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Arnos Plan

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Die EZB erhöht den Leitzins: Wie das Land die 918 Unternehmen, die während der Pandemie Darlehen mit variablen Zinsen aufgenommen haben, vor den Folgen schützen will.

von Matthias Kofler 

Die Europäische Zentralbank hat im Juli den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte angehoben – zum neunten Mal binnen eines Jahres. Er liegt nun bei 4,25 Prozent. So hoch war er zuletzt zu Beginn der Finanzkrise 2008. Die EZB will mit diesen Maßnahmen die hohe Inflation bekämpfen.

Für Personen, die ein Darlehen mit variablem Zinssatz aufgenommen haben, bedeutet der EZB-Entscheid jedoch eine erhebliche Mehrbelastung. Im Zuge der Corona-Pandemie wurden seitens des Landes Kredite zu günstigen Bedingungen zur Unterstützung von Unternehmen und Familien aufgelegt. Diese Maßnahme war mit dem Ziel verbunden, die Liquidität zu gewährleisten. Damals war der entsprechende Zinssatz wesentlich niedriger. Wirkt sich die Anhebung des Leitzinses durch die EZB also auch auf diese Darlehen aus?

Wie Landeshauptmann Arno Kompatscher in Beantwortung einer Anfrage der Freiheitlichen Ulli Mair mitteilt, wurden im Zeitraum 2020/2021 5.453 Darlehen im Rahmen der Einvernehmensprotokolle „Neustart Südtirol“ ausbezahlt: und zwar 575 subventionierte Darlehen an Privatpersonen (das sogenannte Familienpaket) mit einem Gesamtbetrag von 2,95 Millionen Euro, 4.878 subventionierte Darlehen an Unternehmen und Freiberufler für einen Gesamtbetrag von 368,23 Millionen Euro sowie Überbrückungskredite, die mittlerweile alle gelöscht wurden, für einen Gesamtbetrag in Höhe von 38,42 Millionen Euro.

Die 575 ausgezahlten Darlehen an Privatpersonen wurden mit einem fixen Zinssatz abgewickelt: Dieser betrug 0 Prozent im ersten Jahr, 1 Prozent im zweiten Jahr, der durch einen Beitrag der Provinz abgedeckt wurde, und 1 Prozent vom dritten bis zum fünften Jahr.

Die Zinssätze bei den 4.878 Darlehen an Unternehmen und Freiberufler unterscheiden sich hingegen je Höhe des Darlehens: Bei den allermeisten Kleinkrediten gibt es einen fixen Zinssatz.

Die Anhebung des Leitzinses durch die EZB betrifft laut Kompatscher „nur“ 918 Finanzierungen, also 16,83 Prozent der gesamten geförderten Darlehen: Bei den 807 Finanzierungen zwischen 35.001 und 1.500.000 Euro führt die Abweichung des Zinssatzes Schätzungen des Landes zufolge zu einer Erhöhung des Ratenbetrages von bis zu 5 Prozent über den Tilgungszeitraum. Bei den 111 Kleinkrediten bis zu 30.000 Euro wird geschätzt, dass die Zinserhöhung und jede weitere Zinserhöhung angesichts der langen Restlaufzeit der Kredite eine verhältnismäßig größere Auswirkung auf die über die Tilgungsdauer gezahlten Raten haben dürften. Denkbar ist eine Erhöhung des Ratenbetrages von ca. 20 Prozent über den Tilgungszeitraum. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren wären das 40 Euro pro Monatsrate.

„Der Darlehensnehmer hat jedoch die Möglichkeit, das vereinbarte Darlehen nach 30 Monaten ab Auszahlung ganz oder teilweise ohne Pönale vorzeitig zu tilgen“, betont der LH.

Zudem würden die Darlehen mit variablem Zinssatz vom staatlichen Garantiefonds für KMU bzw. von den lokalen Garantiegenossenschaften in fast allen Fällen mit einer 100- oder 90-prozentigen Rückversicherung durch den staatlichen Garantiefonds rückversichert. Das Land, führt Kompatscher weiter aus, die Risikofonds der lokalen Garantiegenossenschaften im Verhältnis zu dem Risiko, das sie ohne staatliche Rückversicherung übernommen haben, aufgestockt. Die EZB-Entscheidung wirke sich nicht auf die Kommissionen für die Deckung durch den Staat oder die Garantiegenossenschaften aus, das heißt: für den Kreditnehmer verursache das keine höheren Belastungen. Sondermaßnahmen von Seiten der Landesregierung seien keine geplant.

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Kommentare (20)

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  • hoi_du

    … bin der meinung die jenigen die den darlehensnehmern ein Darlehen mit variablen zins aufgeschwatzt haben sollen dafür zur kasse gebeten werden … zu der zeit dürften fix zinssätze um die 1,5% gelegen haben und die anzeichen dass die zinsen steigen waren schon davor bekannt… das stärkste zeichen waren die aussagen von Banken an kunden dass die zinsen nicht mehr steigen werden und solche Niveaus von den achtziger Jahren mit 27% nicht mehr eintreten werden …
    … momentan reden wir von unter 5% ..,

  • hallihallo

    und dann nennen sie das freie marktwirtschaft. einige bekommen günstige kredite und wenn sich die konditionen ändern, hilft ihnen nochmals das land.
    die anderen müssen die zinsen zahlen und schlucken.
    dabei ist es schon traurig, daß die südtiroler banken uns die vollen erhöhungen der zinsen aufrechnen , die zinsen auf die einlagen bei null lassen.
    und dann regt sich der präsident der sparkasse noch auf, daß der staat eine übersteuer auf zusätzlich zinsgewinne eingeführt hat. einfach nur traurig , um nicht sagen zum schämen.
    würden die banken nicht die südtiroler ausnehmen, müßten sie keine übersteuer zahlen. so einfach wäre das.

