Bald wieder im Jugendstilglanz
Das Stadttheater Meran schließt am 22. April 2024 seine Tore, um die Generalsanierung des Zuschauerbereichs in Angriff zu nehmen. Die Rottöne aus der 70er Jahre-Renovierung werden wieder der hellen Leichtigkeit des Jugendstils weichen. Die Wiedereröffnung ist für den 1. Jänner 2025 geplant.
(sh) Als Jutta Telser 2019 die Präsidentschaft des Stadttheater – und Kurhausvereins Meran übernahm, war das Stadttheater ein Sanierungsfall. So prächtig das Jugendstiljuwel mit den vergoldeten Ornamenten, floralen Stuckaturen, der kunstvoll gestalteten Decke und der klassizistischen Fassade mit dem Säulenvorbau von außen wirkt, es verfügt über keine Heizung, keine Klimaanlage und die lachsfarbenen Samtsessel aus den 70er Jahren lösen sich schleichend in ihre Bestandteile auf: „Wir verlieren pro Monat einen“, sagt sie.
Der am 1. Dezember 1900 mit einer „Faust“-Inszenierung eröffnete Bau des Münchner Architekten Martin Dülfer ist ein Beispiel des reinen Jugendstils und einzigartig in den Alpenregionen. Anfangs verfügte es über ein eigenes Ensemble, das den Kurgästen jährlich bis zu 250 hochwertige Theateraufführungen, Operetten und Konzerte bot.
Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde das Ensemble aufgelöst und Schauspieler und Aufführungen von außen engagiert. Aus dieser ersten Blütezeit bleibt dem Theater der größte historische Kostümfundus Norditaliens und eine stattliche Theaterbibliothek.
Bleibendes Symbol für die Zeit des Faschismus war die Umbenennung des Meraner Stadttheaters in „Teatro Puccini“ – der große Opernkomponist war 1923 in Meran gewesen. Noch heute werden offiziell beide Bezeichnungen geführt:Stadttheater Meran/Teatro Puccini.
Nach den schwierigen Jahren des künstlerischen Wiederaufbaus in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörte ein Brand die Einrichtung des Theaters. Erst im November 1978 wurde es wieder eröffnet. Während im Inneren geladene Gäste die Wiedereröffnungsgala feierten, protestierten draußen eierwerfende Demonstranten, die das „Luxustheater“ als nicht mehr zeitgemäß erachteten.
Der Brand hatte zwar fast alle historischen Dokumente zerstört, doch es war klar, dass die heutige Ausstattung des Innenbereichs nicht dem Originalzustand entsprach. Unter Kommissärin Anna Bruzzese und mit Unterstützung von Stadtbaumeister Arch. Wolfram Pardatscher gab die Stadtgemeinde Meran in enger Zusammenarbeit mit Landeskonservatorin Karin Dalla Torre schließlich den Auftrag, eine Musterachse im Innenbereich freizulegen, um die originale Farbgebung zu finden. Unter den warmen Rottönen der 70er Jahre-Renovierung wurde dabei die helle, heitere Pracht der lindgrünen Originalfarbe freigelegt.
„Ursprünglich“, so Telser, „war nur eine technische Sanierung geplant, doch nach der Freilegung der Originalfarbe haben wir uns für eine Generalsanierung entschlossen.“ Der Innenbereich wird unter der Projektleitung von Arch. Markus Scherer ein komplett neues Gesicht bekommen, das neben der Rückführung der Farbgebung auch die Erneuerung der Bestuhlung und des Fußbodens (in Holz) mit einschließt.
Die Gefahr der Vermodernhunzung ist Telser gerade bei den aus den 1970er Jahren stammenden Kinosesseln bewusst. Ein Fehlgriff bei der Bestuhlung könnte die den Meranern liebgewordene warme Atmosphäre ihres Theater empfindlich stören. Glücklicherweise hat man eine Originalzeichnung der damaligen Holzstühle gefunden, die dem jungen Vinschger Designer Christian Zanzotti als Ausgangspunkt für seine Entwürfe dient. Bei der Bepolsterung wird er auf das liebgewonnene Altrosa der Kinosessel zurückgreifen.
Die Kosten der Sanierung werden auf 477.000 Euro geschätzt, wobei das Landesdenkmalamt mit einem großzügigen Beitrag mithilft. Auch der Zeitplan steht bereits. Das Stadttheater Meran wird am 22. April 2024 seine Tore schließen und am 1. Jänner 2025 wieder eröffnet werden. Danach, so Telser, habe Meran wieder „sein Jugendstiljuwel“.
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