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Trügerisches Labyrinth

Verbraucherschützer Walther Andreaus

Vollkornprodukte: Die Wahrheit hinter zweideutigen Etiketten. Und: Wie man echtes Vollkorn erkennt.

Vollkornbrot ist gesund. Anders als das Weizenmehl im Weißbrot enthält es – wie der Name schon sagt – nicht nur den Mehlkörper, sondern das ganze Korn, einschließlich der Schale.

Und genau dort finden wir die schwer verdaulichen Ballaststoffe, die dafür sorgen, dass unser Körper seine Energie portionsweise und in kleinen Mengen erhält und wir länger satt bleiben.

Viele Menschen greifen intuitiv zu den dunklen, getreidereichen Sorten. Doch hier begibt man sich in ein trügerisches Labyrinth: „100 Prozent Vollkorn“, „reich an Ballaststoffen“, „Vollkornzutat Nummer 1“, „mit Vollkornmehl“ sind Angaben, die die Verbraucher aus gesundheitlichen Gründen, für spezielle Diäten oder einfach aus Geschmacksgründen suchen.

„Bei dem immer größer werdenden Angebot an Produkten mit „Vollkorn“-Etiketten stellt sich die Herausforderung, zu unterscheiden, was wirklich Vollkorn ist und was nur scheinbar gesund ist“, schreibt der Verbraucherschutzverein Robin.

Es geben nämlich einen Schatten des Zweifels: Wie viele dieser Produkte sind wirklich vollkornhaltig?

Es reicht nicht aus, sich auf die Aufschrift auf der Packung zu verlassen, man muss auch die Zutatenliste auf der Rückseite sorgfältig prüfen.

Der Ernährungswissenschaftler Dario Vista, Berater des Verbraucherschutzmagazins „Il Salvagente“ weist darauf hin, dass rekonstituiertes Mehl nicht dasselbe ist wie Vollkornmehl, da es einen höheren glykämischen Index hat und Vitamine und Mineralstoffe verliert.

Die Zugabe von Kleie und Schrot verleiht dem Mehl die typische braune Farbe.  Dieser juristische Trick wird von der Gesetzgebung akzeptiert, so dass Produkte, denen raffiniertes Mehl und Kleie zugesetzt wurde, als „Vollkorn“ bezeichnet werden dürfen. Aber wie können sich die Verbraucher orientieren?

In einem Test der Zeitschrift „Il Salvagente“ (Juli 2023) wurden verschiedene Produktkategorien in Supermärkten untersucht, wobei die Verwendung von rekonstituiertem Mehl in „Vollkorn“-Produkten festgestellt wurde.

Einige verwenden eine Mehlmischung, andere haben Zutaten, die einem Vollkornprodukt entsprechen. Laut Vista sollte ein Vollkornprodukt mindestens 50 Prozent Vollkornmehl enthalten, das auf dem Etikett als solches deklariert ist, nicht als Weizenmehl mit Kleie. Eine Mischung aus rohen und raffinierten Mehlen ist besser als rekonstituierte Mehle, bei denen das Vollkornmehl fehlt.

Der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus, weist darauf hin, dass es für gesundheitsbewusste VerbraucherInnen darauf ankommt, die Etiketten genau zu lesen und auf die Inhaltsstoffe zu achten. Hinter dem Hinweis „mit Vollkornmehl“ kann sich auch nur 1 % Vollkornmehl verbergen.

Die Prozentsätze sind nicht immer angegeben. Die Zutaten werden in der Reihenfolge ihres vorwiegenden Vorhandenseins aufgeführt. Wenn also Vollkornmehl an erster Stelle steht, ist dies sicherlich ein Hinweis auf eine akzeptable Qualität des Brotes oder Produktes. Vielleicht wählen Sie Bioprodukte, denn in Vollkornmehl können Pestizide, die sich in den äußeren Schichten des Korns befinden, in größeren Mengen auf unseren Tellern landen, so Walther Andreaus.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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