„Reiner Populismus“
Centro-Destra-Politiker Filippo Maturi provoziert mit dem Vorschlag, das ehemalige Hotel Paradiso in Hintermartell zur Flüchtlingsunterkunft umzufunktionieren und die Migranten in den Beerenfeldern zu beschäftigen.
von Karin Gamper
Filippo Maturi, Ex-Leghista und nunmehriger Kopf der Bewegung „Centro Destra“, lässt mit einem kuriosen Vorschlag zur Bewältigung der Flüchtlingskrise aufhorchen.
Der Rechtspolitiker, der im Herbst für den Landtag kandidieren möchte und derzeit Unterstützungsunterschriften sammelt, plädiert dafür, „mehrere Hundert Asylwerber“ aus Bozen und Meran im stillgelegten Hotel Paradiso in Hintermartell unterzubringen.
Auf Facebook schreibt Filippo Maturi u.a.: „Das letzte Rundschreiben von Innenminister Piantedosi zeigt die schwerwiegenden Folgen einer nicht reglementierten Einwanderung. Die Ankünfte sind seit Jahresanfang auf über 105.000 gestiegen“. Dies entspreche einer Verdreifachung im Vergleich zu ersten Regierung Draghi. „Das führt dazu, dass die Migranten auf das Staatsgebiet – inklusive Südtirol – verteilt werden müssen“, so Maturi. Allerdings, so schreibt der Politiker weiter, seien Bozen und Meran wegen der hohen Flüchtlingszahl bereits am Kollabieren, was zu einer zunehmenden Verwahrlosung der Städte mit Drogenhandel, Gewaltakten, Überfällen und Vergewaltigungen führe.
Da das Land offenbar die Ankunft weiterer Asylwerber nicht verhindern könne oder wolle, sollten die Flüchtlingsunterkünfte in die Peripherie verlegt werden, um den Druck von den Städten zu nehmen. Als Möglichkeit schwebt dem Frontmann des Centro-Destra das ehemalige Hotel Paradiso in Hintermartell vor. Das Gebäude blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Es wurde vom Mailänder Stararchitekten Gio Ponti projektiert, 1933-1935 errichtet, diente als Luxushotel, war ab 1943 Kurhotel für verwundete Wehrmachtssoldaten, wurde 1952 von einem Reeder aus Venedig übernommen und Mitte der 1950er Jahre geschlossen. Seit 1966 gehört es der Familie Fuchs (Bierbrauerei Forst).
Laut Maturi könnte das Land das baufällige Ex-Hotel restaurieren und dort „mehrere Hundert“ Asylwerber unterbringen. Diese könnten dort in den Beerenfeldern beschäftigt werden, während sie auf ihren Asylbescheid warten. Damit würde vermieden, dass sie untätig bleiben und ihre Zeit in den Hotspots im Bozner Bahnhofspark oder vor der Handelskammer verbringen.
„Das ist reiner Populismus in Wahlkampfzeiten“, kann sich Martells Bürgermeister Georg Altstätter über den Vorstoß Maturis nur noch wundern. Abgesehen davon, dass das Ex-Hotel sich in Privatbesitz befindet, meint er: „Was bitte sollen die Flüchtlinge auf 2.100 Meter Meereshöhe machen, in einem Gebiet, wo sechs Monate lang Winter herrscht und wo es nur während der Sommermonate öffentliche Busverbindungen gibt?“
Die Vinschger Peripherie habe mit den zwei Flüchtlingsunterkünften in Schlanders und Mals bereits in der Vergangenheit ihren Beitrag geleistet und werde sich auch künftig nicht drücken. Dasselbe gelte für Martell mit seinen 830 Einwohnern: „Erst kürzlich haben wir 5 Flüchtlinge aus Georgien aufgenommen“, erklärt Altstätter. Die Gemeinde bemühe sich mit Bezirksgemeinschaft und Caritas um die Integration der zwei Frauen und drei Kinder bzw. Jugendlichen. „Als Gemeinde haben wir bei der Arbeitsvermittlung geholfen und auch bei den Sprachkursen“, unterstreicht Bürgermeister Altstätter. Dies sei ein weitaus zielführender Ansatz als Maturis Vorschlag.
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Kommentare (18)
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nobodyistperfect
Aber bitte mit 5***** Komfort und Whirlpool am Balkon…
schwarzesschaf
Sicher das wird die Besitzerin von Mannstein schon machen. Die wird den noch ein schreiben vom Rechtanwalt zusenden.
steve
Da will wohl einer vom Komplettversagen der Rechten ablenken.
Seit Meloni mit Tunesien eine Vereinbarung getroffen hat, kommen von dort her noch mehr Flüchtlinge.
Orban und Duda, die Busenfreunde Melonis, wollten ihr keine Geflüchteten abnehmen.
