„Mehr Einsatzkräfte“
Vizebürgermeisterin und Anwältin Katharina Zeller über die mutmaßliche Vergewaltigung einer jungen Frau in einem Meraner Nachtlokal und was die Gemeinde tun kann.
Tageszeitung: Frau Zeller, nach der von einer 20-Jährigen angezeigten sexuellen Gewalt auf der Toilette eines Tanzlokals fragt sich die Bevölkerung, warum der bereits ausgeforschte Täter nur mit einer Anzeige davongekommen ist und noch frei herumläuft?
Katharina Zeller: Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Allerdings ist es für uns als Gemeinde schwierig, den Sachverhalt zu bewerten, da wir keine Kenntnisse über die Details und näheren Umstände dieser Gewaltepisode haben. Auch auf explizite Nachfrage hat Bürgermeister Dario Dal Medico keine Informationen erhalten. Dies wohl zum Schutz des Opfers. Bei der Bewertung solcher Fälle haben Staatsanwaltschaft und Einsatzkräfte einen gewissen Ermessensspielraum. Es wäre wünschenswert, dass diese Spielräume verstärkt ausgenutzt würden.
Die Gemeinde hat den Vorfall verurteilt. Was kann sie jedoch konkret tun, um Mädchen und Frauen zu schützen und zu verhindern, dass sie im öffentlichen Raum Opfer sexueller Gewalt werden?
Die Gemeinde Meran hat für die öffentliche Sicherheit keine direkte Zuständigkeit. Diese liegt beim Regierungskommissariat. Als Stadt sind wir jedoch mit dem Netzwerk gegen Gewalt an Frauen Vorreiter. In diesem Netzwerk sind alle Berufsbilder vertreten, die mit Frauen in Kontakt stehen und geschult sind, im Bedarfsfall aktiv zu werden. Im Gemeindehaushalt stehen heuer zudem 50.000 Euro für weitere Sensibilisierungskampagnen bereit. Wir werden zusätzlich die Zusammenarbeit mit den Meraner Lokalbetreibern suchen, damit „safer spaces“ entstehen, wie es sie in Großstädten bereits seit Langem gibt.
Können sich junge Frauen in Meran noch sicher bewegen und abends ausgehen?
Die Sicherheit von Frauen im öffentlichen Raum ist ein grundsätzliches Problem. Das kenne ich aus eigener Erfahrung von früher. Auf dem Heimweg spätabends war immer ein Gefühl der Unsicherheit mit dabei. Wichtig ist, dass wir mehr Einsatzkräfte nach Meran holen und dass diese auch einschreiten, wenn sie gerufen werden.
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Kommentare (7)
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criticus
„Die Gemeinde Meran hat für die öffentliche Sicherheit keine direkte Zuständigkeit“ Frau Zeller, vor den Gemeindewahlen hat es aber so geklungen, als ob „ihre politische Zusammenarbeit“ jetzt endlich aufräumt und für Ruhe sorgt.
artimar
Seit Jahren beklagen
Besucher-innen und berichten vom überfüllten Kellerlokal Raffl usw.
Bewohner-innen des Altstadtzentrums am und um den Pfarrplatz müssen schon lange all diese untragbaren Zustände ertragen. Auch aufgrund der dort abgegebenen Substanzen. Von regelmäßig massiven nächtlichen Ruhestörungen; Gewalt- und Vandalenakte, Schlägereien bis Fällen von Messerstecherei.
Und nun sogar auch noch eine Vergewaltigung im Lokal selbst. Besonders nach der Schließung des Lokals um 03:30 bzw. 04:00 wird es für Anrainer-innen besonders schlimm. Meran könnte von Bozen lernen.
Was macht(e) Dario Dal Medico hingegen konkret? Ist Ordnungspolitik nicht der Selbstanspruch? Wozu hat es Bestimmungen und Auflagen für Betreiber, Kameraüberwachung (die ich dort am Platz nicht sehe), Ordnungs- und Sicherheitskräfte, Sozialarbeiter-innen?
hermannh
artimar: im Lokal drinnen hat eben der Betreiber eine große Verantwortung. Die Polizei sollte das Lokal ein paart Tage schliessen, dazu haben sie die Kompetenz und siehe da der Betreiber würde sich mehr für die Sicherheit einsetzen.
romy1988
Kastration von Vergewaltigern soll in der italienischen Politik bereits Thema sein. Meloni würde ich das zutrauen.
vinsch
„Die Politik hat für die öffentliche Sicherheit keine direkte Zuständigkeit…..“ Das hört sich vor den Wahlen immer anders an. Dass man nachts nicht mehr alleine unterwegs sein kann, dass Babygangs die Straßen unsicher machen, dass Einbrüche gar nicht mehr gemeldet werden …. das alles gehört nicht in die Zuständigkeit unserer Politiker/Innen.
artimar
In anderen Medien wurde das „Pilotprojekt zur Nachbarschaftskontrolle“ der Gemeinde Meran vorgestellt.
Eine fragwürdige Aktion. Gegenseitiges Beobachten und Kontrollieren der Nachbarn und der Denunziation über einen Koordinator damit im Ergebnis die Polizei überhaupt noch aktiv wird. Politisch wäre wohl eher die zivilgesellschaftliche Stärkung, eine Umsetzung nachbarschaftlichen Helfens und Kümmerns, auch das Pflegen und Verschönern des öffentlichen Raums evt. mit einem Stadtwerke-Bonus, das gegenseitige Kennenlernen, zusammen kochen … in Form eines Gemeinschaftstags zielführender.
Zumal. Probleme hat es auch im Zentrum, in der Altstadt. Siehe meinen Beitrag oben.
dn
Die einen können nicht, die anderen wollen nicht und der schreckliche Tod im Trentino schon wieder vergessen. Vielleicht sollten sich Frauen in der Quästur, in den Ministerien und im Landtag festkleben. Und was ist eigentlich mit Frontex? Wir bezahlen und bekommen was dafür? Und sich dann noch wundern, dass Europa nach rechts rutscht.