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„Brauchen eine Erneuerung“

Der Brunecker Biostatistiker Markus Falk tritt nach den Gemeinderats- und Parlaments-nun auch bei den Landtagswahlen für den M5S an. Warum sein Fokus jetzt nicht mehr (nur) auf Corona liegt.

Tageszeitung: Herr Falk, Sie haben sich in Südtirol vor allem als Biostatistiker einen Namen gemacht, haben für die 5-Sterne-Bewegung aber auch bereits bei den Gemeinderats-, bei den Parlaments- und nun bei den Landtagswahlen kandidiert. Offensichtlich haben sie politische Ambitionen. Warum?

Markus Falk: Wir stehen vor einer Reihe von Problemen, die wir mit der aktuellen Politik nicht lösen werden können. Wir brauchen eine Erneuerung der Politik.

Welche Probleme meinen Sie?

Konkret meine ich den Klima- und demografischen Wandel. Die Daten zeigen klar auf, dass sich da einiges zusammenbraut und dass sich beispielsweise bereits ab 2030 erste Finanzierungsprobleme ergeben, da durch Ausfälle und Engpässe vieles teurer werden wird. Dies ist vielen so noch gar nicht bewusst.

Sie könnten auch weiterhin als Biostatistiker sich zum Thema äußern. Warum wollen Sie jetzt politisch aktiv werden?

Ich bin der Meinung, dass wir mit der heutigen Politik gänzlich falsch aufgestellt sind, um die anstehenden Probleme zu lösen. Klassische Parteien sind zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und kaum innovativ. Dies ist der Grund, mich politisch zu engagieren. Wir benötigen eine Kraft aus der Mitte der Gesellschaft heraus, die in der Lage ist, viel Geld aufzutreiben und die Initiative zu ergreifen, um die Energiewende und den Klimawandel zu bewältigen. Die 5-Sterne-Bewegung passt hier genau ins Bild, da sie keine klassische Partei ist. Sie hat mir die Möglichkeit zur Kandidatur gegeben, über die ich zeigen möchte, dass man die Politik auch anders interpretieren kann.

Den Klimawandel haben sich vor allem die Grünen auf die Fahne geschrieben. Bei einer deutschsprachigen Partei wären ihre Erfolgschancen deutlich größer. Warum kommt eine andere Partei für Sie nicht in Frage?

Wenn ich der Ansicht wäre, dass ich unbedingt in den Landtag muss, müsste ich mich gänzlich anders aufstellen, da die Sprachgruppe in Südtirol nach wie vor über vieles entscheidet. Mir geht es hingegen um die 5-Sterne-Bewegung selbst, die den Bürger in den Mittelpunkt stellt und die direkte Demokratie lebt. Das Ziel der Bewegung ist es, zwei Sitze im Landtag zu erringen – ein nicht unrealistisches Ziel. Deshalb wurden auch zwei Frauen ganz vorne auf die Liste gestellt. Die Politik muss zurück zu den Menschen und einen Dialog mit denen aufbauen, die sich einbringen wollen.

Sie sprechen vor allem globale Themen an. Was könnte man in Südtirol konkret dagegen tun?

In Südtirol ist es höchste Zeit, die Solarenergie und andere erneuerbare Energien weiter auszubauen, die Wasserversorgung auch in Trockenzeiten zu sichern und uns auf Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen, Murenabgänge oder Waldbrände vorzubereiten, sodass die Risiken und Auswirkungen möglichst gering bleiben. Die Aufgabe der Wissenschaft besteht darin, hier vorauszudenken und Vorschläge zu unterbreiten, die dann von der Politik aufgegriffen und mit der Bevölkerung diskutiert werden müssen, um dann möglichst an einem Strang zu ziehen.

Bei den Gemeinderatswahlen wurden Sie in Bruneck gewählt, haben aber auf Ihr Mandat verzichtet. Würden Sie das Mandat im Landtag überhaupt annehmen?

Sollte ich wider Erwarten entsprechend viele Vorzugstimmen erhalten, so würde ich das Mandat annehmen. In Bruneck war von vornherein vereinbart worden, dass bei nur einem errungenen Mandat den Frauen der Vortritt gelassen wird, da im Brunecker Gemeinderat Frauen fehlten.

Sie haben während der Pandemie immer wieder Corona-Kurven berechnet. Wie sieht die Prognose für die Landtagswahlen aus?

Um Prognosen zu erstellen, benötigt man eine Stichprobe. Bei den letzten Umfragen war das Datenmaterial für mich jedoch nicht nachvollziehbar. Auf nationaler Ebene sieht es so aus, als ob der Rechtsblock langsam an Boden verliert, während die Opposition an Zuspruch gewinnt. Für Südtirol könnte man unter Umständen Ähnliches annehmen, aber für den Rest fehlt mir das Datenmaterial. Fest steht, dass die neue Realität darin besteht, dass es weiterhin viele kleine Listen geben wird.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • tschango

    Was ist der Unterschied zwischen einem Biostatistiker und einem Politstatistiker? Ersterer ist nicht in der Lage zu berechnen, dass sein Engagement für die 5-Sterne-Bewegung umsonst ist.

