„Vier Monate später …“
Ein durchtrainierter junger Sportler wird mit der Diagnose Hodentumor konfrontiert. Hier erzählt er seine Geschichte.
Hodentumor ist die häufigste Tumorart bei jungen Männern. Er kann jedoch gut behandelt werden, wenn er rechtzeitig entdeckt wird.
Mit der Diagnose Hodenkrebs wurde auch Thomas konfrontiert.
Er erzählt seine Geschichte.
Thomas ist 26 Jahre jung. Er hat als KFZ-Mechatroniker seine Leidenschaft für Motorräder zum Beruf gemacht. Das Wichtigste in seinem Leben ist jedoch klassischer Langlauf, sein Herz brennt für diesen Sport. Schon von klein auf trainiert er intensiv und heute bestreitet er Langlaufbewerbe im In- und Ausland. Umso verständlicher ist es, dass seine größte Sorge nach der Diagnose Hodentumor war, die bevorstehende Wintersaison zu verlieren.
Alles begann damit, dass Thomas im Frühjahr vor zwei Jahren im Alter von 24 Jahren eine Stelle an seinen Hoden bemerkte, die ein wenig schmerzte. Auf Anraten seiner Mutter, ging er schließlich zu einer Kontrolle in die Abteilung Urologie am Krankenhaus Bozen, wo Primar Armin Pycha eine Abklärung mit einer Ultraschalluntersuchung durchführte. Er ging davon aus, dass es sich um eine Zyste handelte, wies Thomas jedoch darauf hin, dass daraus ein Tumor entstehen könnte. Ein Jahr später müsse er daher unbedingt zu einer neuerlichen Untersuchung kommen.
„Ich hatte keine Lust auf einen Arzttermin“
Der März nahte, Thomas hatte jedoch andere Dinge im Kopf. Die Langlaufsaison war noch nicht zu Ende, er trainierte das ganze Jahr über „wie ein Wahnsinniger“ und nahm an zahlreichen Wettkämpfen teil. „Außerdem fühlte ich mich gesund und sagte mir, dass ich ja noch so jung bin. Was sollte mir also fehlen? Ich war davon überzeugt, dass das nichts Großes sei und hatte überhaupt keine Lust auf einen Arzttermin. Ohne meine Mama wäre die Sache ganz anders ausgegangen.“ Thomas hatte zu dieser Zeit lange Diskussionen mit seiner Mutter. Ihr war als ehemalige Krankenpflegerin klar, wie wichtig es wäre, dass ihr Sohn zur Kontrolle ginge. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Thomas den Arzttermin auf den Herbst verschieben würde.
Im November 2022 gab es keine Ausreden mehr für Thomas.
Bei einer Ultraschalluntersuchung in der Urologie war es dieses Mal für Primar Pycha eindeutig, dass sich ein bösartiger Tumor gebildet hatte. Er erklärte ihm, dass er genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen sei. Wäre der Tumor nur vier Monate später entdeckt worden, wäre alles möglicherweise ganz anders ausgegangen. Der Tumor wäre dann schon größer gewesen, es hätten sich vielleicht sogar schon Metastasen gebildet und eine Chemotherapie wäre unvermeidbar gewesen.
„Die Diagnose war für mich wie ein Ausrufezeichen“
„Mir ist klar geworden, wie schnell es gehen kann, dass sich von einer Sekunde auf die nächste alles ändert. Alles andere wurde für mich unwichtig, sämtliche Probleme verschwanden in diesem Moment. Ich dachte nur mehr daran, dass ich gesund werden möchte.“
Als Langlaufathlet war es Thomas gewohnt, in schwierigen Situationen die Zähne zusammenzubeißen und zu kämpfen. Er setzte sich mit dieser ernsten Diagnose sehr rational und gefasst auseinander. „Anfangs sagten die Ärzte, dass sie zu 90% den betroffenen Hoden komplett entfernen müssten. Das war für mich nie ein Problem, denn mir war klar, dass es wichtig wäre, den gesamten Tumor zu entfernen. Die Ärzte erklärten mir, dass meine Fruchtbarkeit auch mit nur einem Hoden erhalten bliebe. Wenn ich jedoch eine Strahlentherapie machen müsste, müsste man vorher die Samen einfrieren, damit ich später einmal Vater werden kann.“
Die Operation wurde bereits für den darauffolgenden Tag angesetzt, so dass Thomas gar nicht viel Zeit für langes Grübeln blieb. An die Zeit, die er im Krankenhaus Bozen verbracht hat, erinnert sich Thomas so: „Es lief immer alles sehr gut auf der Urologie. Alles war top organisiert, ich habe mich immer gut betreut gefühlt. Außerdem habe ich mich so schnell erholt, dass ich nur zwei Tage im Krankenhaus verbringen musste.“ Als Thomas nach der Operation aufwachte, bemerkte er gleich, dass nur ein Teil des erkrankten Hodens fehlte.
