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„Polizeipräsenz hilft immer“

Die Massenschlägerei in Meran sorgt landesweit für Empörung. Was der Vorsitzende der Diskothekenbetreiber Felix Taschler zum Vorfall sagt – und warum den Discos vor den Lokalen die Hände gebunden sind. 

Tageszeitung: Herr Taschler, die Massenschlägerei in Meran am Wochenende mit mehreren Verletzten hat landesweit für Aufregung gesorgt. Was sagen Sie zu diesem Vorfall?

Felix Taschler (Vorsitzender Fachgruppe der Diskotheken im HGV): Es ist natürlich immer schwierig hier zu sagen, dass die Diskothek schuld daran ist und wenn man diese schließen würde, dann auch das Problem gelöst wäre – denn das stimmt so einfach nicht. Man sieht in Meran, dass es auch an Wochentagen oder an Orten, wo es keine Discos gibt, immer wieder zu gewalttätigen Exzessen kommt. Natürlich zieht eine Disco junge Leute an, die feiern wollen und leider auch jene, die nicht unbedingt das Feiern suchen, sondern das Stänkern. Und wenn dieses Stänkern dann erwidert wird, kann es leider auch zu einer Schlägerei kommen.

Es ist aber auch für die Behörden keine einfache Situation, auch ihnen sind nämlich irgendwie die Hände gebunden, weil sie keine Möglichkeiten haben, diesen Menschen beizukommen. Es passiert zwar immer wieder, dass einzelne ein Platzverbot bekommen, aber es sind mittlerweile so viele, die einfach nur Streit suchen. Aber hier kann man weder der Diskothek noch den Behörden die Schuld geben, hier ist vielleicht auch die Politik gefordert und ein Umdenken, dass man die Gesetzeslage ändert.

Sie kennen diese Disco-Szene schon lange. Haben die Probleme zugenommen? 

In den Discos nicht. Ich kann mich erinnern, dass die Situation, als ich begonnen habe im Nachtgeschäft zu arbeiten, in den Discos schlimmer war. Damals gab es mehr Schlägereien. Sobald es aber Handys mit Kameras gab und Videoüberwachung hat sich vieles gebessert – heute hat man durch die Securitys, Kameras und Kontrollen in den Clubs nur noch selten größere Probleme.

Was man nach Corona allerdings beobachten konnte, sind diese Jugendbanden. Diese Jungen, die in der Stadt oder in dunklen Ecken, wo sie wissen, dass niemand so genau hinschaut oder wo es keine Kameras gibt, sich einen Spaß daraus machen, Leute anzupöbeln. Und wenn dann die falschen Gruppen aneinandergeraten, ist das wie ein Funke, der schnell explodieren kann.

Also hat sich die Situation innerhalb der Discos gebessert, aber außerhalb ist es schwieriger geworden?

Diese Jugendbanden sind nach der Corona-Zeit aufgekommen. In einer kleinen Stadt wie Brixen ist die Kontrolle vielleicht einfacher, weil man eine Jugendbande schneller ausforscht. Aber in Ballungszentren wie Meran oder Bozen, wo immer wieder neue Mitglieder dazukommen, ist es viel schwieriger auch für die Behörden einzugreifen.

Man hört auch immer wieder den Aufruf, dass die Betreiber der Nachtlokaler stärker aktiv werden müssen. Was können die Discos tun? 

Mehr als Personen nicht ins Lokal zu lassen und zu überwachen, dass die Leute im Club ruhig feiern können, können wir nicht tun. Vor der Diskothek ist es schwierig. Wir haben zwar Sicherheitspersonal vor dem Lokal und schauen, dass auch dort nichts passiert. Aber das ist kein abgesperrter Bereich, sondern ein öffentlicher Platz und wir können niemandem verbieten, sich dort aufzuhalten. Und wenn Leute auf dem Platz laute Musik spielen oder dort trinken, müssen die Behörden einschreiten – wir können mit privaten Securitys nicht auf einem öffentlichen Platz Polizei spielen. Wir arbeiten aber mit den Ordnungskräften gut zusammen und verständigen sie, wenn etwas passiert.

Viele Eltern sind besorgt um die Sicherheit ihrer Jugendlichen im Nachtleben. Beunruhigen Sie die letzten Entwicklungen auch? 

Beunruhigen eigentlich nicht. Wenn heute jemand diese Stänkereien ignoriert, dann passiert in 99 Prozent der Fälle nichts. Am besten wäre es sowieso direkt mit den Eltern oder einem Taxi zum Lokal zu fahren und sich dann wieder dort abholen zu lassen. Die meisten Dinge passieren etwas abseits von den Lokalen.

Es kommt immer wieder vor, dass der Quästor nach Vorfällen Lokale schließt. Ist das die richtige Lösung? 

Nein, das ist ein absoluter Schmarren, man löst dadurch eigentlich gar nichts. Das Lokal ist zwar ein Wochenende geschlossen, aber man hat dadurch nicht den Täter bestraft, sondern nur jene, die gerne ausgehen und einfach nur feiern wollen. Diese Schließungen sind nur ein Mittel, um in der Öffentlichkeit sagen zu können, dass etwas getan wurde. Aber das Problem wird deswegen nur verlagert, nicht gelöst – und danach geht es meistens gleich weiter.

Was müsste man aus Sicht der Betreiber tun? 

