„Es gibt Aufholbedarf“
Werner Steiner, Präsident des KVW, stellt der aktuellen Landesregierung in Sachen Wohnbau und Inflationsbekämpfung kein gutes Zeugnis aus. Und fordert von der neuen, sich weniger mit sich selbst, als mit den Problemen der Menschen zu beschäftigen.
Tageszeitung: Herr Steiner, als Landesvorsitzender des KVW, einem Verband mit 36.000 Mitglieder, bemühen Sie sich um ein „soziales Südtirol“. Wie sozial ist Südtirol heute?
Werner Steiner: Wenn es um eine kurzfristige Hilfe im zwischenmenschlichen Bereich geht – beispielsweise eine Notsituation in einem Dorf, wie ein Großbrand –, ist die Identifikation mit dem Sozialen sehr stark vertreten. Wenn es aber um Verbesserungen geht, die politische Initiativen erfordern, könnten es auch tiefgreifendere Maßnahmen sein. Es besteht also noch Luft nach oben.
Durch Ihre Rolle beim KVW sind Sie des Öfteren in Gesprächen mit den verantwortlichen Politikern. Wurde Ihren Wünschen und Forderungen bisher genügend entgegengekommen?
Es finden regelmäßig Gespräche statt und die bestehenden Schwierigkeiten werden von Seiten der Politik auch wahrgenommen. Allerdings ist die Problembekämpfung immer mit viel Geld verbunden und es ist schwierig, einen gerechten Ausgleich zwischen den verschiedenen Verbänden in den jeweiligen Bereichen zu finden, was die finanzielle Förderung betrifft. Denn nicht nur im sozialen Bereich gibt es Aufholbedarf.
Es gab die Ankündigung einer organischen Reform des Wohnbaugesetzes, die dann aber nicht gekommen ist. Sind Sie mit der Wohnbaupolitik der Landesregierung zufrieden?
Nicht wirklich. Das Wohnen ist inzwischen zu einem reinen Spekulationsobjekt geworden und die Mietpreise sind teilweise so hoch, dass man es sich als Normalverdiener nicht leisten kann. Hier muss die Förderungspolitik mehr tun, damit es auch für die mittelständige Bevölkerung möglich ist, eine Wohnung zu finden beziehungsweise ein Eigenheim zu bauen.
Wie schätzen Sie die derzeitige Lage auf dem Wohnungsmarkt ein und wie glauben Sie, wird sich das in Zukunft entwickeln?
Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist nicht sehr rosig, es gibt in vielen Bereichen Schwierigkeiten. Neben jungen Familien mit Kindern ist es auch für Studenten schwierig geworden, eine geeignete Unterkunft zu finden – trotz des stark voranschreitenden Ausbaus der Universitäten. Das Thema Wohnen wird also auch weiterhin aktuell bleiben.
Die Arbeitnehmer in der SVP sind für den KVW die natürlichen Ansprechpartner. Doch wie es aussieht, verlieren die SVP-Arbeitnehmer an Gewicht und Durchschlagskraft innerhalb der Partei.
An und für sich teile ich diese Ansicht. Jedoch sehe ich diese Thematik etwas zweischneidig. Denn andererseits müssen die führenden Personen in der Politik zuerst gewählt werden. Es nützt nichts, sich ständig darüber zu beschweren, dass die Arbeitnehmer in der SVP keine Durchschlagskraft haben und im Abnehmen sind, ohne selbst etwas zu verändern. Die arbeitende Bevölkerung muss bei den kommenden Landtagswahlen das Kreuzchen auf dem Wahlzettel auch entsprechend setzen.
Geben in Südtirol vor allem die großen Wirtschaftslobbys – Hoteliers, Bauern und Unternehmer – den Ton an?
Ja, das sehe ich schon auch so. Diese Verbände sind gut organisiert und dadurch erreichen sie ihre Durchschlagskraft. Allerdings darf man ihnen nicht den Schwarzen Peter zuschieben und muss die Verantwortung auch bei sich selbst suchen. Denn ich bin davon überzeugt, dass wir als Arbeitnehmer genauso durchschlagskräftig sein könnten – aber das setzt eine gute Organisation und vor allem einen guten Zusammenhalt voraus.