Insgesamt kamen heuer doppelt so viele wie im letzten Jahr.
Italien muss wohl zur Kenntnis nehmen, dass sich die Probleme mit Rumschreien allein auch nicht lösen.
morgenstern
Das hat nichts mit Komplettversagen zu tun, Italien, egal ob Rechts oder Links regiert, steht inzwischen unter „Sachwalterschaft“ und der Sachwalter sitzt in Brüssel. Was nichts anderes heißt als, keine Flüchtlinge, kein Geld.
steve
Da lachem doch die Hühner!
Wer hat denn rumgeschrien: „Blocco navale subito!“
Früher wars Schuld von Lamorgese jetzt ist es Brüssel.
Zum Glück für Meloni gibt es Dummerchen wie dich Morgenstern!
morgenstern
…, und wer bzw. was sollte denn sonst deiner Meinung nach Italien daran hindern die Migranten nicht auf zu nehmen? ..die Kirche vielleicht?…, oder sonst ein Dummerchen wie du?
steve
Das Problem ist du kriegst sie und niemand nimmt sie dir ab. Warum auch, D und F haben mehr Asylbewerber als I und die Melonifreunde Orban und Duda wollen nicht.
Die Eu kann niemand dazu zwingen und Italien auch nicht!
Informier dich bitte ein bisschen bevor du Kommentare schreibst!
heracleummantegazziani
Wie die rechtliche Sachlage ist wussten Meloni und ihre Partei der Volltrottel auch vorher. Aber in der Opposition hatten sie keine Verantwortung und jetzt, da sie sie haben, machen sie es weit schlechter als diejenigen, die kritisiert wurden.
Das Problem ist also nicht die EU, sondern einzig und allein Meloni. Hätte sie vrher nicht so herumgeschrien, würde jetzt niemand etwas sagen.
romy1988
Was Flüchtlinge auf 2.100 m Meereshöhe machen sollen? Jedenfalls schon mal nicht auf dumme Gedanken kommen.
andreas
„Des ignoriern ma net amoi!“
Karl Valentin
hermannh
der Herr Maturi wird ohne Navi nicht mal den Eingang des Martelltales finden. Das ist einfach nur ganz billiger Populismus und dient in Landtagswahlkampfzeiten nur zur Hetze zwischen den Sprachgruppen.
Die Idee könnte aber auch von Thommy Widamn sein, wer weiss vielleicht hat irgendjemand aus seiner Familie das alte Hotel inzwischen „zufällig“ gekauft (vielleicht ein Cousin??).
heracleummantegazziani
Der Herr Maturi kennt unsere Berge fast sicher besser als Sie. Er ist ein begeisterter Wanderer.
asd
Mehrere hundert von diesen Herrschaften in einem so kleinen und entlegenen Tal. Da würde ich dann nicht mehr dort wohnen wollen.
Jedenfalls nicht, solange mit Abschiebungen von kriminellen Flüchtlingen so ein Theater gemacht wird.
Den Ordnungshütern sind die Hände gebunden, es gibt keine Gesetze um konsequent handeln zu können.
Ich hoffe, Frau Meloni wird das ändern. Die Vorgängerregierungen haben in dieser Hinsicht eher eine Waschlappenpolitik betrieben.
foerschtna
Wieso in ehemaligen Hotels auf 2.000 Meter Höhe ? Wir haben genug 5*-Hotels mit freien Betten. Fliegt sie ein und bringt sie dort unter, Geld dafür ist ja im Landeshaushalt genug vorhanden.
schwarzesschaf
Die 5 sterne habe schon voll probleme haben die 4 sterne. Und herr pinzger hat bestimmt auch noch platz sei es in vinschgau sei es in österreich denn der plärt ja immer
asd
@schwarzesschaf: Dei 5 Sterne Betriebe haben momentan und hatten im Sommer alles andere als voll.
Wenn du da nicht eine bestimmte Auslastung hast, gibt es aufgrund der hohen Kosten schnell hohe Verluste.
brutus
Die Basis bietet die Kaserne in Schlanders an!
pat
lmaaao „Das letzte Rundschreiben von Innenminister Piantedosi zeigt die schwerwiegenden Folgen einer nicht reglementierten Einwanderung. Die Ankünfte sind seit Jahresanfang auf über 105.000 gestiegen“.
Ach ne echt? Wir haben diese Hampelmänner gewählt um genau dies zu verhindern. Und sie machen nix mit der ständigen außrede dass die EU die Hände bindet. SCHEISS DRAUF!!! Entweder trotzdem Maßnahmen ergreifen oder raus aus der Kasperle EU. Gibts halt nen Wärungssturz aber nach 3 Jahren ist wieder alles vergessen und man ist endlich frei von diesen Idiotenverein.