„Kein Selbstläufer“
Nach einer längeren Phase des kontinuierlichen Wachstums sinken Südtirols Exportzahlen im zweiten Quartal 2023 unter jenes im Vorjahr.
von Markus Rufin
Seit Ende der Corona-Pandemie erlebte Südtirols Außenhandel ein außergewöhnliches Hoch. Bis zum vierten Quartal 2022 stiegen die Exporte kontinuierlich an. Doch nachdem es bereits im ersten Quartal 2023 einen Rückgang gab, sanken die Exporte nun im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um 0,7 Prozent. Dies war – abgesehen von der Corona-Pandemie, als der Handel einbrach – zuletzt im ersten Quartal 2019 der Fall.
Grund für Alarmstimmung gibt es deshalb aber nicht, denn mit 1,67 Milliarden Euro ist das Niveau der Ausfuhren auch im zweiten Quartal 2023 sehr hoch.
Der größte Anteil der Exporte entfällt auf Nahrungsmittel, Getränke und Tabakerzeugnisse (17,3 Prozent), gefolgt von Maschinen und Apparaten (15,3 Prozent), deren Ausfuhren um bemerkenswerte 12,6 Prozent stiegen.
Doch dies ändert nichts daran, dass die Exporte insgesamt gesunken sind. Primär liegt das daran, dass Deutschland – mit einer Beteiligung von 30,8 Prozent der wichtigste Absatzmarkt für Südtirol – eine Abnahme von 3,8 Prozent verzeichnet. Auch in Österreich, dem zweitwichtigsten Absatzmarkt (9,7 Prozent) gab es einen Rückgang um 0,9 Prozent. Diese Abnahme konnte nur teilweise von der Zunahme der Ausfuhren in die Vereinigten Staaten ausgeglichen werden, wo diese um 8,2 Prozent stiegen.
Aus den neuen Export-Zahlen wird ersichtlich, dass die Wirtschaftskrise in Deutschland und die Unsicherheiten in Europa auch Auswirkungen auf Südtirol haben.
Auch der Unternehmerverband zieht diese Schlussfolgerung und mahnt zur Vorsicht. „Export ist aber kein Selbstläufer“, meint der für Internationalisierung zuständige Vizepräsident des Unternehmerverbandes Südtirol, Harald Oberrauch. „Unsere international tätigen Unternehmen haben uns zwar in diesen Jahren dank ihrer Innovationskraft und der Produktivität ihrer Mitarbeiter an immer neue Export-Rekordmarken gewöhnt, aber um auf den globalen Märkten erfolgreich zu bleiben, brauchen sie auch entsprechende Rahmenbedingungen, auch weil die Exportmärkte immer weiter entfernt sind und sich vermehrt außerhalb Europas befinden.“
Oberrauch zufolge zeichnet sich in Südtirols Außenhandel also ein Wandel ab. Weg vom europäischen und hin zum internationalen Markt. Um diesen Wandel zu stemmen, brauche es entsprechende Investitionsprogramme, um die Industrie zu unterstützen. „Auch in Europa und in Südtirol brauchen wir Rahmenbedingungen, die globale Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen“, sagt Oberrauch. Konkret fordert er mehr Netto vom Brutto für Mitarbeiter, leistbare Energie, Erreichbarkeit und schlankere Abläufe, die private und öffentliche Investitionen ermöglichen, um auf die Veränderungen reagieren zu können.
Oberrauch erinnert daran, dass die Investitionen in die Unternehmen den Südtirolern zugutekommen: „Durch ihre internationale Tätigkeit schaffen diese Unternehmen Wertschöpfung, Investitionen und Arbeitsplätze vor Ort. Sie zählen auch zu den größten Steuerzahlern im Land und tragen damit beträchtlich zur Finanzierung der öffentlichen Dienstleistungen, der Sanität und des Bildungswesens bei.“
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Kommentare (3)
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2xnachgedacht
weniger produktion, weniger export= weniger CO2… wo liegt das problem?
man kann es drehn u wenden wie man will…die katz beißt sich selber in den s… ironie *off*
dn
Zur Zeit sollte man Waffen produzieren.
gulli
Irgendwann hat jedes Wachstum ein Ende, dies gilt auch für Südtirol!