Die Inflation frisst die Löhne buchstäblich auf. Was sollte die Politik dagegen tun beziehungsweise reicht es aus, was sie derzeit tut?
Grundsätzlich sollten die Löhne an die Erfordernisse angepasst werden, denn viele kommen aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten mit ihrem Gehalt nicht mehr bis ans Monatsende. Im Widerspruch dazu hört man zwar von einer großen Gewinnmarge in den Betrieben, aber diese muss auch im gleichen Ausmaß an die Arbeitnehmer weitergegeben werden. Es gibt nämlich gar einige Geringverdiener in Südtirol, welche prekären Arbeitsverhältnissen ausgesetzt sind und dessen Berufssparte ausgenutzt wird. Das ist fast schon eine moderne Form der Sklaverei.
Darüber hinaus haben die gestiegenen Energiepreise viele Südtiroler Familien in eine finanzielle Notsituation gebracht. Welche Anstrengungen sollten gegen Altersarmut unternommen werden?
Um der Altersarmut entgegenzuwirken, ist es natürlich wichtig, entsprechende Beiträge in die Rentenkasse einzuzahlen. Je mehr jemand einzahlt, umso besser schaut am Ende die Rente aus. Im Umkehrschluss können Geringverdiener, die kaum über die Runden kommen, automatisch weniger einzahlen. Daher ist der Ansatz beziehungsweise der Versuch, sich durch Zusatzrenten ein zweites Standbein aufzubauen, ein etwas halbherziger Vorschlag, weil es für viele wirtschaftlich gesehen nicht tragbar ist.
Welche Erwartungen haben Sie im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen im Herbst an die neue Landesregierung?
Die neue Landesregierung sollte sich nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigen, sondern die wirklichen Probleme der Menschen sehen. Das Gemeinwohl der Südtiroler Bevölkerung muss im Vordergrund stehen. Bei politischen Entscheidungen sollte immer auch berücksichtigt werden, ob sie für die soziale Gerechtigkeit eintreten. Denn die meisten Spannungen und Konflikte entstehen, wenn Leute sich ungerecht behandelt fühlen oder spüren, dass sie zurückbleiben. Und darauf muss die neue Landesregierung achten – um nicht ein solches Konfliktpotenzial zu schaffen.
Interview: Sylvie Debelyak
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Kommentare (29)
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opa1950
Solange Deeg zuständig ist wird das Wohnen in Südtirol immer ein Spekulationsobjekt bleiben.Diese Dame ist nicht mehr aktuell und ist mit der Situation überfordert.Sollte sich besser um ihren Betrieb “ Urlaub auf dem Bauernhof“kümmern anstatt Bürger zu Vera…..schen .
asterix
@opa1950, die ganze SVP Landesregierung ist eine Fehlbesetzung. Ein Studienabbrecher ist Bildungslandesrat. Ein Agrarökonom, also Bauer, war Sanitatätslandesrat, von der Landesrätin für Raumordnung gar nicht zu reden. Man sieht, die Dame Deeg ist in bester Gesellschaft. SVP Lobbyverein, was sonst? Die Arbeitnehmer werden in diesen Verein nie was reißen. Einfach bei den Wahlen das Kreuzchen woandesr machen. Schauen was geht, weil tiefer können wir nicht fallen. Weniger wie nichts geht nicht.
opa1950
Sie haben die Amhof vergessen ,denn die kann man sowieso vergessen.
summer1
Opa
Asterix
Welchen Unsinn ihr hier postet, ist phänomenal. Sind Techniker Minister wie Lauterbach in Deutschland ist es nicht recht. Sind LR ohne Studientitel, ist es auch nicht recht.
