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„Riskieren ihr Leben“

Auf Lampedusa steigt die Zahl der ankommenden Bootsmigranten. Wie der Flüchtlingshelfer Davide Monti die möglichen Auswirkungen dieser neuen Flüchtlingswelle in Südtirol einschätzt und wie man sich darauf vorbereitet.

Tageszeitung: Herr Monti, in den letzten Tagen sind auf Lampedusa Tausende Migranten angekommen. Wie beobachten Sie diese neue Flüchtlingswelle in Südtirol?

Davide Monti (Sozialgenossenschaft River Equipe der Volontarius-Gruppe): In Südtirol gibt es im Vergleich zu den Vormonaten noch keine größeren Veränderungen, was die Anzahl der Flüchtlinge betrifft. Allerdings könnten wir in ein paar Wochen auch bei uns die Auswirkungen dieses Phänomens spüren.

Wie viele Flüchtlinge leben zurzeit in Südtirol?

Nicht alle Menschen, die ankommen, bleiben bei uns. Und nicht jeder, der sich als Asylbewerber ausgibt, ist auch tatsächlich ein Asylbewerber. Im Moment stehen 120 Personen auf der Warteliste, vor rund einem Monat waren es noch 170.

Im Moment spüren wir hier in Südtirol also noch nichts von den Auswirkungen dieser unkontrollierten Lage auf Lampedusa?

Nein, höchsten an einigen bestimmten Passagen. Jedoch merkt man insofern einen Zusammenhang, da die Flüchtlinge auf Lampedusa vor allem aus Nordafrika kommen, hauptsächlich aus Tunesien und Marokko, und auch bei uns die Flüchtlinge zunehmend von diesem Erdteil stammen, was bedeutet, dass diese Migranten zwangsläufig dieselbe Route verwendet haben. Letztes Jahr kamen die Flüchtlinge in Südtirol vorwiegend aus Pakistan.

Wie ist Südtirol im Hinblick auf Flüchtlingsstrukturen aufgestellt?

Wir wurden von der Provinz gebeten – genauso wie auch die Caritas und das Rote Kreuz –, bereit zu sein, bei Bedarf neue Strukturen zu eröffnen, die zur Aufnahme von Asylsuchenden, welche vom Ministerium geschickt werden, genutzt werden könnten. Allerdings wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, ob und wo diese Strukturen eröffnet werden. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit werden wir neue außerordentliche Aufnahmezentren, sogenannte CAS, zur Verfügung stellen.

Sind zurzeit noch ukrainische Flüchtlinge in diesen Strukturen untergebracht?

Einige ja, aber viele sind bereits letztes Jahr wieder in die Ukraine zurückgekehrt oder in andere Städte gezogen. Dieses Phänomen existiert zwar immer noch, ist jedoch seit den ersten Kriegsmonaten, als mehr als 1.500 Menschen hier in Südtirol eintrafen und Schutz suchten, stark zurückgegangen. Die meisten möchten so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren. Zudem ist die Rückkehr in die Ukraine etwas einfacher als in afrikanische Länder.

Bräuchte es strengere Grenzkontrollen?

Die Frage der Grenzen ist ein oft diskutiertes politisches Problem, denn die Menschen können die Grenzen immer noch überschreiten, wann immer sie wollen. Es besteht also sicherlich der Bedarf nach einer besseren Koordinierung auf europäischer Ebene. Aber es ist unmöglich, diese Menschen aufzuhalten. Mit strengeren Kontrollen wird es für Flüchtlinge etwas schwieriger und es dauert länger, aber sie finden einen Weg. Das liegt in der Natur der Migrationsströme, insbesondere wenn sie bereits Verwandte in einem anderen europäischen Land haben.

Was würde das für Südtirol bedeuten, wenn Österreich und Deutschland tatsächlich die Grenzen zu Italien schließen würden? Würden die Flüchtlinge dann am Brenner feststecken?

Das ist noch nie passiert, denn wenn die Leute Südtirol nicht durchqueren können, versuchen sie irgendwo anders, die Grenze zu passieren, beispielsweise in der Lombardei oder Friaul-Julisch Venetien. Südtirol ist eher ein Durchzugsland, auch wenn es hier viel Arbeit geben würde.

Blicken Sie dieser neuen Flüchtlingswelle besorgt entgegen?

Auf persönlicher und menschlicher Ebene auf jeden Fall, denn immer mehr Menschen riskieren dabei ihr Leben. Hinzu kommt, dass das Aufnahmesystem nicht so schnell ist, wie es erforderlich wäre.

Interview: Sandra Fresenius

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (7)

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  • rumer

    Die Ankommenden auf Lampedusa sind keine Flüchtlinge sondern Wirtschaftsmigranten. Ein korrekter Journalist sollte sie auch dementsprechend betiteln.
    Flüchtlinge, sofern wirklich verfolgt, sollen Schutz bekommen. Wirtschaftsflüchtlinge sollen zuhause bleiben und beim Aufbau des eigenen Landes mitarbeiten.

    • heracleummantegazziani

      In typischer Populistenmanier scheren Sie wieder alle über einen Kamm. Das Problem ist Spreu vom Weizen zu trennen. Wenn es „Wirtschaftsflüchtlinge“ gibt, ist Europa nicht ganz unschuldig.

  • placeboeffekt

    Es kommen viele Menschen nach Europa, die keine Schutzbedürftigkeit haben.

    Jene die es sich leisten können die Schlepper zu bezahlen nagen sicher nicht am Hungertuch.

  • placeboeffekt

    Aber macht mir weiter so :

    Die AfD und die Front national werden noch mehr Zulauf bekommen

  • pingoballino1955

    Wer 5000 Euro und mehr für eine illegale Überfahrt zahlen kann,egal aus welchem Land sie kommen,ist nicht arm,also WIRTSCHAFTSFLÜCHTLINGE! Die wirklich ARMEN werden nicht die Flüchtlingsboote betreten,ohne CASH keine Flucht,das ist FAKT! Die EU und Frau Von der Layen,schlafen die?

  • robby

    Herr Davide Monti sollte nach Afrika reisen, den Menschen vor Ort helfen anstatt hier gutbezahlt den Gscheidhansel zu geben.

  • gerhard

    Diese jungen Menschen sind Sozialschmarotzer.
    Jeder hat ca. 5.000 Euro an Schleppergebühren bezahlt.
    Also kein einziger Armer oder Verfolgter.
    Schuld aber sind Einzig und Alleinuinsere Politiker.
    Würden wir Sie am Tag darauf wieder fortjagen oder wenigstens aufhören, diese Bande aus dem Mittelmeer zu fischen, dann hätte das Chaos bald ein Ende.
    Wenn der Flüchtling wüßte, das er auf dem offen Meer ersäuft, dann würde er nicht losfahren.
    Und wenn er wüßte, das er Tags darauf wieder zurückgeschickt wird, dann würde er dem Schlepper kein Geld geben.
    Aber unsere Gutmenschen locken diese Schmarotzer noch hierher ins gelobte Land.

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