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„Bestrafen ist falsch“

Heidrun Goller

Der Landesbeirat der Eltern sieht die von der Regierung in Rom geplante Neugewichtung der Betragensnote sehr kritisch.

Der Ministerrat in Rom verschärft die Regeln in den Schulen und wertet die Betragensnote auf.

Begründung dafür ist, dass in den Schulen das respektvolle Miteinander immer schwieriger wird Benehmens-Grenzen immer häufiger überschritten werden und Lehrer sogar Angriffen von Schülern ausgesetzt sind.

„Die sozial Unangepassten kommen aus allen Reihen der sozialen Welt. So fallen gut bürgerliche Wohlstandsverwahrloste ebenso auf wie Kinder aus sozial schwachen Familien. Die Zustände sind in der Tat besorgniserregend.“

Das beobachtet auch der Landesbeirat der Eltern und hofft, dass eine neue Gewichtung der Verhaltensnote vielleicht die gewünschte Verhaltensänderung einleiten könnte. Allerdings sieht man im Landesbeirat der Eltern die geplanten Maßnahmen kritisch und vor allem zu kurz gedacht: „Dass Konsequenz nicht gleich Strafe ist, sondern dass gleichzeitig auch sofortige, schulische Maßnahmen zur Verhaltensänderung vorgesehen sind, geht aus dem Gesetzesentwurf nicht hervor,“ meint Heidrun Goller, Vorsitzende des LBE.

Das Verhalten der SchülerInnen, das in der Betragensnote Niederschlag findet, ist meistens ein Symptom für Probleme des familiären Umfelds oder ganz persönlicher Natur. Es ist wichtig, diesen Kindern und Jugendlichen die Grenzen im Kontext des sozialen Miteinander klar aufzuzeigen.

Doch Bestrafen ist der falsche Gedanke. Eine Betragensnote soll eine Rückmeldung sein: „das klappt noch nicht gut genug“ oder „du kennst die sozialen Regeln noch zu wenig“. Dann muss es darum gehen, den Betroffenen zu zeigen wie sie es besser machen können, wie sie ihre Defizite erkennen und aucolen können. Hier müssten dann ganz konkrete Maßnahmen erfolgen, zum Beispiel Trainings für sozialen Umgang angeboten werden, damit sie lernen können, wie es besser geht. Der Ansatz sollte sein, den Kindern und Jugendlichen ganz gezielt zu helfen, damit sie das lernen können, was sie in ihren Familien bis dahin nicht gelernt haben. „Dysfunk[onale Familien und Umwelten sind sehr komplexe Systeme, die man von außen nur sehr schwer so beeinflussen kann, dass am Ende ein sozial verträglicher Jugendlicher herauskommt,“ analysiert Sonia Fischnaller vom LBE.

Daher findet es der Landesbeirat der Eltern viel zielführender, dem Jugendlichen das anzubieten und beizubringen, was er eben in seinem Lebenskontext noch nicht lernen konnte.

Auf schulischer Ebene wurde in Italien mit Art. 92 d. 20.8.2019, dem fächerübergreifendem Fach Gesellschaftliche Bildung, die gesetzliche Grundlage geschaffen, dass SchülerInnen, sowohl die intra- als auch die interpersonellen Kompetenzen erlernen können und müssen. Vielleicht könnte auch eine neue Gewichtung dieses Faches gewünschte Verhaltensänderungen bei SchülerInnen herbeiführen.

Die Auswirkungen des gesellschaftspolitischen Wandels sind vor allem bei den Jugendlichen stark erkennbar.

Der Landesbeirat der Eltern hofft, dass diese Neuregelung in Südtirol so implementiert wird, dass für die betroffenen SchülerInnen parallel auch andere neue sinnvolle Maßnahmen geschaffen werden. „Nur auf diesem Wege können prosoziale und gesellschaftsverträgliche Verhaltensänderungen entwickelt und gefördert werden“, ist die einhellige Meinung des Landesbeirates der Eltern.

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