„Nicht wegducken“
Mit einem Gottesdienst hat Bischof Ivo Muser am Montag das neue Studienjahr an der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) in Brixen eröffnet. In seiner Ansprache erinnerte er an die Aufgabe der Theologie: Sie muss „neue Räume öffnen und den Glauben der Kirche in die vielfältigen Zusammenhänge des Heute übersetzen“.
Das Studienjahr 2023/24 bringt für die PTH einige Veränderungen mit sich – etwa im Bereich Philosophie, wo demnächst ein Forschungsprojekt startet, für das Konrad Werner, ein Philosoph aus Warschau, nach Brixen kommt. Die wichtigste Neuerung betrifft aber das Kollegium der Professorinnen und Professoren: Zum 1. Oktober hat Professorin Veronika Weidner mit ihrer Lehrtätigkeit an der Hochschule begonnen. Sie ist die Nachfolgerin von Professor Paolo Renner, vertritt also das Fach „Fundamentaltheologie“.
Weidner absolvierte ihre Studien in München; bis zum Sommerbeginn lehrte sie an der Theologischen Fakultät Paderborn im Fachbereich Systematische Theologie. Sie ist die dritte Frau unter den Professorinnen und Professoren. „Dass sie den Frauenanteil im Kollegium erhöht, ist – neben der ausgewiesenen Expertise, die sie mitbringt – ein großer Gewinn für die PTH,“ unterstreicht Alexander Notdurfter, Dekan der Hochschule.
Bischof Muser ging bei der Eröffnung des Studienjahres auf die Aufgaben der Theologie ein, die neue Räume öffnen müsse und den Glauben in einen Bezug zur Gegenwart stellen müsse: „Der Glaube bleibt nicht dadurch derselbe, dass man ihn immer wieder im selben Wortlaut wiederholt, sondern dadurch, dass er – bezogen auf die Erfahrungen und Fragen der Gegenwart – je neu ausgesagt wird. Theologische Reflexion leistet dafür einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag.“
Die Erfahrungen und Fragen der Gegenwart sind eine existentielle und intellektuelle Herausforderung für den Menschen als einzelnen, aber auch für Gesellschaften in ihrer Gesamtheit. „Man denke“, so Dekan Notdurfter, „an die Kriege in der Ukraine und in Israel bzw. Palästina, an die weltweit sich verschärfende ökologische Krise, die Migrationsbewegungen, an kritische Entwicklungen in unserem Land. Philosophie und Theologie dürfen sich hier nicht wegducken. Sie müssen sich diesen Themen stellen und ihren Beitrag leisten – für eine bessere Bearbeitung der anstehenden Probleme.“
Dabei werden sie selten mit neuen, detaillieren Vorschlägen zur Lösung aufwarten; sie haben einen ganzheitlicheren Zugang zur Wirklichkeit, ihre Überlegungen gehen nicht selten ins Grundsätzliche, „was nicht bedeutet, dass sie weniger wichtig wären“, so Notdurfter weiter. „Ich denke, Philosophie und Theologie ergänzen das Wissen in den anderen Wissenschaften, deren Bemühungen um Lösungen für aktuelle Probleme. Und sie sind gefragt, wenn es um die Umsetzung von Vorschlägen geht. Hier können sie die notwendigen individuellen und sozialen Transformationsprozesse unterstützen.“
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