Heißeste Empfehlung
In diesen Tagen sind 2 Dokumentarfilme zu sehen, die im Kino am richtigen Ort sind: „Säben“ tourt durchs Land. „Paradise“ eröffnet eine hoch interessante Reihe, die Doc Days.
von Renate Mumelter
Säben. Das Kloster
Alles beginnt mit einer Beerdigung, und das ist kein Zufall. Die Nonnen auf Kloster Säben sind in den letzten Jahren immer weniger geworden. Der Film „Säben“ von Edith Eisenstecken und Evi Oberkofler beginnt mit dem nahenden Ende und endet mit der Schlüsselübergabe. Aktuell wird darüber beraten, was mit dem Kloster geschehen soll. Die Zisterzienser haben bereits probegewohnt. Diese Zukunft ist aber nicht Thema des Films.
Thema des Films ist dieses Kloster, das ursprünglich ein Bischofssitz war, der aus Gründen der Bequemlichkeit ins Tal nach Prichsna, das spätere Brixen, verlegt wurde. Danach fanden die Klausur-Nonnen oben Platz.
Auch Gäste gab es auf Säben. In den 1960er, 70er Jahren, betrieb das Kloster ein gut gehendes Gästehaus. Die Erzählungen darüber gehören zum spannenden Teil des Dokumentarfilms, der Säben in all seinen Facetten beleuchtet, weltoffenen und klausurierten. Von letzteren erzählt Josefa Ellemunt, die in den Orden eingetreten und später wieder ausgetreten ist.
Wer über Säben so gut wie alles erfahren möchte, ist in diesem Film gut aufgehoben. Auch die enge, asketische, strenge Atmosphäre, die wohl hinter den Klostermauern herrschte, wird spürbar.
Eine trutzige Burg hoch oben, zu der noch heute ladinische Männer wallfahren, denen der Bischof dann sagt, wohin sie ihre Familien spirituell führen sollen.
Heiterkeit kommt höchstens im Klostergarten auf. „Säben“ ist ein wichtiges filmisches Dokument, das den aktuellen Diskussionen über die künftige Klosternutzung eine Basis geben könnte.
Es brennt
Wenn es Geruchskino gäbe, wäre es schwer, beim ersten Film der neuen Doc Days im Saal zu bleiben, denn es brennt ständig, und der Wind treibt das Feuer an.
„Paradise“ erzählt von den verheerenden Bränden in Jakutien und davon, wie die BewohnerInnen des kleinen Ortes Shologon gegen den „Drachen“, kämpfen. So nennen sie den Brand. Die alles fressenden Brände sind Folge des Klimawandels.
In dieser Gegend im äußersten Nordosten des asiatischen Russland muss sich die Bevölkerung selber schützen, weil „Väterchen“ Staat 2015 beschlossen hat, in dünn besiedelten Zonen keine Brandbekämpfung durchzuführen, weil zu teuer. Dass dem Feuer ganze Dörfer zum Opfer fallen, ist egal.
Regisseur Alexander Abaturov geht mit seinem Team mitten hinein in das Desaster, und er vermittelt eine Vorstellung von dem, was Feuer in Zukunft auch anderswo machen könnte.
In einem Videogespräch mit dem Kurator der Reihe Emanuele Vernillo von der Filmschule ZeLIG, erzählt Abaturov, warum er den Film an diesem Ort gemacht hat und wie er mit dem Feuer auch filmisch umgegangen ist.
Die Doc Days
Der Doc Day vom 12.10. ist der erste von sechs hoch interessanten Donnerstagabenden, welche der Filmverband Südtirol FAS gemeinsam mit der Filmschule ZeLIG und dem Filmclub in diversen Partnerschaften veranstaltet. An diesem Donnerstag ist das Ökoinstitut Partner. Die Doc Days sind etwas ganz Neues, und sie sind Pflichttermine, so erlesen ist das Angebot. (Am 16. November geht’s weiter).
„Säben“ ist im Filmclub Bozen zu sehen, außerdem in Meran (7., 8. 10.), Neumarkt (10.10.), Schlanders (11.10.), Bruneck (12.10.), Brixen (16.10.)
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