Polizeipräsenz hilft immer, allerdings verlagert sich dann alles vielleicht einfach nur in eine andere Zone, wo es keine Präsenz gibt. Das richtige Mittel zu finden, ist sicher schwierig, aber vielleicht würden strengere Gesetze helfen, dass es wirklich Konsequenzen gibt – vielleicht auch ein Ausgehverbot, dass man sich abends nicht mehr draußen aufhalten darf. Ich glaube aber auch, dass hier viel Präventionsarbeit nötig wäre, das Gespräch mit den Eltern – aber das liegt nicht in unserer Hand, wir können nicht Sozialarbeit leisten.

Interview: Lisi Lang

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • stanislaus

    Schläger sollen nachts Hausarrest haben, der mit Fussfessel kontrolliert wird

  • brutus

    Polizeipräsenz gut und Recht.
    …aber es löst das Problem nicht!
    Die Lösung geht nur über:
    „…wer nicht hören will, muss fühlen!“

  • artimar

    Ein vollständiges Versagen der Gemeinde Meran gibt es schon seit längerem. Bislang hat man es ja nicht mal geschafft, Überwachungskameras zu installieren, obgleich die Meloni-Regierung die entsprechenden Geldern dafür zur Verfügung stellt.
    Die Komplizenschaft, die Lobbyhaltung, dass Leute von auswärts in der Meraner Altstadt so „abfeiern“ sollen dürfen und praktisch sogar ein Recht auf einen rechtsfreien Raum haben, kann nicht verschwiegen werden.
    Die dort lebende Bevölkerung, die das seit längerem alles zu ertragen hat, interessiert Zeller nicht und wer sich gegen diese Praxis ausspricht, wird als „Spaßverderber-in“ bezichtigt (victim-blaming).
    Es wird wohl erst noch einen Toten geben müssen bis sich daran was ändert. Vielleicht.
    Manche wollen auch glauben machen, dass „böse“ Jugend zur Schließung um 03:30 bzw. 04:00 zum Kellerlokal am Pfarrplatz von auswärts eigens gezielt anreist, um dort Straftaten zu verüben.
    Dass es schwere Vorkommnisse aber auch im Lokal selbst hat, wird ausgeblendet. Sie werden vielmehr einfach vom Lokal nach außen verlagert. Praktisch.
    Das Naheliegende ist: „Es hat nicht den Anschein, dass die derzeitige Führung die Situation unter Kontrolle hat“, so der Bürgermeister Dario Dal Medico.
    Man kann als Betreiber nicht nur Gewinne durch Alkoholabgabe einstreichen, sich abputzen und die Kosten (für Beseitigung der Zerstörungen, der Einsatzkräfte … ) sozialisieren.
    Was hindert den Kellerlokal-Betreiber denn zusätzliches Sicherheitspersonal einzustellen, um sicherzustellen, dass die Besucher zwischen 3 Uhr und halb 5 Uhr morgens ruhig und geordnet vom Pfarrplatz sicher abziehen und nach Hause gehen – evt. auch zusammen mit der Gemeinde, die mit regulären Ordnungskräften den Abzug der Besucher des Raffl-Kellers kontrollieren?

    • andreas1234567

      Hallo @artimar,

      Das ist jetzt der immer wieder fast wortgleiche Kommentar der wohl schon gefühlt zehnmal unter diversen Artikeln dieser Thematik zu lesen war. Auch in einer Plattform die sich eine Turnübung als Namen gegeben hat.
      Ich denke es ist angekommen der Teilnehmer ist ein Verfechter grünbunter Toleranz, allerdings nicht vor seiner Haustür und vor allem nicht zwischen 22 und 6 Uhr.
      Außerdem sind der Bürgermeister und Meloni doof weil sie zu geizig und unfähig sind mit massivem Personaleinsatz jeden Gast an die Hand zu nehmen und heimzuführen.
      Zudem gehört dieses Lokal geschlossen, so ein Lokal gehört sich nicht vor der Tür vom @artimar..Die sollen feiern wo @artimar nicht wohnt.
      Ich persönlich finde ja Genosse artimar und die weiteren geplagten Anwohner sollten zusammenlegen für Sozialhelfer, Streetworker ,Strassentanzprojekte und mehrsprachige Infoblätter, das funktioniert immer

      Auf Wiedersehen in Südtirol

      • artimar

        andreas1234567 einzig Ihr AfD-Sprech und unsachlicher, persönlicher Angriff sind dieselbe.
        Wechseln Sie Plattform und ersparen Sie uns ein „Wiedersehen in Südtirol“. Das verspricht bei Ihnen jedenfalls nichts Gutes.

        • andreas1234567

          Hallo @artimar,

          Danke für die faktenreiche, stilvolle, fehlerfreie und durchdachte Antwort.
          Kann man so stehen lassen und ich komme darauf zurück falls Teilnehmer @artimar kein Problem damit hat wenn Villa Kunterbunt vor anderer Leute Haustür toleriert werden soll

          Auf Wiedersehen in Südtirol

        • gerhard

          Wo, um Himmels Willen hat der Andreas1-7 denn in Ihren Augen Unrecht, lieber Artimar.
          Ist es denn nicht genau so, wie er schreibt?

  • olle3xgscheid

    @brutus
    Polizeipräsenz gut und Recht.
    …aber es löst das Problem nicht!
    Die Lösung geht nur über:
    „…wer nicht hören will, muss fühlen!“
    Ich würde ergänzen “ zahlen“ das schmerzt mehr

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