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„Besser statt mehr“

(v.r.) Richard Vill, Präsident der Europäischen Textilakademie, die Textilrestauratorin Irene Tomedi, die Stadträtin für Wirtschaft, Tourismus und Stadtmarketing Bozen, Johanna Ramoser, und die Kunsthistorikerin und Jurorin Ursula Schnitzer.

Die Europäische Textilakademie lanciert einen Preis, um besondere Leistungen aus zeitgenössischem und traditionellem Handwerk zu würdigen. Der European Textile & Craft Award soll die Qualität von Textilprodukten belegen und ein sicheres Qualitätssiegel sein.

(sh) Kleider machen Leute – und enorme Probleme. Zumindest, was die sogenannte Fast Fashion anbelangt, Billigkleidung, die einen gigantischen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Die Textilindustrie produziert mehr Treibhausgase als der weltweite Flugverkehr und die Schifffahrt zusammen. Hinzu kommt ein enormer Ressourcen-Verbrauch. Und Müllberge durch weggeworfene Kleidung. Von der Ausbeutung der Textilarbeiterinnen in den Entwicklungsländern gar nicht zu reden.

Weniger Masse, mehr Klasse wäre gefragt. Nur wie? Faire und nachhaltige Kleidung liegt zwar im Trend, doch verglichen mit konventioneller Mode ist sie ein Nischenprodukt. Und was heißt überhaupt nachhaltig?

Mit dem Begriff, so der Modedesigner Richard Vill, werde viel Schindluder getrieben: „Der Handel behauptet, dass bis zu 40 Prozent recycelt werden, dabei sind es höchstens 10 Prozent.“ Zusammen mit der Restauratorin Irene Tomedi, eine Koryphäe für historische Textilien, die bereits mit dem renommierten „Palazzo Spinelli Award“

ausgezeichnet wurde, hat Vill die Europäische Textilakademie gegründet, um die Tradition des europäischen Textilgewerbes zu stärken. Nachhaltig produzierte Textilien, das sind für die Akademie handwerklich hergestellte Textilien, die vor allem auf Materialien aus der Umgebung zurückgreift. Damit würden Ressourcen gespart und die Umweltauswirkungen der Massenproduktion reduziert.

Seit 2017 organisiert die Akademie in Bozen das „Internationale Festival für textiles Handwerk, textile Kunst und Design“, mit dem Prachtband und der Ausstellung „Samt und Seide im historischen Tirol von 1.000 bis 1914″ hat sie die lokale Textil-Geschichte dokumentiert.

Jetzt geht die Akademie einen Schritt weiter und lanciert einen Preis, um besondere Leistungen aus zeitgenössischem und traditionellem Handwerk zu würdigen. Der European Textile & Craft Award (ETA Award) soll die Qualität eines Produktes belegen und für Hersteller und Kunden ein sicheres Qualitätssiegel sein. „Besser statt mehr“ lautet das Motto.

Nachhaltigkeit steht im Zentrum bei der Vergabe des ETA Award: „Die verwendeten Materialien, ästhetisches und funktionales Design, Verarbeitungsqualität und Ressourcen, umweltschonende Erzeugung sowie sozial-ethische Aspekte sind wesentliche Kriterien zur Vergabe des Award“ heißt es in der Ausschreibung.

Als da wären: Fasern und Materialien aus biologischer Landwirtschaft; traditionelle Materialien, die mit schonenden Technologien und Verfahren hergestellt werden; Herstellungsverfahren mit geringem Energie- und Wasserverbrauch; nachhaltiges Unternehmensmanagement; tierische Fasern und Materialien mu?ssen aus artgerechter Haltung und Verfahren stammen, bei denen keine tierqua?lerischen Techniken eingesetzt werden; Materialien müssen aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wa?ldern stammen; Herstellungsverfahren ohne gefa?hrliche Chemikalien; innovative bio-basierte Chemiefasern; Chemiefasern aus geschlossenen Kreisla?ufen; Materialien aus der Wiederverwertung.

Wer diese ziemlich hoch angesetzten Kriterien erfüllt und prämiert wird, bekommt zwar keinen Geldpreis, dafür garantiert der Award eine hohe Sichtbarkeit und Teilnahme an einem internationalen Netzwerk namhafter Akteure und Unternehmen der Textilbranche.  U?ber die Vergabe des European Textile & Craft Award entscheidet eine unabha?ngige internationale Fachjury, die sich aus Vertretern/innen von Hochschulen, Universita?ten, Handwerk und Industrie, Kunst und Kultur zusammensetzt.

Einreichung müssen innerhalb 21. Oktober 2023 einlangen, die Prämierung erfolgt am 12. Januar 2024 im Waltherhaus in Bozen. Die pra?mierten Projekte werden in der Winner Gallery am Festival fu?r textiles Handwerk, textile Kunst & Design vom 15.-17. Ma?rz 2024 im Schloss Maretsch Bozen ausgestellt.

 

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