Betreuung zu Hause
Das Land will die Gesundheitsversorgung nahe am Wohnort ausbauen – u.a. mit einer integrierten Hausbetreuung für Senioren.
Die Gesundheitsversorgung nahe am Wohnort sowie zu Hause stärken und aufwerten – darauf zielen das gestern vorgestellte Planungsdokument für die Weiterentwicklung und Stärkung der Berufe in Allgemeinmedizin und der Kinderärzte sowie das Projekt zur Feststellung der Notwendigkeit der gesundheitlichen Hausbetreuung nach Maß ab. „Je besser die Menschen zu Hause versorgt werden, desto weniger brauchen sie gesundheitliche Versorgung im Krankenhaus“, erklärt Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher. Deswegen sollen die Ärzte für Allgemeinmedizin und die Kinderärzte freier Wahl zukünftig mehr Unterstützung für ihre Tätigkeiten erhalten.
Ein weiterer Schwerpunkt sind laut Ressortdirektor Günther Burger die Zusammenarbeit zwischen Primärbetreuung, Fachmedizin, Krankenhäusern und Sozialdiensten: „Unser Ziel ist es, das Netzwerk zwischen Allgemeinmedizin und pädiatrischer Grundversorgung sowie den Krankenhäusern und den wohnortnahen Diensten zu stärken.“ Zu diesem Zweck sollen zukünftig die verschiedenen Gesundheitsberufe in einem multidisziplinären Team zusammenarbeiten oder auch die Gruppenmedizin, also ein Zusammenschluss mehrerer Allgemeinmediziner unter einem Dach, gestärkt werden. „Diese Ärzteteams sollen auch Unterstützung von anderem Gesundheitspersonal, wie Pflegepersonal oder Psychologen, und vor allem administrative Hilfe von Sekretariatsmitarbeitenden erhalten“, erklärt Burger.
Ein wichtiger Punkt im neuen Planungsdokument ist auch der Ausbau der integrierten Hausbetreuung für ältere Menschen. „Ältere Personen, die nicht mehr selbstständig leben können, werden im Rahmen der integrierten Hausbetreuung von einem multidisziplinären Team zu Hause betreut“, führt Simon Kostner, Pressesprecher der Gewerkschaft Snami, aus. „Damit können Patienten rundum versorgt und somit Krankenhauszugänge reduziert werden“.
Um genau jene Personen zu erfassen, die eine integrierte Hausbetreuung in Anspruch nehmen könnten, starten die Allgemeinmediziner im September 2023 ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeinmedizin. Im Rahmen dieses Projekts werden alle über 74-Jährigen von ihrem Hausarzt eingeladen zwei Fragebögen auszufüllen, die Auskunft darüber geben sollen, ob der Patient gebrechlich (fragil) ist und eventuell eine integrierte Hausbetreuung vonnöten ist. Laut Schätzungen von Fabio Salvio, Allgemeinmediziner und Mitglied der Gewerkschaft Fimmg, werden bei etwa 40.000 Personen über 74 Jahren, welche aktuell in Südtirol leben, in etwa 5.600 bis 8.400 für eine integrierte Hausbetreuung in Frage kommen.
Für das Projekt, das vom Land und mit Geldern des nationalen Wiederaufbaufonds (Pnrr) finanziert wird, stehen um die drei Millionen Euro bereit.
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Kommentare (4)
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andreas69
Es herrscht jetzt schon Personalnotstand in der Sanität, weil der Arbeitgeber nicht attraktiv genug ist. Wo sollen all diese qualifizierten Mitarbeiter her, welche letztendlich diese neue Form der Gesundheitsversorgung tragen sollen? Dieses Projekt gleicht leider wieder einmal einer schönen Schachtel, welche – macht man sie auf – innen leer ist. Zuerst den Personalnotstand lösen indem man den Bediensteten mehr bietet, als nur leeres Gerede, dann kann man über neue Projekte reden. Das Problem an der Wurzel angehen, sehr geehrte Damen und Herren!
pingoballino1955
Andreas 69,sie haben mit ihrem korrekten Kommentar vollkommen recht. Der Ansatz ist ok,aber momentan leider nur Svp Wahlkampf,man hätte 10 Jahre Zeit gehabt obiges umzusetzen,warum ist man jetzt plötzlich “ aufgewacht“???wenn,ohnehin in der Sanität in allen Bereichen Personal kündigt und ins Ausland abwandert,wegen besserer Arbeits und Lohnbedingungen? Sogar Primare machen sich selbstständig und Ärzte hauen ab von der Sanität und vor der “ Freunderlwirtschaft“ derselben!!!!!
svea
Bin leider derselben Meinung wie „andreas69“, da ich befürchte, dass aufgrund des aktuellen Personalmangels, vieles das hier angekündigt wird, am Ende nicht umgesetzt werden kann.
Trotzdem gilt es an der Idee festzuhalten, denn es wäre eine dringend notwendige Maßnahme, die für die Patienten*innen und ihre Angehörigen eine enorme Erleichterung darstellen würde und in letzter Konsequenz, auch eine Entlastung für die Krankenhäuser mit sich bringen würde.
Für einen alten, gebrechlichen Menschen ist oft schon die Fahrt ins nächste Krankenhaus eine große Belastung, ganz zu Schweigen, wenn man für eine aufwändige Untersuchung 100 km fahren muss, das ist eigentlich nicht mehr zumutbar.
Aus medizinischer Sicht, sind „solche Unternehmungen“ ebenfalls sehr fragwürdig, denn sie erzeugen Angst, Unruhe und Aufgeregtheit bei allen Beteiligten.
Da bei der Umsetzung eines solchen Projektes, der Hausarzt bzw. die Hausärztin eine zentrale Rolle spielen, wird man ernsthaft darüber nachdenken müssen, wie man diese Berufsgruppe anderweitig entlasten kann.
Meiner Ansicht nach, hatten Hausärzte und -ärztinnen immer schon eine Schlüsselfunktion in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung – leider hat die Politik, seit der Reform von 1978 ihnen kontinuierlich Kompetenzen entzogen und die Verwaltung ihnen einen Berg von Bürokratie aufgehalst.
Wenn man nun endlich das Ruder herumreißen will, dann wäre das sehr zu begrüßen.
Das es sich allerdings nur um ein Projekt handelt, was bedeutet, dass die Finanzierung zeitlich begrenzt ist und den gesamten Maßnahmen keine relevanten Rechtsquellen zugrunde liegen, habe ich so meine Bedenken und bin sehr skeptisch.
andreas69
Bei den Hausärzten ist das Problem noch viel schlimmer: sie arbeiten am Rande der Belastbarkeit und haben gleichzeitig eine sehr große Verantwortung. Ohne zusätzliches qualifiziertes Gesundheitspersonal (Hausärzte, Fachärzte, Pfleger, Techniker,…) kann das beste Projekt leider nicht effizient umgesetzt werden. Es wird zwar argumentiert, dass mit dieser Reform viel „Arbeit“ vom Krankenhaus abgezogen wird und in die Hauspflege verlagert wird (!), aber letztendlich wird das gesamte System der öffentlichen Gesundheitsbetreuung hiermit nicht wesentlich entlastet. Es ist aber gut, dass sich die Politik endlich besinnt, dass die Krankenhäuser eigene spezifische Aufgaben haben und nicht alles bewältigen können.