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Freiheitliche Ruine

Von der ehemaligen Freiheitlichen Hochburg im Pustertal ist nicht mehr viel übrig. Gelingt den Blauen bei der Kandidatensuche für die Landtagswahlen ein Neuanfang im Osten?

von Markus Rufin

In Südtirol beginnt langsam die heiße Phase im Wahlkampf. Spätestens nach Ferragosto werden sich die Parteien in Stellung begeben und ihre vollständigen Kandidatenlisten präsentieren.

Bei einigen Parteien ist die Liste bereits (nahezu) vollständig. Neben der SVP zeigen sich vor allem die Süd-Tiroler Freiheit, die Grünen und das Team K bei der Kandidatenvorstellung sehr aktiv. Andere Parteien tun sich dagegen offenbar schwerer. Unter anderem auch die Freiheitlichen.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Freiheitlichen ihre Landtagsliste mit Leichtigkeit gefüllt haben. Die Partei verfügte damals noch über zahlreiche Ortsgruppen. Vor allem das Pustertal war eine Art blaue Hochburg.

Nach den Landtagswahlen 2010, bei denen die Freiheitlichen ihr bisher bestes Ergebnis einfahren konnten, waren sie in 17 Pusterer Gemeinden mit 42 Räten vertreten. In der Folge gründeten sich zahlreiche Ortsgruppen, die bis zu den Landtagswahlen 2018 aktiv waren.

Doch mit dem Absturz der Freiheitlichen bei den Landtagswahlen verließen selbst langjährige Mitglieder die Partei. Vor den Gemeinderatswahlen 2020 waren auf dem Papier noch 15 Gemeinderäte im Pustertal Mitglied der Freiheitlichen.

Zum heutigen Zeitpunkt gibt es nur mehr einen einzigen Freiheitlichen Gemeinderat im Pustertal: Simon Auer. Er bestätigt, dass seine Ortsgruppe in Gais, die einzige ist, die noch aktiv ist. Warum so viele Pusterer Mitglieder die Partei verlassen haben, ist Auer nicht bekannt: „Mir ist es immer befremdlich, wenn man plötzlich Partei wechselt, denn an der politischen Ausrichtung der Partei ändert sich ja eigentlich nichts.“

Klarer ist die Analyse eines ehemaligen Freiheitlichen, der nicht genannt werden möchte: „Man hat den Bezirk einfach langsam sterben lassen.“ Der letzte Bezirksobmann im Pustertal, Lois Taibon, zog sich nach den Landtagswahlen 2018 zurück, die zuvor gut gepflegten Netzwerke wurden nicht mehr gepflegt. Auch bei den Gemeinderatswahlen 2020 verpassten es die Freiheitlichen sich im Pustertal neu aufzustellen.

Die Landtagswahlen bieten theoretisch die Möglichkeit, sich im Pustertal quasi neu zu erfinden. Doch Neo-Obfrau Sabine Zoderer weiß, dass das ein hartes Stück Arbeit wird: „Wir sind nicht so aufgestellt wie die SVP. Wir können nicht auf Ortsgruppen aufbauen. Es ist schwierig, weil die Leute politikverdrossen sind.“

Dabei gibt es zahlreiche ehemalige Mitglieder, die noch politisch aktiv sind, die aber mittlerweile zu anderen Parteien oder Bürgerlisten übergetreten sind. Diese zurückzugewinnen ist für die Freiheitlichen aber offenbar nicht mehr möglich.

Allerdings betont Zoderer, dass die Blauen nach wie vor Kontakte im Pustertal haben: „Mit einem Fuß sind wir noch im Pustertal. Wir haben noch Kontakte, Mitglieder und Sympathisanten. Wir sind im Gespräch mit diesen Personen. Wenn es so weit ist, werden wir sie als Landtagskandidaten präsentieren.“

Im Zuge der Kandidatensuche die Ortsgruppen neu aufzubauen, sei aber auch nicht leicht möglich: „Zwei Monate vor die Landtagswahlen zu sagen, man ist jetzt wieder da, ist auch nicht richtig. Ich bin seit Februar Obfrau, wir haben aktuell viel zu tun. Man ist fast nicht im Stande, in dieser Zeit in allen 116 Gemeinden Südtirols innerhalb dieser kurzen Zeit zu sprechen. Wir geben aber alles.“

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