Warmes Bett
Die erste Nacht im „dormizil 2“ ist reibungslos verlaufen. Gespannt haben die Nachtdienst-Leistenden gestern Abend die obdachlosen Menschen erwartet, die nun bis Mitte April 2024 ein warmes Bett im kalten Winter und ein Frühstück erhalten.
Weil es Politik und Verwaltung auch heuer wieder verabsäumt haben, ausreichend menschenwürdige Schlafplätze bereitzustellen, haben die Mitglieder des vor drei Jahren gegründeten Vereins „housing first bozen EO“ das Gebäude in der Vintler Straße 9 in Bozen angemietet, ausgeräumt, gemalt, geputzt und eingerichtet. 25 Schlafplätze für Menschen ohne Dach über dem Kopf stehen insgesamt bereit.
In der ersten Nacht haben 14 Menschen dort geschlafen, zwei Frauen und 12 Männer. Das Gebäude wird in den nächsten Wochen voll werden. Unterstützung durch Spenden, Hygieneartikel, Lebensmittel und Zeit ist willkommen und notwendig. Das Gebäude des dormizil 1 in der Rittner Straße in Bozen demnächst in kleine Mietwohnungen für obdachlose Menschen umgebaut. Infos unter www.dormizil.org
Die Vereinsmitglieder Christian Anderlan und Sigrid Bracchetti haben den ersten Nachtdienst geleistet, den ersten Frühstücksdienst haben Ingrid Eisath und Sonia Ciardi übernommen:
„Die erste Nacht war wie zu erwarten sehr ruhig“, erklären die vier Freiwilligen. Die Bewohner*innen seien teilweise noch etwas unsicher und schüchtern. Um 20.15 Uhr waren gestern Abend (17.10.23) alle in ihren Zimmern.
Die Bewohner*innen haben sich durchwegs respektvoll, dankbar und freundlich gezeigt. „Wir kennen das von den vergangenen beiden Wintern“, sagt der Vereinsvorsitzende von „housing first bozen EO“ Christian Anderlan.
Er dankt den mehr als 100 Freiwilligen, die sich bereit erklärt haben, den ganzen Winter über beim zur Gänze auf Freiwilligenarbeit basierenden Projekt Nacht- und Frühstücksdienste zu leisten.
Derzeit werden laufend Gespräche geführt, täglich kommen neue Bewohner*innen dazu, bis die Zahl von 25 Menschen erreicht ist. Viele Anfragen kommen von öffentlichen Diensten und Einrichtungen, manche Menschen ohne Dach über dem Kopf melden sich auch selbst, inzwischen wurde die Zahl von 50 Anfragen bereits überschritten.
Die Anfragen aus Landgemeinden nehmen zu. Unter anderem hat sich eine Frau aus dem Pustertal gemeldet, die seit Wochen immer wieder einem obdachlosen Mann begegnet und Unterkunft für ihn sucht.
Das Durchschnittsalter der obdachlosen Menschen ist deutlich gesunken. Von den 14 derzeitigen Bewohner*innen sind 8 zwischen 1985 und 2004 geboren, also in einem Alter zwischen 19 und 38 Jahren. Bei den vielen Aufnahmegesprächen, die Sigrid Bracchetti geführt hat, ist aufgefallen, dass sehr viele Menschen einer Arbeit nachgehen oder versuchen, einer Arbeit nachzugehen. Sie leben unter Brücken, in Zelten, vereinzelt bei Freunden.
Den Verein „housing first bozen“ tragen Magdalena Amonn, Paul Tschigg, Christian Anderlan, Sigrid Bracchetti, Norbert Pescosta, Wolfgang Aumer, Martina Schullian, Verena von Aufschnaiter, Birgit Bragagna Spornberger und Erich Innerbichler. Der Verein wurde am 20. Oktober 2020 gegründet und trägt seit 10 Tagen das Siegel „Sicher spenden“.
Die Führungskosten des „dormizil“ werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Die Vereinsmitglieder haben Spendenpakete für jede Dicke von Brieftasche geschnürt: So kosten Miete, Strukturerhalt und Frühstück für eine Übernachtung im dormizil 9 Euro (Nachtpaket).
Das Wochenpaket – sieben Nächte – ist um 63 Euro erhältlich. Das Gebäude in der Vintler Straße 9 ist gemietet, das (Tages-)Mietpaket beläuft sich auf 190 Euro. Wer die Erhaltungskosten wie Heizung, Strom, Reinigung der Bettwäsche und Müll für einen Monat tragen möchte, ist eingeladen, das Wärmepaket um 495 Euro zu übernehmen. Auch jede andere Spende ist willkommen.
Die Spendenpakete und Einzelspenden können über die Webseite www.dormizil.org abgewickelt werden. Einzahlungen sind per Banküberweisung, paypal oder Kreditkarte möglich.
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Kommentare (2)
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pingoballino1955
Wie war das in den Jahren 2018,19,20 21,22 FRAU DEEG? ERBÄRMLICH,warum funktioniert das kurz vor den LW,ERSTAUNLCH ? Warum wohl??? SVP WAHLWERBUNG??? Schämt euch!
hermannh
bongo: Günther jetzt drehst Du immer mehr durch… Zum Glück sind Sonntag die Wahlen.
Ich hoffe wir sehen uns bei PRÄSENTATION VON SLEITER morgen im Bürgersaal (wohl heimliche Wahlwerbung in einem Gemeindehaus…)
Wie will ein Team K regieren, wenn es nur Schmutz und Drohen kann??