„Fehlende Transparenz“
Die Verbraucherzentrale zeigt Wege auf, ein teures Wohnbaudarlehen loszuwerden und dadurch bis zu 50.000 Euro zu sparen.
von Sandra Fresenius
Wer ein Wohnbaudarlehen mit variablem Zinssatz abgeschlossen hat, hat es derzeit nicht leicht. Mehrere Erhöhungen des Leitzinses seitens der Europäischen Zentralbank haben auch die Darlehen mit variablem Zinssatz stark steigen lassen – teilweise sind die Raten um 60 bis 75 Prozent gestiegen.
Viele Darlehensnehmer tun sich zunehmend schwer, ihre Kredite zu bedienen, denn im Gegensatz zu den durch die Erhöhung der Zinsen bedingten gestiegenen Raten sind ihre Einkommen nicht angehoben worden, sondern nahezu unverändert geblieben.
Um ein altes und meist auch teures Darlehen loszuwerden, gibt es laut Verbraucherzentrale Südtirol vier verschiedene Möglichkeiten: ein Wechsel zum Fixzins, eine Neuverhandlung mit der Bank, eine Surrogation, also eine Umschreibung auf eine andere Bank, wenn die bisherige keine Nachbesserung des Zinssatzes vornehmen will, oder die Tilgung und Neueröffnung.
Die Verbraucherzentrale hat versucht, sich einen Überblick über den Südtiroler Markt für Wohnbaudarlehen zu verschaffen – mit mäßigem Erfolg: von den 18 angeschriebenen Banken haben insgesamt lediglich fünf geantwortet, von denen aber auch wiederum nur vier Daten übermittelt haben, während eine Bank mitteilte, sich nicht am Vergleich beteiligen zu wollen. „Bei vielen Banken in Südtirol scheinen die Prinzipien von Konkurrenz und Transparenz weit hinter dem Mantra der Gewinnmaximierung zu rangieren – nur so lässt sich das hallende Schweigen nach unserer Anfrage deuten“, sagt Gunde Bauhofer, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale. Markttransparenz und -konkurrenz sehen anders aus, meint die VZS.
Mit Hilfe eines Online-Vergleichsportals haben die Verbraucherschützer dennoch versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Hierfür wurde ein Musterbeispiel gewählt: Bei einem Immobilienwert von 400.000 Euro soll ein Betrag von 250.000 Euro finanziert werden. Es wurden Angebote mit fixem und variablem Zinssatz und mit Laufzeiten von 20 und 25 Jahren nachgefragt. Die Webank, ein Onlineableger der Banca Popolare di Milano, hatte mit einem Zinssatz von 3,64 Prozent bzw. einem effektiven Jahreszins von 3,75 Prozent und einer Rate von 1.467,95 Euro das günstigste Fix-Darlehen bei einer Laufzeit von 20 Jahren. Bei einer Laufzeit von 25 Jahren hingegen war Widiba, Onlineableger des Monte Paschi di Siena, ganz vorne. Die Rate belief sich hier bei einem Fixzins von 3,64 Prozent auf 1.270,41 Euro.
Die Webank hatte wiederum bei den variablen Darlehen die Nase vorn: bei 20 Jahren und einem Zinssatz von 1,20 Prozent war eine Rate von 1.585 Euro fällig, bei 25 Jahren und einem Zinssatz von 1,25 Prozent eine Rate von 1.400,25 Euro. Unicredit vergibt laut Verbraucherzentrale noch günstigere Angebote, allerdings nur bei einer Immobilie mit Energieeffizienzklasse A. „Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass durch die Wahl des günstigsten Angebots bis zu 50.000 Euro gespart werden können“, unterstreicht die VZS. „Welchen Vorteil für die Verbraucher die von der Regierung angedachte Besteuerung der Extragewinne (von Banken) bringen soll, ist derzeit nicht ersichtlich. Klar ist, dass diese von fairen und transparenten Märkten profitieren würden“, ergänzt Gunde Bauhofer.
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Kommentare (3)
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pingoballino1955
Die Südtiroler Banken schweigen,die Angst geht um?
olle3xgscheid
Die Hochmut geht um , nicht die Angst. Wird eh alles auf die Kunden gewälzt wie überall sonst auch.
olle3xgscheid
Sparen ist in dem.Zusammenhang das falsche Wort..