeinde – auf circa eine bis eineinhalb Millionen Euro geschätzt. Detailberechnungen liegen noch nicht vor.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.