„Druck ist gestiegen“
Die Zeit im Landtag hat Tamara Oberhofer geprägt. Was die ehemalige Landtagsabgeordnete der Freiheitlichen heute macht. Und: Welche Prognose sie für die Landtagswahlen abgibt.
Tageszeitung: Frau Oberhofer, wo sind Sie geblieben?
Tamara Oberhofer: Seit 2018 war ich einige Jahre im Tourismussektor in der Rezeption und im Bereich Hotelmarketing tätig. Vor zwei Jahren habe ich zum Bauträger Wierer Bau gewechselt und bin dort als Assistentin der Geschäftsleitung tätig.
Würde Sie eine Rückkehr in die Politik reizen?
Die Zeit im Landtag war für mich prägend. Ich habe gelernt, was geht und was beim besten Willen nicht geht und vor allem habe ich gelernt, dass es Gerechtigkeit nicht gibt. Ab und an vermisse ich den aktiv politischen Part in meinem Leben, vor allem wenn es um gewisse Themen geht. Allerdings haben sich die Zeiten sehr geändert. Ich habe den Eindruck, dass Politiker die neuen Influencer sind. Das schießt am Auftrag vorbei, gerade in Zeiten, wo es Lösungen braucht. Mit Schein und netten Bildchen kann ich wenig anfangen.
Die Südtiroler wählen in wenigen Monaten einen neuen Landtag. Ihre Prognose?
Es wird noch mehr Parteien mit 1-2 Mandaten geben, weil Südtirol sich in einem ideologisch verwirrten Zustand befindet. Hinzu kommt, dass jeder denkt, die ultimative Wahrheit gepachtet zu haben und diese Egozentriker-Welle wird sich im hohen Haus widerspiegeln. Die Zeiten der sehr großen Mehrheiten könnten sich dem Ende zuneigen. Zudem wachsen Generationen heran, die anders denken und nach anderen Kriterien, die man in Südtirol bisher gewohnt war, wählen werden.
Wer wird stärkste Kraft in der Opposition?
Durch die Vielzahl an Parteien könnten sich die Wählerstimmen so stark verteilen, dass es gar keine wirklich dominierende Oppositionspartei mehr gibt. Bis zum Schluss kann aber alles passieren, denn der Wähler ist unberechenbar und entscheidet spontan, auch noch am Tag der Wahlen.
Wie hat sich Südtirol in den letzten Jahren entwickelt?
In Südtirol ist es unruhiger geworden, der Druck ist gestiegen – Zeit ist ein kostbares Gut, das keiner mehr hat, weder privat noch beruflich. Es fehlt die Zeit, kurz innezuhalten und darauf zu achten, ob noch alles in den richtigen Bahnen ist. Das wird uns auf Dauer nicht guttun, aber vielleicht braucht es einen ganz großen Knall, wer weiß.
Welches Buch nehmen Sie mit in den Sommerurlaub?
Eines von Michel Houellebecq. Ansonsten höre ich zum Entspannen lieber Musik und bin eher der Tagträumer.
Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig etwas gegönnt?
Ich brauche keine großen Genussmomente. Ich genieße es, wenn mir meine engsten Freundinnen Zeit für einen ausgiebigen Ratscher und viel herzhaftes, richtig lautes Lachen schenken.
Haben Sie schon einmal etwas Second Hand gekauft?
Selbstverständlich! Ich liebe auch Flohmärkte und kaufe Lebensmittel zum halben Preis kurz vor Ablaufdatum.
FC Südtirol oder HC Bozen?
Ich betreibe Sport, schaue mir aber keinen an.
Das Blödeste, was Sie je gekauft haben?
Ein Brautkleid.
Kino oder Netflix?
Netflix.
Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen und warum?
Mit einem Mann, weil ich gerne wissen würde, wie sie denken.
Was können Frauen besser als Männer?
Eigentlich wollte ich sagen „Schön sein“ (lacht), aber ich habe mich fürs Reden entschieden.
Was bereuen Sie?
Zu gut und geduldig zu sein. Das bringt wenig Respekt und man wird für dumm verkauft.
Interview: Lisi Lang
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Kommentare (3)
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erstklassler
Die Rubrik verspricht vor- und hauptsächlich nach den Wahlen voll einzuschlagen. Frau Oberhofer wird sich nach ihren wahren Worten auf einige gegen die Erwartung Gewatschte noch besser verstanden fühlen.
#wahlenlotto
leser
Naja
Jetzt sonderlich ernstzunehmende ist oberhofer nicht und daher auch nicht überzubewerten
dn
Hat die TZ nix Besseres zu tun? Auch eine Art der Umweltverschmutzung.