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Verlängerung für Glyphosat?

Die Europäische Kommission hat eine Zulassungsverlängerung für den Unkrautvernichter Glyphosat vorgeschlagen. Was der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann davon hält.

von Lisi Lang

Die EU-weite Zulassung für das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat läuft Mitte Dezember aus – jetzt hat aber die EU-Kommission eine weitere zehnjährige Verlängerung vorgeschlagen.

Im Juli hat die EFSA, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, eine weitere Zulassung des Herbizids als unkritisch bewertet. Die EU-Kommission will dieser Einschätzung folgen, den Einsatz aber an bestimmte Bedingungen knüpfen. „Interessanterweise hat die Kommission jetzt – und das ärgert mich ein bisschen – einen Vorschlag gemacht, den wir im Parlament schon vor fünf Jahren gemacht haben“, sagt der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann. Das EU-Parlament habe bereits vor fünf Jahren gesagt, dass man einer Verlängerung zustimmt, die Anwendungen aber überdacht werden sollten.

„Es gibt zwei Anwendungen dieses Wirkstoffs“, erklärt Herbert Dorfmann. „Einmal wird es als Herbizid eingesetzt, also als Unkrautbekämpfungsmittel – aber wenn Glyphosat nur so eingesetzt wird, dann kann es nie in die Lebensmittelkette kommen.“ Bei der zweiten Anwendung kann man das nicht so einfach ausschließen. „Glyphosat wird auch zur Trocknung der Getreideernte eingesetzt – wenn Getreide, vor allem im Norden Europas, vor der Ernte noch nicht ganz trocken ist, wird mancherorts mit Glyphosat drüber gespritzt, dass die Pflanze abstirbt und das Getreide trocknet“, erklärt der EU-Parlamentarier. Und in diesem Moment könne der Wirkstoff in die Lebensmittelkette gelangen. „Es gibt Meldungen von Glyphosatrückständen im Bier“, weiß Dorfmann und ergänzt: „Wir haben schon vor fünf Jahren gesagt, dass man diese Anwendung streichen soll“.

Und das habe die Kommission jetzt vorgeschlagen. „Es geht jetzt nur um eine weitere Zulassung als Herbizid, aber nicht für weitere Anwendungen“, sagt der EU-Parlamentarier.

Der Einsatz von Glyphosat ist seit Jahren umstritten, Umweltschutzorganisationen sehen Gefahren für Menschen und Umwelt. Außerdem steht das Mittel im Verdacht, krebserregend zu wirken. Deswegen wird seit Jahren intensiv darüber debattiert ob und in welcher Form das Mittel weiterhin eingesetzt werden kann und soll. „Einen Wirkstoff sollte man meiner Meinung nach nur verbieten, wenn es gesundheitliche Bedenken gibt“, erklärt Dorfmann, und es wäre absurd, eine solche Entscheidung auf rein politischer Ebene zu fällen. Für diese Entscheidungen brauche es wissenschaftliche Grundlagen, meint der SVP-Politiker. „Wir haben eine eigene europäische Agentur und ich glaube, dass wir in der Politik gut beraten sind, dieser wissenschaftlichen Expertise zu folgen“, meint der EU-Parlamentarier.

Für die Unkrautbekämpfung gibt es nach wie vor nicht viele wirkungsvolle Alternativen zu Glyphosat, weiß Herbert Dorfmann. „Auch weil viele andere Mittel in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus dem Verkehr gezogen worden sind“, erklärt Dorfmann. Heute finde man am Markt nicht mehr allzu viel. „Man muss aber dazusagen, dass Glyphosat schon seit Jahren weniger verwendet wird: Im Südtiroler Weinbau ist es beinahe verschwunden, auch im Obstbau versucht man sich von diesem Mittel zu verabschieden – aber es gibt Anwendungen, wo es sehr schwierig ist, auf dieses Unkrautbekämpfungsmittel zu verzichten“, erklärt Herbert Dorfmann.

Der Vorschlag der EU-Kommission wird nun den Mitgliedsländern vorgelegt. Diese werden über eine weitere Zulassung entscheiden.

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