  • gerhard

    Ich verstehe wirklich nicht, warum der Staat sich hier einbringen sollte.
    Aber es ist ja Wahlkampf. Logisch.

    Diese Kreditnehmer wollten damals vom sehr günstigen Zinssatz von 1,5 Prozent Gebrauch machen und jeder Banker hat auch davor gewarnt, das der Zins auch steigen kann.
    Die Kreditnehmer wollten sparen und nicht den normalen Zinssatz von damals ca 4 Prozent für einen festen Kredit bezahlen.
    Und jetzt soller Staat für die Sparwut dieser Menschen aufkommen?
    Mit welcher Begründung?

    • hallihallo

      als deutscher wärst du bezüglich zinsen besser still. obwohl in europa alle die gleiche währung haben, müssen die südstaaten viel mehr zinsen zahlen. als ob ein staat in europa konkurs ginge.
      hätte deutschland in den letzten jahren den gleichen zinssatz bezahlt wie italien, spanien oder griechenland, hätte deutschland eine höhere verschuldung als italien.
      und dann haben die deutschen und französischen banken das geld in griechische anleihen mit 8% verzinsung investiert. am schluß hat die von den nordländern regierte eu ganz scheinheilig griechenland gerettet. aber eigentlich haben sie nur die nordeuropäischen banken , sprich blutsauger , gerettet.

      • rumer

        @hallohallo
        wer nicht spart und somit weniger kreditwürdig ist, der soll hohe Zinsen blechen. Das ist gut so.
        Als für Italien die Zinsen mit der Einführung des Euros runter gingen, haben die Italiener diese Einsparungen nicht zum Sanieren des Haushaltes verwendet, sondern verfressen und versoffen.
        Das Wort Blutsauger kannst du gerne zu deiner Bank sagen, wenn du einen Kredit brauchst….

        • summer1

          Rumer
          Genau das Gegenteil ist der Fall seit der Einführung des Euro. Der Zwang des 3% Defizitziels hat Italien kaputtgespart und die Wirtschaft gelähmt, dafür gibt es genug Belege, dass die Nordländer durch ihre Exporte nach Italien einen Außenhandelsüberschuss von über 4 Billionen Euro erreicht haben.
          Geld, das Italien fehlt und die Wirtschaft extrem geschwächt hat.
          Dann gehen jetzt diese Staaten her und tun groß damit, dass sie Italien 50 Milliarden an Wiederaufbau zahlen? 50 Milliarden zu 4 Billionen sind Krümel.
          Deine Vorurteile gegen Italien drücken das Fressen und Saufen bestens aus. Du bist und bleibst ein Rassist.

        • hallihallo

          rumer , wieso sollte deutschland kreditwürdigersein?? italien hatte ohne zinsen jahrelang eine positive bilanz. und mußte doch 2-3 % mehr zinsen als deutschland zahlen. also oder die ist eine gemeinschaft mit einer währung und gleichen zinsen oder jeder geht seinen weg.

      • gerhard

        Halllihollo, das ist doch oberflächliches Halbwissen ohne fundierte Kenntnis der Tatsachen.
        Wer schlechte Bilanzen hat, der zahlt einfach mehr.
        Da kann Deutschland wirklich nichts dafür.
        Deutschland ist der weit größte Nettozahler in der Eu und zahlt in etwas drei mal so viel, wie Italien.
        Und de facto ist Italien, wie Griechenland und einige andere Staaten schon Pleite und werden von der EU am Leben gehalten.
        Aber das ist ja auch gut so, dafür ist ja die Staatengemeinschaft auch da.
        Aber bitte nicht mit dem Finger auf Deutschland zeigen, das ist unanständig.

  • cosifantutte

    Geht es hier um die Rettung von Krediten in Zusammenhang mit Beherbergungsbetrieben sowie Stall- bzw. Hofexpansionen? Vermutlich weniger um Handwerksbetriebe.

  • cosifantutte

    Geht es hier um die Rettung von Krediten in Zusammenhang mit Beherbergungsbetrieben sowie Stall- bzw. Hofexpansionen? Vermutlich weniger um Handwerksbetriebe.

  • tirolersepp

    Besteuerung von Uebergewinnen der Banken, das hätte sich bisher keine Regierung getraut!!!

    Respekt Frau Meloni !!!

    Die Banken werden es überleben!!!

    Und übrigens wer braucht zehn Filialen in einem kleinen Dorf !!

    Es gibt ja auch nicht mehr zehn Tankstellen in einem Dorf

  • brutus

    Wer beim niedrigen Zinssatz vor zwei Jahren als Privater und Unternehmer nicht auf einen fixen Zinssatz (auch mit etwas schlechteren Konditionen) wechselte, hatte die Zinskrise Anfang der Achtziger Jahre nicht im Focus! Ich habe damals gewechselt und jetzt einen fixen Zinssatz für 2,05 Prozent!

    • hallihallo

      zum glück bin ich zu jung, um die zinskrise der 80er erlebt zu haben. aber ich gebe auch selber zu, daß wir in den letzten jahren sehr niedrige zinsen gezahlt haben und uns daran gewöhnt haben. und wir haben in den letzten jahren sehr viel gespart, sodaß es nicht so schlimm ist , wenn wir jetzt einmal mehr zahlen. hoffe nur die ezb senkt die zinsen im herbst auch wieder so schnell , wenn die inflation zurückgeht.

  • dn

    Werden die privaten Häuslebauer auch mitgenommen oder gilt das nur für die Seilbahn in Tiers?

  • morgenstern

    Tolles Geschäftsmodel, Gewinne privatisieren und Verluste verallgemeinern. muss ich mir merken bis zu den Wahlen.

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