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Das Crack-Problem

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Hat Südtirol ein Problem mit harten Drogen? Das „Bahngleis 7“ kümmert sich seit 20 Jahren um Abhängige. Der stellvertretende Verantwortliche Leonardo Battisti erklärt, wie sich die Szene in den letzten Jahren verändert hat.

von Christian Frank

„Bahngleis 7“ ist eine seit über 20 Jahren bestehende Institution am Bozner Boden, welche sich der Hilfe und dem Schutz für Suchtkranke verschrieben hat. Dem stellvertretenden Verantwortlichen Leonardo Battisti zufolge hegt ihre Einrichtung nicht den Anspruch, Abhängige zu heilen, sondern die körperlichen, psychischen und sozialen Schäden, die mit dem Drogenkonsum einhergehen, so gering wie möglich zu halten und sie auf vielseitige Art und Weise zu unterstützen: „Die große Herausforderung unserer Arbeit ist es, mit den Abhängigen auf eine Art und Weise zu arbeiten, dass sie sich öffnen können. Dass wir einen Weg finden, sie zu animieren, den eigenen Horizont zu erweitern und sie andere Perspektiven erkennen zu lassen. Ihnen einen vielschichtigen Blick zu geben und ihnen die Möglichkeiten des Lebens zu zeigen.“

Der stellvertretende Verantwortliche spricht auch über seine Wahrnehmung des Drogenkonsums in der Struktur: „Die Personen, die zu uns kommen, sind meistens abhängig von Heroin und Kokain. Das sind die mit Abstand am häufigsten konsumierten Substanzen, von welchen Suchtkranke, welche in unsere Einrichtung kommen, abhängig sind. Die Rauschmittel haben ein sehr großes Suchtpotential und sind einfach zu bekommen.“

Eine seit den letzten paar Jahren neuartige Erscheinung des Konsums sei ihm zufolge Crack: „Wir bemerken, es wird immer mehr Crack geraucht. Diese Art des Drogenkonsums hatten wir vor ein paar Jahren noch nicht, nun aber ist sie stark im Kommen und ein Umstand, mit dem wir immer mehr wissen müssen, wie damit umgehen. Seit vier Jahren verzeichnen wir immer mehr Crackabhängige.“

Mit den Angeboten der Einrichtung stellt „Bahngleis 7“ eine Bandbreite an Unterstützung bereit. Die Dienstleistungen reichen demnach von einer warmen Dusche über Essensmöglichkeiten bis hin zum Aushändigen steriler Spritzen. Es gilt den Abhängigen in seiner Verfassung zu akzeptieren, erklärt Battisti.

Vor bald nun schon drei Jahren wurde „Bahngleis 7“ aufgrund der Arbeiten am Waltherpark von der Garibaldistraße zum Bozner Boden verlegt. Diese Umstellung hat Vor- und Nachteile, erklärt Battisti: „Die neue Struktur ist wesentlich geräumiger, privater und anschaulicher, wir haben beispielsweise einen Garten und Kapazitäten für allerlei zusätzliche Tätigkeiten und Programme. Leider sind wir jetzt aber nicht mehr an der Quelle bekannter Problemzonen und es bietet sich nicht mehr dieselbe Situation, dass Betroffene spontan vorbeikommen.“

Diese Tatsache führte nach den Aussagen von Battisti dazu, dass sich die Anzahl der Besucher der Einrichtung seinen Einschätzungen zufolge um ungefähr 40 Prozent verringert habe, darunter fielen insbesondere junge Personen. „Die Zahl der Drogenabhängigen ist aber nicht gesunken“, so Battisti.

Aufgrund dessen wurde eine mobile Anlaufstelle ins Leben gerufen: „Wir wollen jene, die wir mit diesem Umzug verloren haben, wieder auffangen. Mit Hilfe dieser mobilen Anlaufstelle, mit welcher wir einmal die Woche nachmittags auf dem Verdi Platz frequentieren, erreichen wir auch mehr junge Betroffene“, erläutert Battisti.

Den Herausforderungen und ständig neuen Ansprüchen zum Trotz verfolgen Battisti und sein Team ihr Leitmotiv: „Wir sind in erster Linie ein Ort des Empfangens und der Aufnahme. Für diese Menschen da zu sein ist der erste Schritt ihnen zu helfen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (1)

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  • wichtigmacher

    Der Bedarfan schicki micki Drogen ist wohl da, und wir hätten ja ein paar ehrenamliche Wanderhändler, welche den Stoff besorgen würden, aber die werden dann auch wieder aus (temporär) aus dem Verkehr gezogen….

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