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„Woher kommt die Wut?“

Daniela Höller und der LH

Die Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller bedauert, dass immer wieder Gewaltakte von Jugendlichen im öffentlichen Raum im Fokus der Aufmerksamkeit stünden.

Am 12. August wird der internationale Tag der Jugend begangen, der von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde, um auf die Belange und die Initiativen der jungen Menschen auf der ganzen Welt aufmerksam zu machen und ihren bedeutenden Einsatz für das Gemeinwohl hochleben zu lassen.

Leider stehen stattdessen immer wieder Gewaltakte im öffentlichen Raum, gerade seitens und unter einigen Jugendlichen, im Fokus der Aufmerksamkeit, sagt Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller.

Sie schreibt in einer Aussendung:

Es gab schwerwiegende Gewaltakte und auch Straftaten, die eine ungewöhnliche Heftigkeit aufgewiesen haben und die man deshalb nicht verharmlosen darf; man darf aber zum einen nicht vergessen, dass es sich hierbei um Ausnahmen handelt und zum anderen muss man bei Anlassfällen hinterfragen, woher diese Wut kommt und was die Beweggründe dafür sind. Grundsätzlich gibt es verschiedene Risikofaktoren, welche Gewalt von Jugendlichen begünstigen: individuelle Risikofaktoren – wie das familiäre Umfeld (z.B. eigene Gewalterfahrungen), schlechte Zukunftsperspektiven oder Orientierungslosigkeit; strukturelle Risikofaktoren – wie der sozioökonomische Status der Familie, die fehlende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder Armut – und gesellschaftliche Risikofaktoren, wobei gerade die aktuellen Krisen (Krieg, Umwelt, Inflation) eine Rolle spielen.

Gewalthandlungen können als Bewältigungsstrategie für genannte Risikofaktoren fungieren und sind somit mancherorts Ausdruck vom Unwohlsein einiger Jugendlichen. Manche fühlen sich nicht beachtet, dabei braucht ein jeder Mensch Aufmerksamkeit. Mitunter holen sie sich diese – wenn auch wohl schlechteste Form von Beachtung – mit diesen Gewalthandlungen gegen andere oder gegen Gegenstände. Straffällige erlangen durch ihre Handlungen eine Form der Sichtbarkeit, die vielleicht manch einer sogar als Anerkennung verbucht. Oft werden Videos darüber ins Internet gestellt bzw. auf den sozialen Medien geteilt.“

Die Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller hatte zu diesem Thema zahlreiche Gespräche mit anderen Akteuren im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes.

Dabei habe sich herauskristallisiert, dass man auf dieses Phänomen einen 360-Grad-Blick haben muss.

Es brauche eine noch stärkere Netzwerkarbeit zwischen Institutionen, Diensten, den Ordnungskräften aber auch der Gesellschaft und den Eltern: Die Eltern sollten umgehend eventuelle Warnhinweise erkennen – sei es, dass ihr Kind angegriffen wurde, sei es, dass ihr Kind Gewalt angewandt hat – und mit ihren Kindern in Dialog treten und bleiben, so Höller.

Die Kinder- und Jugendanwältin schreibt weiter:

Wir als Gesellschaft wiederum müssen die Bereitschaft und die Zivilcourage zeigen, bei einem etwaigen Vorfall zu intervenieren bzw. die Ordnungshüter zu kontaktieren und die Vorfälle zur Anzeige zu bringen, um die Straffälligen auch zur Rechenschaft zu ziehen.

Das primäre Ziel eines Jugendstrafverfahrens ist es dann, den straffälligen Jugendlichen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Im Zentrum eines Verfahrens steht immer die minderjährige Person und deren Entwicklung. Auch eine Auseinandersetzung mit den Betroffenen und deren Aufarbeitung des Erlebten ist wichtig.

Nicht zuletzt spielt Prävention durch Förderung von Schutzfaktoren eine entscheidende Rolle. Dazu gehören eine gewaltfreie Erziehung, gute Vorbilder, Stabilität und das Erlernen gewaltfreier Konfliktlösungsstrategien. Zum anderen brauchen Jugendliche Anerkennung und Erfolgserlebnisse sowie die Möglichkeit ihre Energie in sportliche, musikalische, künstlerische oder anderweitige sinnstiftende Tätigkeiten umzuwandeln.

Junge Menschen müssen gehört und ernstgenommen werden.

Weitere konkrete Maßnahmen können der Ausbau sei es von individuellen Sozialprojekten, wo es psychosozialen Fachkräften möglich ist beim Individuum anzusetzen, sei es von mobiler Jugendarbeit als auch von Sport- und Freizeitangeboten für Jugendliche sein. Was junge Menschen alles können und für die Gemeinschaft beitragen, sollte wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.“

Es gehe auch darum, unsere Jugendlichen öfter hochleben zu lassen, so die Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller abschließend.

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