  • steve

    Wie weit es die direkte Demokratie bei den M5S gebracht hat, haben wir mitbekommen: nicht weiter wie bis zum schreienden Mob, der die öffentlichen Kassen leer räumt und Italien den Russen und Chinesen zum Fraß vor wirft.

    Was die direkte Demokratie bringt sehn wir auch jeden Tag hier im Forum: die allermeisten sind nicht in der Lage die einfachsten Zusammenhänge zu erkennen.
    Politik würde nur mit Parolen und Stimmungen gemacht.
    Na viel Spaß damit!

    • 2xnachgedacht

      @steve
      ganz ihrer meinung!
      was ich nicht teile, ist ihre auffassung von demokratie…. die haben sie in ihren vielen komments bereits zur genüge dargelegt oder dargestellt… nicht immer *direkt*, aber durch die blume.

  • robby

    Bezieht Falk den „ reddito di cittadinanza“?

  • leser

    Falk
    Der mit dem Geld finden ist gut
    Bin gespannt wann der erste Politiker aufsteht und sich dafür ausspricht den arbeitenden Steuerzahler sein Geld vollends abzunehmen

    Solche Typen wie dich braucht die welt

  • foerschtna

    „…die in der Lage ist, viel Geld aufzuarbeiten…“. Wieso nur fange ich immer an, ganz fest auf meinen Geldbeutel aufzupassen, sobald Politiker davon schwafeln „Geld aufzutreiben“, oder „Milliarden in die Hand zu nehmen“ (Ricarda Lang von den Grünen) ?

    • foerschtna

      Errata corrige: Geld auftreiben

    • leser

      Ferschtna
      Das ist eben Ansichtssache
      Die grünen sehen es nie hoch genug dem Bürger in Form von Steuern dem Bürger Geld zu stehlen um es dann wie sie sagen in die Hand nehmen und damit ihre nachhaltigen Ideen zu finanzieren
      Wenn mann erträge aus Stromproduktion beträge aus staatsbetrueben für bestimmte Interessensgruppen verplempert so kommt diese Zweckentfremdung Diebstahl sehr nahe
      Ich frage mich nur wie weit man dem Bürger noch entmündigen und besteuern will
      Und dann rühmen sich Politiker und Volksvertreter wie gut sie dem Bürger tun

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    ist schon erstaunliches Selbstbewusstsein wenn sich der Biostatistiker mit seinen Modellen, Aufrufen und Erklärungen stets und fundamental geirrt hatte und nun wieder das Wort ergreift und die Richtung vorgeben will was Südtirol jetzt zu tun und zu lassen hat.

    Insbesondere sein Trommeln für diesen „Massentest“ als Erlösung dürfte in Erinnerung bleiben, beispielhaft einer der zahllosen Artikel dazu

    https://www.tageszeitung.it/2020/11/19/so-brechen-wir-die-welle/

    Es gab nie ein Wort des Bedauerns oder einige kleinlaute Töne zu der Diskrepanz was da so fröhlich vor sich hinmodelliert wurde und was daraus in der Realität wurde..

    Auf obengenanntes Modellierversprechen schon eine Teilnahme von 70 % an diesem „Massentest“ würde Erlösung und Heilung erfolgen folgte dann die komplette Absage der Wintersaison und grossartige Sachen wie Gemeindegrenzensperren, Kontaktverbote, Schulschliessungen über Monate..

    Im Fussball würde man sagen aus drei Metern sieben Meter über und 20 Meter neben das Tor geschossen.
    Solche Leute sollten sich nicht als Torschusstrainer für den FC Energiewende und Alemannia Klimagötze anbieten

    Ach, und was meint eigentlich „viel Geld auftreiben für Energiewende und Klimawandel?“ Astronomische Steuern auf Mobilität,Heizung und Strom?Oder sollen Goldtaler vom Himmel fallen?

    Auf Wiedersehen im biostatistischem Wolkenkuckucksheim

    • placeboeffekt

      Tja

      Das Internet vergisst wohl wirklich nicht.

      Ich kenne mich mit biostatistics nicht aus.

      Aber im allgemeinen ist ja jedes Modell nur eine Abstraktion der Wirklichkeit und nur unter ieingeschränkten und wohldefinierten Bedingungen einsetzbar

      Biostatistische Modelle sind sicher um einige Dimensionen komplexer als mechanische oder elektrotechnische- und deshalb wohl inhärent weniger zuverlässig

      Trotzdem kann man abschließend wohl sagen dass das „ Trumpsche Modell „ am unzuverlässigsten war und – statistisch gesehen- die meisten Opfer nach sich gezogen hat.

