Der unsichtbare Kandidat
Quereinsteiger Thomas Aichner ist in der (harten) Realpolitik angekommen. Der Burggräfler SVP-Landtagskandidat berichtet von Selbstzweifeln und der Erkenntnis, im Wahlkampf auf sich allein gestellt zu sein. Weitermachen will er trotzdem.
von Karin Gamper
Wo ist Thomas Aichner? Während andere Landtagskandidaten bereits eifrig die Werbetrommel für sich rühren und dabei teilweise recht erfinderisch vorgehen, scheint der Burggräfler SVP-Quereinsteiger wie vom Erdboden verschluckt. Keine Präsenz in den sozialen Medien, keine Wahlwerbung, keine Statements zu aktuellen Themen. Das genaue Gegenteil der einstigen Newcomerin Jasmin Ladurner also, die im Wahlkampf 2018 fast schon allgegenwärtig war. Wie will es der Meraner mit Wohnsitz in Hafling da als Politneuling ins Hohe Haus schaffen?
„Es ist effektiv schwer Fuß zu fassen“, gibt Aichner zu, „ich bin auf mich allein gestellt“.
Dabei wäre der Mann eigentlich Marketingexperte mit Vergangenheit als Direktor bei MGM und Präsident bei IDM. Aber: „Hinter mir stehen kein Verband und keine Lobby“, gibt er zu bedenken. Und die Leute, die ihm bei Bekanntgabe seiner Kandidatur noch wohlwollend auf die Schulter geklopft haben, zeigen jetzt wenig Bereitschaft, ihn in der Praxis tatkräftig zu unterstützen. „Ich mache da niemandem einen Vorwurf, jeder setzt andere Prioriäten, aber ein wenig wundern tut‘s mich schon“, erklärt er. Lediglich die SVP Meran – sie hat ihn nominiert – will sich demnächst etwas ausdenken, um ihren Kandidaten etwas bekannter zu machen.
Thomas Aichner möchte mit Sachthemen punkten. „Nicht mit Geschrei, nicht mit Polemiken oder Anfeindungen“, erklärt er seine Wahlstrategie. Er will authentisch bleiben und auch nicht auf jedes Dorffest gehen, um dort Leute und potenzielle Wähler und Wählerinnen zu treffen. „Das liegt mir nicht, dafür bin ich nicht der Typ“, unterstreicht er. Wahlwerbung will er auch keine machen. Lediglich auf Instagram wird er seine Präsenz verstärken. Und hie und da per Presseaussendung seine Meinung kundtun. Bisher hat er dies nur ein einziges Mal versucht. Thema war das Großraubwild. „Kein Medium hat etwas gebracht“, stellt er ernüchtert fest, „ein Verlagshaus hat mir lediglich die Preisliste für die Wahlwerbung zurückgemailt“.
Ist er zu blauäugig? Glaubt er tatsächlich, dass man es in der Politik und in einer großen Partei wie der SVP nur mit Sachthemen und ohne fettes Wahlkampfbudget nach oben schafft?
„Blauäugig bin ich nicht“, entgegnet Thomas Aichner, „ich gebe aber zu, dass ich mich mit dem Organisatorischen etwas verschätzt habe und dass ich gehofft hatte, mehr Unterstützung zu bekommen“. Macht er trotzdem weiter? „Auf jeden Fall“, antwortet er. Es habe allerdings nach seiner Nominierung mehrmals Phasen der Selbstzweifel gegeben, räumt er ein. „Die habe ich überwunden und ich bin zum Schluss gekommen, dass ich es wissen will“, so der Bezirkskandidat. Aichner ist überzeugt, dass es Menschen wie ihn in der Politik braucht. „Leute, die mit Fachwissen ihren Beitrag leisten“.
Inzwischen hat Thomas Aichner allerdings erkannt, dass er sich mehr ins Zeug legen muss. Demnächst trifft er sich mit Mitbewerberin und Langzeit-Bürgermeisterin Rosmarie Pamer. Sie ist schon lange im Geschäft und hat Erfahrung. Von der Zusammenkunft erhofft er sich einige Inputs und einen Austausch. „Es ist wichtig, dass wir im Team auftreten“, findet der SVP-Kandidat.
Was, wenn es im Herbst nicht für den Landtag reicht? Thomas Aichner: „Dann passiert auch nichts, es wäre aber schade, weil ich überzeugt bin, dass ich mit meinen Ideen und meiner Lebenserfahrung etwas Positives beitragen könnte“.
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Kommentare (5)
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criticus
Blauäugig? Vielleicht, aber zumindest scheint Herr Aichner ein ehrlicher Typ zu sein. Da sieht man wieder einmal, dass es der SVP nur um Stimmenfang geht, ob kompetent oder nicht. Hauptsache er gehorcht und kritisiert nie. Solche Beispiele im derzeitigen Landtag gibt es ja genug. Schade!
andreas69
Er sollte sich von der Politik fernhalten. Da sind nur Narzisten, Schreier ubd Machthungrige am Werk, die die Bevölkerung für dumm halten. Hände weg wenn dir dein Gewissen lieb ist Herr Aichner.
Diese Art von Politik, wie sie jetzt betrieben wird, geht längst schon allen “ normalen“ Bürgern auf die Nerven. Nur wir wissen nicht, wie wir diese Schmarotzer loswerden können. Es kommt nichts Besseres nach. Und alle die sich neu vorstellen, machen genau die selben Fehler wie diejenigen, die schon mit allen Wassern gewaschen sind.
noxxer
Mit so einer PR Aussendung unterstreicht der Kandidat nicht gerade seine vorherigen Marketingkenntnisse.
artimar
Er ist unsichtbar, hat nichts zu sagen …, wie viele andere, reine Zählkandidaten auch. Und?
Der Landtag besteht (zum Glück „nur“) aus 35 Mitgliedern.
Bezeichnend sind hier eher das Mindset, wohl auch aufgrund bisheriger Begünstigungen, seine Art, Forderungen gegenüber anderen zu stellen und sich anderer zu bedienen.