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Im Schneckentempo

Geschwindigkeitskontrolle (Foto: Gemeinde Bozen)

Posse in Schlanders, wo die Ortspolizei einen Autolenker wegen zu langsamen Fahrens mit einer Geldbuße bedacht hat. Die Hintergründe rücken das Gesamtbild etwas zurecht.

von Karin Gamper

Der kuriose Fall ist in Schlanders seit Tagen Dorfgespräch: Die Ortspolizei hat über einen Autolenker eine Geldbuße von 48 Euro verhängt. Sein Vergehen: Er war auf der Landesstraße im Schneckentempo unterwegs.

Soweit die Version, die in Schlanders kursiert. Sie hat für allgemeine Erheiterung gesorgt, bei vielen Bürgern und Bürgerinnen jedoch auch die Frage aufgeworfen: Hat denn die Ortspolizei nichts Besseres zu tun, als den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen?

Weil diese Frage den Schlandersern offenbar unter den Nägeln brennt, war die verhängte Geldbuße am Mittwochabend auch Thema im Gemeinderat. Auf Nachfrage eines Ratsmitglieds lieferte Bürgermeister Dieter Pinggera die Hintergründe des Vorfalls. Seine Version rückt das Gesamtbild dann doch etwas zurecht.

Demnach handelt es sich beim Autolenker um eine Person, die bekanntermaßen eine Aversion gegen Geschwindigkeitskontrollen habe. Am besagten Tag sei diese Person mit dem Auto provozierend langsam an einem Kontrollposten der Ortspolizei vorbeifahren. Und das gleich zweimal: einmal in eine Fahrtrichtung, kurz darauf in die andere. Im betreffenden Streckenabschnitt gilt Tempo 50. Hinter dem Langsam-Fahrer bildete sich eine Schlange von mehreren Fahrzeugen. Kurzum: Der Lenker behinderte den Verkehr.

Christian Carli, Kommandant der Bezirkspolizei Vinschgau, bestätigt die verhängte Geldbuße. „Es wurde Artikel 141 der Straßenverkehrsordnung angewandt“, erklärt er auf Anfrage. Dieser Artikel enthält die Geschwindigkeitsvorschriften.

In Punkt 1 steht, dass der Autolenker sich an die Straßenverhältnisse anpassen muss und keine Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer darstellen darf. Punkt 6 besagt, dass ein Lenker nicht dermaßen langsam fahren darf, dass er die Verkehrsflüssigkeit behindert.

Christian Carli war am besagten Tag nicht selbst vor Ort, stellt sich jedoch hinter seine Mitarbeiter. Wenn der Strafbescheid ausgestellt wurde, so sei dies begründet erfolgt, erklärt der Kommandant. Wie oft kommen Strafbescheide wegen Langsam-Fahrens vor? „Nicht oft, aber hin und wieder schon“, so Carli.

Die in Schlanders kursierenden Zahlen, wonach sich die Strafen in der Marktgemeinde zuletzt verdreifacht hätten, dementiert er. „Diese Daten stimmen mit Sicherheit nicht“, unterstreicht Carli. Dies entspreche auch nicht seiner Auffassung vom Ortspolizei-Dienst. „Ich bin einer, der es nicht auf die Bestrafung abgesehen hat, sondern der versucht, mit den Leuten zu reden“, erklärt er.

Übrigens: Der Fahrer hat den Strafbescheid bereits bezahlt. Scheinbar ohne größeren Protest: „Er bat mich um eine Aussprache und wir haben miteinander geredet“, so Carli. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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