Euch kann man es nie recht machen, weil ihr einfach nur die SVP ablehnt. Dass aber eine Frau Rieder nicht weiß, wer für die Kollektivverträge zuständig ist und Ploner die Südtiroler Kümmernuß der Lehrkräfte spielt, ohne selbst Bildungswissenschaften studiert zu haben und ohne jemals eine Stunde Unterricht gehalten zu haben, das stört euch nicht!
Ihr seid wirklich das Allerletzte, weil blinde Hetzer und Hater.
unglaublich
Ja, natürlich sind die Arbeitnehmer und Rentner selber schuld, wenn sie als übergroße Mehrheit so schlecht von der Politik behandelt und ihre Interessen mit Füßen getreten werden.
Aber auch die politische Führung ist zutiefst verantwortungslos, wenn sie einen Teil der Gesellschaft so mies behandelt. Ein Landeshauptmann muss für alle da sein, sonst ist der soziale Frieden gefährdet.
asterix
@unglaublich, die Arbeitnehmer sind insofern selbst schuld, als dass sie ihr Kreuzchen bei der SVP gemacht haben. Einfach mal etwas riskieren und anders Wählen. Was soll schon schiefgehen, weniger wie nichts geht nicht.
unglaublich
Ja, immer nur zu jammern ist sicher der falsche Weg. Alle 5 Jahre haben auch die Arbeitnehmer die Möglichkeit etwas zu bewegen, wenn sich sonst nichts bewegt.
summer1
Eine Lehrkraft und ein Pensionist spielen hier Influencer.
Wer auf euch hört, ist selber Schuld.
unglaublich
Die Coronazeit hat den Menschen stark zugesetzt. Wirklich schlimm!
summer1
Unglaublich
Bist du jetzt als Lehrerin auch Ärztin und Psychologin?
Wusste ich es doch immer, deine Kompetenzüberschreitungen zeigen einmal mehr: viel Einbildung, wenig Ausbildung (Stichwort 8 Jahre für ein Studium zur Lehrerin) 😉
gulli
„Die neue Landesregierung sollte sich nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigen, sondern die wirklichen Probleme der Menschen sehen.“
Herr Steiner, wie kommen Sie auf den Gedanken, dass unsere Herrschaften/Damschaften auf dem Olymp nur mit sich selbst beschäftigt sind? Wo sie sich doch nur zum Wohle des Volkes aufopfern…
robby
Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken und das ist in diesem Fall die Landesregierung.
summer1
Robby
Das Sprüchlein kann man auch auf das TeamKaputt, Turbo-Thommy und STF anwenden. So schauts aus!
pingoballino1955
Ohne grossen Kommentar:die Svp Landesregierung,dessen regierende Partei sie seit 78 Jahren ist,ist DRINGENDST in die Wüste zu schicken.Idem die Lega,die in den letzten 5 Jahren zu allem ja und AMEN gesagt hat,um den “ fallenden“ Koloss Svp nicht zu verärgern.
summer1
Ich denke, der Wähler fällt auf deine Masche nicht herein.
Ein zweites Mal wählen diese das TeamKaputt nicht mehr. Laut Umfrage verlieren sie mehr als 50% der Stimmen von 2018. Und das ist gut so, denn der falsche Messias steht splitternackt vor den Südtiroler Wählern da.
hermannh
Bongobongo: Dein Team K und Du Ihr seid am Ende; einzige Change wär jetzt noch Frau Rieder als Parteichefin einzusetzen und den Corona-Bonus-Kölle in die Wüste zu schicken und somit endlich den skandalösen Parteichef loszuwerden. Mit ihm habt Ihr die Glaubwürdigkeit verloren.
opa1950
Frau Rieder wird sicher Partei Chefin, und sie wird bei den nächsten Wahlen sicher x 1000 Stimmen erhalten.Das wird Summer 1 sicher nicht in den Kram passen,denn er ist ja ein eingefleischter Fan der Verlierer Part ei SVP. Summer 1 nix für ungut aber das ist für dich die traurige Nachricht.
summer1
Opa = Pingo
Nun, der Wähler ist weder blind noch blöd, gerade deshalb wird das TeamKaputt im Oktober mehr als 50% der Stimmen von 2018 verlieren, laut letzter Umfrage. Das haben nur die FH 2018 getoppt.