      Oder haben Sie dazu gegenläufige Informationen?

      • andreas1234567

        Hallo@placeboeffekt,

        lass den Biostatistiker nicht so einfach davonkommen,,die gesamten Modelle, alle Prophezeiungen lagen wirklich meilenweit neben der Realität.

        Kleiner Wettbewerb:
        Gab es zwischen 2020 und Ende 2022 auch nur eine Prognose, eine Prophezeiung und eine Einschätzung die auch nur annähernd in der Realität eingetroffen ist? Ich frag wirklich nur nach einer Modellstatistik die halbwegs, ungefähr eingetroffen ist.Hat das jemand?
        Ich hab noch ungefähr 10 STZ-Artikel, spontan gefunden, die komplett an der Realität vorbeimodelliert wurden, ich hab nicht ernsthaft gesucht.

        Und jetzt kommt der Kerl daher und will Geld, viel Geld einheimsen für Energiewende und Klimawandel und das unter der Namen einer von einem Fernsehclown gegründeten Partei die wahlmässig in den letzten Monaten zum Teufel gejagt wurde.Unter anderem weil die dort wo sie mal an den Machthebeln spielen durften ihren Ruf als Clownspartei eindrücklich bestätigt haben..Di Maio.. Die Signora Raggi, die Ex-Bürgermeisterin von Rom, kann jeder nachschauen was diese Koryphäen so angerichtet haben..

        Auf Wiedersehen in Südtirol wo es Sterne genug hat, da braucht es nicht noch 5 weitere

  • diegonicolini

    Ich beobachte Vorurteile in diesen Chats. Die Daten sind parteifrei. Die Daten zeigen, dass die stark kritisierte Politik von Conte ein Erbe von 209 Milliarden im Rahmen des PNRR, +11% des BIP (+7% 2020 und +4% 2021) und eine Reduzierung der öffentlichen Schulden um 13 Punkte hinterlassen hat. Dieses Erbe wurde in etwas mehr als 10 Monaten von der Regierung Meloni zerstört, die uns auf ein Wachstum des BIP von ’null Komma‘ verurteilt, wachsender Armut und schließenden Unternehmen. Wenn Sie nicht ändern möchten, behalten Sie diese unfähigen Neofaschisten

    • steve

      Genau 1+1=1,5! Ihr dreht und wendet alles wie ihrs gerade braucht und seid auch nicht wirklich besser als die Neofaschisten.
      Faschistische Elemente lassen sich auch bei euch beobachten.

      Ihr macht nur große Ankündigungen: gegen das Medienmonopol Berlusconis und Ebners habt ihr gar nichts unternommen!

      • diegonicolini

        Das eigentliche Problem sind die Menschen, die die Realität schamlos verzerren. Sie behaupten, einen Kreis zu sehen, wenn es ein Quadrat ist, und glauben, dass 1+1 nicht 2 ergibt, usw. Gegen Monopole ist es wahr, dass wir verloren haben, aber wir sind die Einzigen, die versucht haben, den Kampf zu führen, und wir setzen ihn fort. Deshalb steht das gesamte Mediensystem gegen uns.

        • steve

          Ihr seid keine seriöse Partei sondern ein schreiender Mob.
          Politik all’italiana von den Russen gekauft.
          Ihre Zahlenspiele zeigen dass sie von Wirtschaft keine Ahnung haben, sogar den PNRR wollen sie ihrer Partei zurechnen.

          Bressa war der einzige der einen Gesetzentwurf gegen das Medienmonopol Ebners eingereicht hat. Meines Wissens gehört Bressa zum PD und nicht zum M5S.

          Hätten sie etwas Anstand, würden sie sich schämen diesem Verein anzugehören.

    • tschango

      Herr Nicolini, mit Ihren Aussagen über Conte machen Sie sich lächerlich 🙂
      So sehr ich persönlich Herrn Falk für seine Arbeit in der Corona-Zeit schätze, glaube ich dennoch, dass die Stimmen der deutschsprachigen 5Sterne-Wähler zu deren deutschsprachigen Ableger, dem Team 600, wandern werden und der arme Falk somit leer ausgeht.

      • diegonicolini

        Inzwischen wird Conte mit Stadiongesängen und Applaus sogar bei den „Feste dell’Unità“ (PD) empfangen. Was den Rest betrifft, werden wir mal sehen. Ich treffe viele Menschen, die vom Team enttäuscht sind. Am Ende ist es eine schlechte Kopie der Fünf-Sterne-Bewegung, aber wenn sie unsere Regeln angewendet hätten, wären sie bereits ausgestorben.

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