Der Riz
Das Roland-Riz-Porträt „Unter Bäumen“ war bisher nur privat im Kino zu sehen. Am Montag läuft der Film auf Rai Südtirol. Und: Die letzte aber fulminante Open-Air-Woche im UFO steht an.
von Renate Mumelter
Ich mach’s gleich persönlich und erzähle, dass ich bei der zweiten Vorpremiere von „Unter Bäumen – Roland Riz“ im Filmclub dabei war, weil ich davon gehört hatte und einfach hingegangen bin. Die erste Vorpremiere ein paar Tage vorher war für die SVP gedacht. Diesmal hingegen waren Bekannte und Befreundete da, ein Umfeld, das frau kennt, wenn sie annähernd in diesem Dunstkreis aufgewachsen ist. Südtirol ist sehr überschaubar. Soviel für die Rubrik Adabei.
Ein 96-Jähriger
Nicht dabei war bei diesem zweiten Termin Roland Riz selbst. Er sah sich nicht darüber hinaus, 200 Menschen die Hand zu schütteln und mit ihnen zu konversieren. Mehr als verständlich, auch weil der Politiker, Anwalt, Universitätsprofessor inzwischen 96 Jahre alt ist. Da wird man schneller müde, auch wenn der Kopf noch prima funktioniert. „Unter Bäumen“ lebt davon. Und Roland Riz wäre nicht der alte politische Hase, wenn er die Gelegenheit im Film nicht nutzen würde, um – elegant und subtil – sein politisches Credo zu propagieren und der eigenen Partei deutlich zu machen, worauf es aus seiner Sicht ankommt.
Politischer Dialog
Immer wieder geht es ihm um das Thema Dialog, darum, dass brachiales Vorgehen nichts bringt, dass Verhandlungen grundlegend sind. Dafür braucht es die Fähigkeit, sich einzulassen ohne nur große Worte abzuliefern.
Für all diejenigen, die es nicht wissen sollten, etwa weil sie zu jung sind: Riz zählt gemeinsam mit Silvius Magnago zu den Vätern der Autonomie (Mütter gab es praktisch keine, weil keine Frauen in der Politik waren). Was er über die SVP heute denkt, wird im Film nicht gefragt.
Goggele
Die filmische und politische Wanderung durch die Jahrzehnte wird unterbrochen von Ausflügen in die Familiengeschichte, denn nicht nur Tochter und Regisseurin Veronika kommt mit ihm ins Gespräch sondern auch alle Schwestern und die Ehefrau.
„Unter Bäumen“ ist ein Film, der von Roland Riz lebt, davon, dass er sich gern erinnert, davon, dass er zugibt als Vater und Ehemann wenig präsent gewesen zu sein und vor allem auch davon, dass er neben seiner politischen Klarheit humorvolle Seiten zeigt. „Hoffentlich kriegen wir ihn ohne Schäden heraus“, habe es bei seiner schwierigen Zangengeburt geheißen erzählt er, um seinen Übernamen „Goggele“ zu erklären, der ihn in seiner Kindheit begleitete. Heute will er noch etwas „vorlaut“ sein, ab und zu.
Das Erstaunliche am Film ist kurz gesagt, Roland Riz selbst. Es ist eine Hommage an einen Politiker, einen Vater und vor allem an einen 96-Jährigen, der das Glück hatte, geistig fit alt werden zu dürfen.
Wünschenswert wäre, dass „Unter Bäumen“ in Dialog tritt mit einem Publikum, das auch kritisch sein darf/sollte. Das hat bisher noch nicht stattgefunden. Am Montag läuft der Film auf Rai Südtirol.
Das UFO-Finale
Wer doch lieber Leinwand hat, sollte nächste Woche ins UFO kommen. Dort laufen die letzten zwei Filme dieser Open-Air-Saison, beide auf jeden Fall sehenswert. In „Der Rausch“ von Thomas Vinterberg berauschen sich Mads Mikkelsen und seine Kollegen gezielt, weil sie verifizieren wollen, ob Menschen wirklich zu wenig Alkohol im Blut haben. (22.8.)
In „Come on, come on“ von Mike Mills passt Radiojournalist Johnny (Joaquin Phoenix) liebevoll auf seinen Neffen auf. Schwarzweiß (24.8.).
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