„Lage entspannt sich“
Hochwasser, Rutschungen, Muren: Die Situation ist dabei, sich zu entschärfen, fasst der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger nach der Bewertung der Lage am Montag zusammen.
Die prognostizierten Niederschlagsmengen sind eingetroffen, fasst Meteorologe Lukas Rastner zusammen: Der Schwerpunkt lag mit 150 Litern pro Quadratmeter innerhalb der vergangenen 48 Stunden im hinteren Passeiertal, von Sulden über Ulten, Passeiertal, Brenner fielen beträchtliche Regenmengen. Im oberen Vinschgau wurden 60 bis knapp 100 Liter pro Quadratmeter gemessen.
Der flächendeckende Regen ist jetzt vorbei, auf dem Satellitenbild ist ersichtlich, dass durch das Italien-Tief noch Potential für Schauer und gewittrige Regenschauer weiter besteht. Die Wettermodelle weisen darauf hin, dass in den nächsten 24 Stunden auch stärkere, gewittrige Regenschauer durchziehen können, aber nur mehr punktuell. Heute ist noch mit gewitterbedingten Windböen zur rechnen, morgen wird es föhnig. Das Tief wandert Richtung Osten. Demzufolge treten die Schauer vermehrt im Osten Südtirols auf. Die Schneefallgrenze liegt heute noch im Hochgebirge bei über 3.000 Metern und sinkt am Dienstag im Norden bis unter 2.500 Meter, was aber insofern von geringer Bedeutung ist, als keine größeren Niederschlagsmengen mehr zu erwarten sind.
An der Etsch wurden die Bezirkseinsatzzentralen in Meran und Vilpian besetzt, berichtet der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Fabio De Polo aus der Hochwasserzentrale, die Deichwachen sind unterwegs, an der Etsch wurden vor allem zwischen Meran und Bozen die Vorwarnstufe und die Warnstufe erreicht, am Uferschutz sind keine Schäden aufgetreten. Die Bäche führten viel Schwemmholz mit, die Brücken wurden kontrolliert und keine Verklausungen festgestellt. Im Tschengelserbach ist in der Nacht eine Mure abgegangen und hat das Rückhaltebecken aufgefüllt, die Freiwillige Feuerwehr von Tschengls hat die mobilen Hochwassertore noch in der Nacht geschlossen, der im Auslaufbereich des Baches gelegene Radweg wurde gesperrt. In Klausen wurde am Marktplatz der mobile Hochwasserschutz errichtet. Das Bild ist noch nicht vollständig.
Die Pegelstände wurden in der Nacht überwacht, heißt es vom Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen: Das Ereignis ist vom Westen her durch Südtirol gezogen, ab 6 Uhr früh wurde an der Etsch bei Marling die Vorwarnstufe überschritten und in Folge in der Etsch zwischen Eyrs und Töll; der Bereitschaftsdienst Wildbachverbauung wurde aktiviert und in der Folge die Hochwasserzentrale eingerichtet. Am Montag Vormittag wurden die Schwellenwerte der Pegel im Wipptal überschritten, die Hochwasserwelle ist jetzt im Rückgang begriffen. Im Pustertal hingegen sind die Pegel derzeit im Ansteigen, was bedeutet, dass die Hochwasserwellen des Eisacks im Wipptal und der Rienz zeitlich versetzt auftreten. Aus den Stauseen in Franzensfeste und Mühlbach und aus dem Zufrittstausee wurde kontrolliert Wasser abgelassen, um Platz für neue Wassermengen zu schaffen.
Verkehrsmeldezentrale: Staus zu den Stadtzentren
Die Landesverkehrsmeldezentrale berichtet von hohem Verkehrsaufkommen und Staus zu den Stadtzentren in Bozen, Meran, Brixen, Bruneck.
Auf der Brennerautobahn wird erhöhtes Verkehrsaufkommen gemeldet, da auf Tiroler Seite einerseits die Brennerbahnlinie zwischen Brenner und Innsbruck unterbrochen und andererseits die Brennerstraße an zwei Punkten verlegt wurde, und zwar bei Gries am Brenner und an der Kreuzung Mühlbachl/Schönberg.
Gesperrt bleibt die Straße auf das Timmelsjoch.
Warnlagebericht: Orange für Rutschungen und Muren sowie Hochwasser
Das Gefahrenpotential im Hinblick auf Massenbewegungen und Murgänge sowie Hochwasser wird im Warnlagebericht in der westlichen Landeshälfte mit Orange bewertet, was mäßiges Gefahrenpotential bedeutet.
Der landesweite Zivilschutzstatus wurde nach der Bewertungskonferenz am Sonntag von Zero-Normalzustand auf Alfa-Aufmerksamkeit hochgestuft. Das bedeutet: Ein aus Sicht des Zivilschutzes relevantes Ereignis steht bevor und erfordert eine eingehende Beobachtung. Alle Beteiligten werden vorgewarnt und können die notwendigen Vorkehrungen treffen. Auch die Bevölkerung wird auf das bevorstehende Ereignis aufmerksam gemacht, damit es sie nicht unvorbereitet trifft.
Der Warnlagebericht wird täglich vom Landeswarnzentrum veröffentlicht und gibt eine Einschätzung des Gefährdungspotentials von bevorstehenden Wetterereignissen und Naturereignissen anhand von vier Warnstufen in den Ampelfarben: Grün, wenn kein Gefährdungspotential vorliegt, Gelb bei geringem, Orange bei mäßigem und Rot bei hohem Gefährdungspotential.
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