Der Tumor war glücklicherweise so gut eingekapselt und gut operabel gewesen, dass nur ein Stück vom Hoden entfernt werden musste.
Die Zeit nach der Operation
Die Zeit nach der Operation ging Thomas mit einer Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit und dem Ehrgeiz eines Spitzensportlers an.
„Ich wollte gleich nach der OP aufstehen und schon am nächsten Tag bekam ich die ärztliche Erlaubnis, in die Krankenhaus-Bar zu gehen – das war für mich sehr wichtig. Ich sagte mir, ich lasse mich von dem Tumor nicht kleinkriegen und richtete meine Gedanken auf die Wintersaison. Ich wollte so bald wie möglich wieder trainieren und schon nach eineinhalb Wochen begann ich, obwohl ich noch ein wenig Schmerzen hatte, wieder mit leichtem Training. Das tat mir sehr gut, denn ich war ja im Krankenstand und ansonsten hätte ich mich den ganzen Tag nur damit beschäftigt, was alles passieren hätte können.“
Thomas konzentrierte sich wieder auf seinen Sport und bald war der Tumor für ihn nur mehr eine Nebensache. Das half ihm sehr, den anfänglichen Schock nach der Diagnose zu überwinden. Er fühlte sich sehr erleichtert, dass bei ihm keine Chemotherapie gemacht werden musste. Nach dieser Erfahrung war er einfach nur glücklich, wieder Sport im Freien zu machen und trainieren zu können. Der junge Athlet machte sich selbst keinen Druck mehr, so wie früher, und so kam es, dass er nach der OP die beste Langlaufsaison seines Lebens hatte.
Derzeit muss Thomas noch alle drei Monate zu der Urologin Emanuela Trenti ins Bozner Krankenhaus. Sie macht dann eine Ultraschallkontrolle und überwacht die Tumormarker in seinen Blutproben. Bei seinen Visiten auf der Urologie im Krankenhaus Bozen stieß Thomas auch auf die Kampagne „Check Your X“ (https://www.checkyourx.it/) des Südtiroler Sanitätsbetriebes.
Diese Kampagne richtet sich an männliche Jugendliche und junge Männer und möchte ihnen bewusst machen, wie wichtig es ist, sich regelmäßig selbst abzutasten und mit der Gesundheit achtsam umzugehen. Thomas kann sehr gut verstehen, dass es die Jugendlichen und jungen Männer einiges an Überwindung kostet, zum Urologen zu gehen, denn ihm erging es auch nicht anders. „Ich ging ganz ungern zu Kontrollen. Es war für mich immer sehr unangenehm, mich auszuziehen und mich von den Urologinnen und Urologen am Genitalbereich berühren zu lassen. Es ist immer noch ein unangenehmes Gefühl, aber ich weiß jetzt, dass es für mich wichtig und gut ist. Deshalb kann ich nur allen raten, beim kleinsten Verdacht zum Arzt zu gehen!“
Heute weiß er auch, dass Hodentumor die häufigste Tumorart bei jungen Männern ist. Sein Tumor konnte so gut behandelt werden, weil er rechtzeitig entdeckt worden ist. Dafür ist er vor allem auch seiner Mutter sehr dankbar, denn ohne ihre Überredungskünste wäre Thomas sicherlich nicht zur Kontrolle gegangen.
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