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„Ein schwieriges Thema“

Klaus Eisendle (Foto: Claudiana)

Weil Krankenpflege-Studenten an der Claudiana mehr Taschengeld erhalten, fühlen sich Studierende der anderen Lehrgänge benachteiligt. Was Claudiana-Präsident Klaus Eisendle zur Taschengeld-Diskussion sagt.

von Lisi Lang

Anfang September hat die Landesregierung den Beschluss gefasst, das Taschengeld für die Studierenden der Krankenpflege an der Claudiana zu erhöhen. „Mit der Erhöhung des Taschengeldes möchten wir Südtirol als Studienstandort und insbesondere das universitäre Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe Claudiana attraktiv und konkurrenzfähig gestalten“, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher den Beschluss.

Bereits im Jänner 2021 wurde das Taschengeld, welches angehende Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern für die abgeleisteten Praktika über die drei Ausbildungsjahre verteilt erhalten, von insgesamt 3.400 auf 6.600 Euro erhöht. Damit erhielten Studierende für ihre Praktika im 1. Jahr 3 Euro pro Stunde und im 2. und 3. Jahr 5 Euro pro Stunde. Dieser Betrag wird nun deutliche erhöht – auf 15 Euro pro Praktikumsstunde.

Diese Maßnahme hat aber nicht nur für Freude an der Claudiana gesorgt. Warum? Diese Erhöhung kommt nur den Studierenden der Krankenpflege zugute, nicht aber den anderen Ausbildungen.

Kritik an dieser Entscheidung kommt deswegen von politischen Vertretern, Gewerkschaften und auch Studierenden, die diese Ungleichbehandlung als unfair bezeichnen.

Claudiana-Präsident Klaus Eisendle kann verstehen, dass es Unmut gibt, aber er verteidigt auch diesen Schritt. „Ich kann gut nachempfinden, dass alle Studierenden gerne mehr Taschengeld hätten, aber das ist ein sehr schwieriges Thema“, so Eisendle. Man habe mit dieser Erhöhung klar auf den Mangel an Krankenpflegern reagieren wollen. „Es gibt einen maximalen Mangel an Krankenpflegern, in Italien sind die Einschreibungen um 30 Prozent zurückgegangen, bei uns aber um 25 Prozent gestiegen – auch dank dieser Maßnahme“, so Klaus Eisendle.

Um wettbewerbsfähig, gleichzeitig aber auch als Studienstandort attraktiv bleiben zu können, habe man das Taschengeld heuer erhöht – vor allem nachdem dies auch in Innsbruck der Fall war. Immerhin habe man letztes Jahr die rückläufigen Einschreibungen auch auf die erhöhte Anzahl an Einschreibungen in Innsbruck zurückführen können. „Normalerweise wird man für das Studium nicht bezahlt“, schickt Eisendle voraus. „Aber wir haben einfach einen extremen Mangel an Pflegern.“

Insgesamt wurde deswegen ein Maßnahmenpaket mit 20 Punkten umgesetzt, um den Standort und die Ausbildung attraktiver zu gestalten, die Erhöhung des Taschengeldes ist laut Eisendle aber die wirkungsvollste Maßnahme. Das bestätigen auch die Einschreibungen. „Wir werden heuer erstmals seit 15 Jahren wieder mehr als 100 Personen haben, die als Erstwahl die Krankenpflege angegeben haben“, freut sich Klaus Eisendle. Dazu kommen jene mit Zweitwahl Krankenpflege bei der Einschreibung.

Der Claudiana-Präsident betont, dass er prinzipiell nichts dagegen hat, wenn man auch das Taschengeld der anderen Studiengänge, die deutlich weniger bekommen, anheben würde – sofern die Geldmittel dafür zur Verfügung gestellt werden – allerdings bestehen dann auch die Gefahr, dass sich dies schlussendlich kontraproduktiv äußert. „Wenn man allen gleich viel zahlt, ist zu befürchten, dass sich dann wieder weniger Studenten für die Krankenpflege entscheiden“, so Eisendle. Und nirgends sei der Bedarf so groß. Zum Vergleich: Für einen Physiotherapie-Platz an der Claudiana gibt es normalerweise fünf Bewerber – und damit keinen Mangel. Und hier finde man normalerweise auch immer genug Bewerber, meint der Claudiana-Präsident.

Aber Krankenpfleger fehlen, das sieht der Primar der Dermatologie in Bozen auch täglich in seiner Abteilung. Immerhin sind dort derzeit rund 30 Prozent der Betten gesperrt – wegen Pflegermangel.

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