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„Wir wollen Mut machen“

Im kommenden Arbeitsjahr lautet das Jahresthema des KVW „Miteinander in Bewegung, damit niemand zurückgelassen wird“. Dem Verband geht es darum, dass all jene Menschen mitgenommen werden, die momentan oder auch dauerhaft nicht mithalten können, um so die soziale Sicherheit auch weiterhin zu gewährleisten.

Kein Geld für die vielen offenen Rechnungen, kein bezahlbarer Wohnraum für Angestellte, kein dringend benötigter Betreuungsplatz für Angehörige und vieles mehr und die Liste könnte noch lang weitergeführt werden.

War es in Vergangenheit immer so, dass die nächste Generation auf ein noch „besseres“ Leben hoffen konnte, ist dies derzeit auch im reichen Südtirol nicht mehr so selbstverständlich.

Laut der letzten Ausgabe des AFI-Barometers sind Südtirols Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vor allem um die berufliche Zukunft ihrer Kinder und um die eigene Rente besorgt. Gleichbleibende Löhne bei steigenden Lebenshaltungskosten und hoher Inflation tragen ebenso zur Sorge bei. 82% der Befragten beispielsweise sorgen sich, dass sie in Zukunft keine angemessene Rente für ein würdevolles Auskommen im Alter haben.

In diesem Jahr will sich der KVW damit beschäftigen, wie man „Miteinander in Bewegung bleibt, damit niemand zurückgelassen wird. Aufgebaut wird auf das Thema des Vorjahres „Miteinander in Bewegung, damit Gemeinschaft wächst“.

Auch nach 75 Jahren wird der KVW, der Katholische Verband der Werktätigen, nicht müde, sich für die Menschen vor Ort einzusetzen und sich zu engagieren, sich demokratiepolitisch durch Stellungnahmen und Aktionen einzumischen.

Auch Bildungsarbeit über ganz Südtirol verteilt, gehört zur DNA des KVW: Aus- und Weiterbildung und Fortbildung sind der Schlüssel, um Armut und prekäre Arbeitsverhältnisse erfolgreich zu bekämpfen. Bessere Kompetenzen führen auch zu einem höheren Einkommen und dementsprechend müssen weniger sogenannte Transferleistungen in Anspruch genommen werden: gesellschaftspolitisch ist dies auf jeden Fall sinnvoll.

Gemeinsam geht es besser

„Es ist die Aufgabe unseres Verbandes, in unseren Ortsgruppen und Gremien Aufklärung zu leisten und dadurch vermehrt Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Viele unserer Mitbürger:innen werden übersehen und bleiben dadurch zurück: prekäre Arbeitsverhältnisse, geringer Lohn, besondere familiäre Verhältnisse, Altersarmut… Diesen Menschen wollen wir Mut machen, sich Hilfe zu holen und Sozialleistungen nicht als Almosen, sondern als wichtige Unterstützung für den Alltag zu sehen“, so Landesvorsitzender Werner Steiner bei der heutigen Pressekonferenz.

Soziale Verantwortung

In dieselbe Kerbe schlug auch Vorstandmitglied Margareth Fink, die auf Menschen aufmerksam machte, die auf dem Arbeitsmarkt verschiedensten Schwierigkeiten begegnen. Dies sind fehlende Möglichkeiten, Familie und Beruf zu vereinbaren, Pflege von Angehörigen, gesundheitliche Probleme. Aber auch befristete Arbeitsverträge und unzureichende Löhne sind Herausforderungen unserer Zeit. „Dadurch können junge Menschen ihre Zukunft nicht so gestalten, wie sie es gerne hätten, sie verschieben ihre Familienplanung oder geben sie ganz auf. Das ist nicht nur ein Problem der Einzelnen, sondern ein gesellschaftliches Problem“, so Fink in ihrem Statement.

Als Sozialverband fühlen sich die KVW Mitarbeiter:innen, hauptamtlich und ehrenamtlich, mitverantwortlich, Menschen die am Rande stehen, jene die nicht die Kraft, das Wissen, das Durchhaltevermögen haben, zu befähigen, das Leben wieder mutig in die Hand zu nehmen.

Monika Gatterer, ebenfalls Vorstandmitglied und Bezirksvorsitzende des Pustertales, appellierte an jeden und jede Einzelne genau hinzuschauen und auch ins „Tun zu kommen “Wir sind alle gefordert: als Nachbar, Mitarbeiter, Arbeitgeber, Kirche. Es braucht Einfühlungsvermögen, genaues Hinschauen und letztlich eine Vertrauensbasis, um Betroffene aus dieser Isolation zu holen. Die Individualisierung unserer Gesellschaft macht die Sache nicht leichter. Man will sich in fremde Angelegenheiten ja nicht einmischen so Gatterer.

Füreinander und miteinander  

Der KVW bietet konkret vielfältige Hilfe an: über das Patronat KVW ACLI bei Ansuchen für die Absicherung bei Rente, Krankheit oder bei Arbeitslosigkeit, über den Hilfsfonds bei akuten Notlagen, bei digitalen Herausforderungen (Senior Online und Diggy)…

Monika Gatterer, die auch Vorsitzende der KVW Bildung ist, beschrieb dann auch ein aktuelles Projekt der KVW Bildung: „Dass viele Bürgerinnen und Bürger der Digitalisierung hinterherhinken ist bekannt. Dass es aber auch Erwachsene gibt, die des Lesens und Schreibens nur bruchstückhaft mächtig sind, überrascht vielleicht doch– und es sind nicht wenige – bei uns ist jede zehnte Person davon betroffen.“

Für den geistlichen Assistenten im KVW, Karl Brunner, gibt es nach wie vor viel Solidarität untereinander und eine gute Basis für ein gesellschaftliches Miteinander. Als KVW ist es unsere Aufgabe, darauf hinzuwirken, dass unsere Gesellschaft, unser Wirtschaften, unsere Bildung, die Digitalisierung, etc…immer der Würde des Menschen Rechnung tragen. Das ist der Gradmesser! Dabei gibt es auch in einer sozial gut entwickelten Gesellschaft, wie der unseren, Menschen, die zu wenig im Fokus sind: Ich denke da z.B. an Betroffene von sexualisierter Gewalt. Es ist dann unser aller Aufgabe, auf diese blinden Flecken hinzuweisen und auch dort Würde sicherzustellen. Diese Aufgabe ist eine „never ending story“!“

Das KVW Jahresthema, das alljährlich von einer eigens eingesetzten Arbeitsgruppe ausgearbeitet wird, wird im Herbst in allen Bezirken Südtirols bei 23 Gebietstagungen für die 235 Ortsgruppen vorgestellt. Gemeinsam wird dann an der Umsetzung gearbeitet.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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