„Werden nie dafür sein“
Die Gemeinde Auer spricht sich im Zuge der Stellungnahme zum Landesmobilitätsplan erneut gegen das Fenster für den BBT auf dem Gemeindegebiet aus. Was sich die Gemeinde stattdessen wünscht.
von Christian Frank
1847 sinnierte bereits der italienische Ingenieur Giovanni Qualizza über einen Tunnel unter dem Brennerpass.
2007 sprengte man in Mauls das erste Gestein aus dem Gebirge und leitete damit den noch immer andauernden Bau des Brennerbasistunnels ein.
Er soll die längste unterirdische Eisenbahnstrecke der Welt beherbergen, und gerade auf das Stichwort „unterirdisch“ legt der Bürgermeister von Auer, Martin Feichter, großen Wert.
Für die Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel soll es nämlich in gewissen Abschnitten sogenannte „Fenster“ geben, welche im Grunde freilaufende Trassen beschreiben, die aus dem Berg hinauslaufen. Ein solches Fenster soll es auch in der Gemeinde Auer geben, zum Missmut der lokalen Verwaltung.
„Die Gemeinde Auer hat sich seit nun über einem Jahrzehnt konsequent gegen diese Fensteröffnung ausgesprochen. Wir sprechen uns nicht gegen den BBT oder die Zulaufstrecke aus, wir wollen nichts verhindern. Wir wollen nur nicht auf unserem Gemeindegebiet dieses Loch haben“, erklärt Feichter.
Grund für den gemeindlichen Aufschrei ist laut dem Bürgermeister die Sorge über die Materialausschüttung, welches dieses Unterfangen mit sich bringt:„ Bei einem solchen Vorhaben wird enorm viel Material ausgeschüttet. Die Studien, die mir vorliegen, sprechen von fünf Millionen Kubikmetern Materialausschüttung. Dabei kann man uns aber nicht sagen, wo das hinkommen soll. Unsere Befürchtung ist, dass wir an den Toren von Auer eine Großbaustelle bekommen und dass Millionen von Kubikmetern an Material gelagert werden muss. Staubentwicklung, Auswirkung auf Flora, Fauna, Lebensqualität, Tourismus und so weiter sind dabei die Begleiterscheinungen. Zudem müssten Unternehmensumsiedlungen getätigt werden.“
Bereits acht Mal hatte sich die Gemeinde in den letzten 14 Jahren gegen diese Öffnung ausgesprochen. Im Zuge des Landesmobilitätsplanes 2035 wurde die Gemeinde aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben und betonte deshalb im Rahmen der letzten Gemeinderatssitzung abermals ihre Position und ihre gewünschte Alternative.
„Im Landemobilitätsplan 2035 sind der BBT und die Landeszulaufstrecken als wichtigste Infrastrukturinvestition bezeichnet worden. An selbiger Stelle wird auch explizit die Baustrecke erwähnt, welche sich von Branzoll bis Trient erstreckt, in welcher wir eben auch enthalten sind. Wir haben uns immer gegen dieses Loch ausgesprochen und wären froh, wenn man auf unseren Einwand Rücksicht nehmen würde. Die Wichtigkeit des BBT müssen wir jetzt nicht mehr in Frage stellen. Uns geht der Verlauf durch den Berg in Ordnung, aber es sollte eben vollends durch den Berg verlaufen“, konstatiert Feichter.
Er gibt zu bedenken, dass man sich hier auf die ihm vorliegende Machbarkeitsstudie aus dem Jahre 2009 beruft: „Konkret betrifft der offene Abschnitt in Auer laut dieser Machbarkeitsstudie die Pizzeria Nussbaumer, den Parkplatz, den Autohändler Autoexpo, ein Wohngebäude sowie einen Detailhandel. Uns liegt leider nichts Aktuelleres vor als dieses Dokument von 2009.“
Der Bürgermeister räumt ein, dass eine klar in Aussicht gestellte Lösung für das Material ein erwünschtes Entgegenkommen wäre. „Ich werde mich nie wohlwollend für diesen Fensterbau auf unserem Grund aussprechen, aber alles, was weniger Belastung bringt, ist etwas Gutes“, so Feichter.
Der Bezirksobmann des Bauernbundes, Reinhard Dissertori, sieht zum derzeitigen Stand der Dinge Problematiken größerer Dringlichkeit: „In erster Linie geht es jetzt um die Eintragung des Bauleitplanes. Alles andere ist noch nicht der Rede wert. Es muss mal ermöglicht werden, dass etwas vorwärts geht.“
Dissertori bemängelt, dass in den letzten sieben Jahren kein weiterer Baufortschritt erreicht wurde.
„Es herrscht völliger Stillstand. Kein Mensch hat mehr etwas gemacht. In erster Linie muss diese Eintragung passieren. Weder das Loch noch das abzutragende Material sind ein Thema. Das ist alles noch in weiter Ferne“, erklärt der Obmann.
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Kommentare (2)
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andreas
Typischer Egoismus im Stile des Operettenstaates beim Nachtfahrverbot und der Bayern bei den Zulaufstrecken zum BBT.
Manche Maßnahmen sind nun mal nötig und sollten ohne langem Nachfragen durchgezogen werden.
Man fragt den Frosch halt nicht, ob man den Teich trockenlegen darf.
Jeder weiß z.B., dass es eine Müllverbrennungsanlage braucht, keiner will sie aber bei sich stehen haben.
Bayern bei den Zulaufstrecken zum BBT ist noch peinlicher, da Söder sich nicht mal traut, eine Trasse zu planen, da er weiß, dass so gut wie jeder an der geplanten Strecke dagegen ist und klagt.
Auch brauchen die Bayern den Strom aus dem Norden, Stromtrasse wollen sie aber keine, aber wie der sonst in den Süden kommen soll, weiß Söder auch nicht so wirklich.
Die Interessen der Allgemeinheit, stehen über den Einzelinteressen, heutzutage traut sich aber kaum mehr ein Politiker, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, da sie ihr Wahlergebnis über den Interessen der Allgemeinheit stellen.
gurgiser
Im Bericht steht, dass „die Wichtigkeit des BBT müssen wir jetzt nicht mehr in Frage stellen“. Nun, Rudolf Streicher wollte Ende der 1980-er Jahre als österr. Verkehrsminister einen Tunnel München-Verona, daraus geworden ist die Eisenbahnumfajring Innsbruck. Seine „Pläne“ wurden weiter verfolgt und eine Inbetriebnahme des BBT mit 2008 festgelegt. Jahre später haben dann Hubert Gorbach und Pietro Lunardi in einem Staatsvertrag die vollständige Inbetriebnahme mit 2015 vereinbart. Mittlerweile wird von 2030 oder 2032 gesprochen. Lassen wir das. FAZIT: Der BBT wird für die Tunnelbauer wichtig sein, mit der Lösung des Zransitproblems hat er NU zu tun. Die Probleme wurden über Jahrzehnte verschleppt, für die Ursachenbekämpfung hat der Mut nie geteicht und „verlagert“ werden nur Milliarden an Steuergeldern, die in anderen gesellschafts- und regionalpolitischen Bereichen fehlen. Die Politik kommt und geht, der BBT wird teurer und teurer, die Trsnsitprobleme bleiben. Ob sich da die Gemeinde Auer so oder so verhält, es fließen seit Jahren Milliarden in „Schwarze Löcher, die in Folge Rote Zahlen schreiben:, für die sich längst Staatsanwälte und Rechnungshöfe interessieren. Fritz Gurgiser, Transitforum Austria-Tirol