Sepp Mall auf der Long List
Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Literaturauszeichnungen Deutschlands. Gestern wurde die sogenannte Long List bekannt: Unter den Nominierten ist auch der Vinschger Schriftsteller Sepp Mall mit seinem neuen Roman „Ein Hund kam in die Küche“.
Mit seinem Roman über die Südtiroler Auswanderung während der Optionszeit und die NS-Verbrechen an Menschen mit Behinderung hat es der Vinschger Schriftsteller Sepp Mall auf die Long List des Deutschen Buchpreises geschafft. Der im Leykam-Verlag erschienene Roman „Ein Hund kam in die Küche“ erzählt von einer Südtiroler Familie, die sich 1942 im Zuge der „Option“ für die Auswanderung ins Deutsche Reich entscheidet. Der 11-jährige Ludi erzählt von den letzten Tagen im Dorf und der ersten Station im Deutschen Reich: Innsbruck. Auf Anweisung der Ärzte muss sein behinderter Bruder Hanno in eine Anstalt bei Hall gebracht werden. Die restliche Familie zieht weiter nach Oberösterreich. Der Vater wird in die Wehrmacht eingezogen und auch Hanno kehrt nicht mehr zurück. Er wird Opfer des NS-Euthanasieprogramms: „Zurückgeblieben, hieß es. Das sagte die Nachbarin aus dem Haus über der Straße, das sagte Onkel Rudi, auch die Frau vom Metzger sagte es, dann tätschelten sie den schmalen Kopf meines Bruders und sprachen mit Mama über den Wind und das Wetter. Es werde bald schlimmer werden, sagten sie, man sehe das doch kommen.“
Ein Brief aus einer „Heil- und Pflegeanstalt“ des Reiches ist alles, was der Familie von ihm bleibt.
Am 19. September werden jene sechs Bücher bekannt, die es in die letzte Auswahl für den Deutschen Buchpreis geschafft haben. Die Verleihung mit der Bekanntgabe des Sieger-Romans findet am 16. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse statt. Er ist mit 25.000 Euro dotiert. Die fünf Finalisten erhalten jeweils 2500 Euro. Im vergangenen Jahr gewann Kim de l’Horizons „Blutbuch“.
Die Entscheidung liegt bei einer jährlich wechselnden siebenköpfigen Jury. Der diesjährigen Jury gehören an: Katharina Teutsch, Shila Behjat (Journalistin und Publizistin), Heinz Drügh (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Melanie Mühl (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Lisa Schumacher (Steinmetz’sche Buchhandlung, Offenbach), Florian Valerius (Gegenlicht Buchhandlung, Trier) und Matthias Weichelt (Zeitschrift Sinn und Form).
Sepp Mall, 1955 in Graun geboren, studierte in Innsbruck und lebt als Schriftsteller in Meran. Er erhielt diverse Preise und Stipendien, etwa den Meraner Lyrikpreis, das Staatsstipendium des österreichischen Bundesministeriums und das Große Literaturstipendium des Landes Tirol. Sein Roman „Wundränder“ wurde 2005 zum „Innsbruck-liest“-Buch gewählt und ist heute Schullektüre. Zuletzt erschienen sein Roman „Hoch über allem“ (Haymon 2017) und der Gedichtband „Holz und Haut“ (Haymon 2020).
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