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„Südtiroler Politik steht still“

Donato Seppi war 15 Jahre lang Landtagsabgeordneter von Unitalia. Wie der langjährige Politiker Südtirol heute sieht. Und: Welche Prognose er für die Landtagswahlen abgibt.

Tageszeitung: Herr Seppi, wo sind Sie geblieben? 

Donato Seppi: Seit 2016 bin ich Bürgermeister der Gemeinde Ruffrè und ich bin stolz auf die von mir geleistete Arbeit. Ich freue mich auch darüber, dass meine Arbeit von der Bevölkerung geschätzt wird, was auch mein gutes Ergebnis bei den Gemeindewahlen 2020 bestätigt.

Ist Ihnen der Abschied aus dem Landtag schwergefallen? 

Nein, ich hatte keine Schwierigkeiten, auch weil mir diese neue Aufgabe keine Zeit für Nostalgie lässt.

Die Südtiroler wählen in wenigen Monaten einen neuen Landtag. Ihre Prognose? 

Die SVP wird weiter an Konsens verlieren, da der Abstieg noch nicht die physiologische Grenze erreicht hat. Darüber hinaus hat die Landesregierung in dieser Legislaturperiode erhebliche politische Mängel und schwerwiegende Verwaltungsmängel gezeigt.

Wie hat sich Südtirol in den letzten Jahren entwickelt? 

Nicht im guten Sinne. Die sozialen Probleme sind ungelöst geblieben, wenn nicht sogar noch größer geworden.

Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig etwas gegönnt? 

Vor langer Zeit, in der Ära Durnwalder. Seitdem steht die Südtiroler Politik in allen Bereichen still. Ich würde sagen, dass es nach Durnwalder eine Katastrophe war.

Wo versuchen Sie der Umwelt zuliebe zu sparen? 

Ich versuche den Müll zu trennen, weniger Plastikmaterialien zu verwenden und mein Zuhause mit modernen Systemen zur Strom- und Warmwassererzeugung auszustatten.

FC Südtirol oder HC Bozen? 

Wenn das Team, das Bozen heißen sollte, auf den Namen Südtirol getauft wurde, sind die Gründe dafür in der Welt des italienischen Unternehmertums zu suchen, das durch seine karge Verwaltung von Subventionen und Sponsorings, die beschämenderweise fehlen, wichtigen lokalen Unternehmen die Möglichkeit gegeben hat, eine sportliche Realität in Bozen zu erwerben. Deswegen keine Opferrolle: Die Welt des Fußballs wurde den Italienern nicht gestohlen, sondern sie waren es, die sie der deutschen Welt schenkten.

Wofür haben Sie im letzten Monat am meisten Geld ausgegeben? 

Für zehn Tage Urlaub am Meer.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen und warum? 

Ehrlich gesagt, mit niemandem. In meiner Bescheidenheit geht es mir gut, so wie ich bin und wo ich bin.

Kino oder Netflix?

100 Mal Kino.

Berge oder Meer? 

100 Mal Berge – auch wenn ich Urlaub am Meer mache, weil ich das ganz Jahr über in den Bergen bin.

Was bereuen Sie? 

Wie jeder bereue auch ich etwas, aber im Großen und Ganzen würde ich das, was ich getan habe, wieder tun – vielleicht auf eine bessere Art und Weise und mit etwas mehr Erfahrung. Wir schreiben das Leben als „brutta copia“ und das Einzige, was wir bedauern, ist, dass wir nicht zurückkehren können, um es „im Schönen“ zu schreiben.

Ihr größter Traum? 

Zu sehen, wie jungen Menschen die gleiche Hoffnung und Freude geschenkt wird, die meine Generation in ihrem Alter für selbstverständlich hielt.

Interview: Lisi Lang

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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