„Hoffen auf neue Zeugen“
Die Staatsanwaltschaft von Florenz hat die Ermittlungen im Fall Evi Rauter wie berichtet vorerst eingestellt. Wie ihre Schwester Christine die Entscheidung kommentiert.
von Karin Gamper
„Mir ist klar, dass es für weitere Ermittlungen im Ausland handfeste Beweise braucht, diese liegen leider nicht vor und deshalb kann ich die Entscheidung der Staatsanwaltschaft von Florenz gut nachvollziehen“. Das sagt Christine Rauter zur Entscheidung, die Akte ihrer Schwester Evi vorläufig zu schließen.
Wie berichtet, wird es vorerst keine weiteren Untersuchungen zu den mysteriösen Todesumständen des „Mädchens von Portbou“ geben. Die Geschichte der jungen Frau aus Lana, die erst 19-jährig am 3. September 1990 aus der Studentenwohnung ihrer Schwester Christine in Florenz verschwand und tags darauf an der spanischen Costa Brava erhängt aufgefunden wurde, hat viele Menschen tief bewegt.
Über 30 Jahre lebte die Familie Rauter im Ungewissen über das Schicksal von Evi. Erst durch einen Zufall und dank der hartnäckigen Recherchearbeit spanischer Journalisten konnte 2022 ein Zusammenhang zwischen der verschwundenen Südtirolerin und der Toten von Portbou hergestellt werden.
An der Suizid-These der spanischen Polizei gab es wegen der mysteriösen Todesumstände von Anfang an Zweifel.
Als 2022 feststand, dass es sich beim erhängten Mädchen tatsächlich um Evi Rauter handelt, wurde die Staatsanwaltschaft von Florenz aktiv. Diese hat Christine Rauter nun mitgeteilt, dass die Akte ihrer Schwester vorerst geschlossen wird. „Die Staatsanwaltschaft hat die vorliegenden Elemente 17 Monate überprüft. Sie neigt zur These eines Mords, aber es sind nicht genügend Elemente und Beweise verfügbar, um weiterzumachen“, erklärt Christine Rauter. Sobald es jedoch neue Hinweise gebe, werde die Akte sofort wieder geöffnet, betont sie.
Was bedeutet dies nun für die Familie? „Die Staatsanwaltschaft von Florenz hat ausgezeichnete Arbeit geleistet und die Sachlage eingehend geprüft“, entgegnet Christine Rauter. Es seien in Italien auch verschiedene Sondereinheiten miteinbezogen worden. In Spanien hätten die italienischen Behörden hingegen nicht ermittelt, da dies mit großem bürokratischem Aufwand verbunden sei und dafür Fakten auf dem Tisch liegen müssten. Doch diese gibt es bekanntlich nicht. 1990 haben es die Ermittler in Spanien verabsäumt, wichtige Spuren zu sichern und ein toxikologisches Gutachten anzufertigen. Der Leichnam von Evi Rauter wurde in einem Massengrab beerdigt. Da Mord in Spanien nach 30 Jahren verjährt, ist der Fall für die dortige Justiz abgeschlossen.
„Für uns ist wichtig, dass die Ermittlungen nicht definitiv eingestellt wurden, sondern jederzeit wieder eröffnet werden können, wenn sich neue Hinweise ergeben“, sagt Christine Rauter nun. Sie selbst steht mit den spanischen Journalisten in Kontakt, die den Fall ihrer Schwester jahrelang verfolgt und gemeinsam mit der katalanischen Fernsehsendung Crims dazu beigetragen haben, dass die Identität des Mädchens von Portbou geklärt wurde.
Welches könnten neue Hinweise sein, nachdem es keine verwertbaren Beweise aus Spanien gibt? „Wir hoffen, dass sich neue Zeugen melden, die Aufschluss darüber geben können, was damals passiert ist“, sagt Christine Rauter. Für etwaige Hinweise wurde eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet: [email protected].
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