Und ja, wenn Frau Rieder übernimmt, wird sich das TeamKaputt dann wohl in TeamRenitent umwandeln.
pingoballino1955
hermannh ,die Svp 13 Sitze,wenn es gut geht?? Den Rest lass nur unsere Sorge im Tk sein.Der,die Wähler sind erwachsener geworden!
tirolersepp
muss im Vordergrund stehen. Bei politischen Entscheidungen sollte immer auch berücksichtigt werden, ob sie für die soziale Gerechtigkeit eintreten. Denn die meisten Spannungen und Konflikte entstehen, wenn Leute sich ungerecht behandelt fühlen oder spüren, dass sie zurückbleiben. Und darauf muss die neue Landesregierung achten – um nicht ein solches Konfliktpotenzial zu schaffen.
foerschtna
Alle 5 Jahre dasselbe: Die Politiker versprechen die Lösung von Problemen, die es ohne sie nicht gäbe. Und die diversen Verbände/Vereine/Organisationen plärren und kritisieren vor den Wahlen ja nur deshalb, um irgendwie ihr Dasein zu rechtfertigen, um dann nach den Wahlen wieder mit Steuergeldern ruhig gestellt zu werden, damit ihre Funktionäre dann wieder 5 Jahre lang ihr üppiges Salär in Ruhe genießen können.
opa1950
Die Bettenvermieterin oder Hobby Bäuerin sollte sich besser informieren welche Mitarbeiter oder möchte gern Amtsdirektoren sie in ihren Außenstellen hat .Denn es scheint sie hat etwas zuviel Vertrauen in bestimmte Personen.Den es gibt Außenstellen Leiter welche nicht viel von Wahrheit halten,und viele Dinge vor der Öffentlichkeit vertuschen möchten um ihr wahres Gesicht zu bewahren.Aber diesem Handeln muss ein Ende gesetzt werden. Und das hoffentlich bald.
summer1
Was willst du denn andeuten, Privatspion?
Entweder raus mit der Sache, oder es ist wieder mal dein üblicher Trick: irgendwas wird schon hängen bleiben, auch wenn es nicht wahr ist.
Schänst du dich denn eigentlich nie?
opa1950
Summer 1 gehört der Verlierer Partei SVP an. Sein Gesicht möchte ich nach den Wahlen sehen.Vielleicht braucht er ein Badehandtuch um seine Tränen abzuwischen.
asterix
@opa1950, einen gutgemeinten Rat: auf die üblichen Schreiberlinge gar nicht eingehen oder reagieren. Ich zB, lesen diese Ergüße schon lange nicht mehr. Die treten hier jeden auf die Ei……r die nicht aus ihrer Lobby und Vetternpartei sind. Am meisten ärgerst man sie wenn man sie einfach ignoriert, wenn ihr Senf ins Leere geht. Aber natürlich ganz wie du willst.
pingoballino1955
Asterix,stimmt schon,aber alles kann man von diesen Träumen nicht unkommentiert lassen!
summer1
Asterix
Wer ist denn jeder hier? Bist du jeder, sodass du für andere schreiben kannst?
Lass deine Eier stecken, die will hier niemand.
pingoballino1955
Ich schenk summer1 dann ein Handtuch von DIOR,würde ich glatt machen,aber nur wenn er die Svp Niederlage nach den LW zugibt!
summer1
Opa Asterix Pingo
Ich glaube, dass eure Panik aus der letzten Wahlumfrage stammt: soviel Stimmen in Prozent kann die SVP bei der Landtagswahl nie verlieren, wie das TeamKaputt: mehr als 50% der Wähler von 2018 wollen diesem TeamKaputt nicht mehr die Stimme geben.
Warum wohl? Losern gibt man keine Stimme!