„Machen uns unabhängig“
Die Süd-Tiroler Freiheit führt das Social Media-Ranking in fast allen Bereichen an. Warum die Bewegung mehr Follower als Wähler hat und welche Strategie dahintersteckt.
Tageszeitung: Herr Zelger, die Südtiroler Freiheit hat mit Abstand am meisten Facebook-Fans, nutzt aber auch Instagram, TikTok und Co. Wie wichtig sind die sozialen Medien für die Partei und wie kommt es, dass man so erfolgreich ist?
Stefan Zelger (Mitglied der Landesleitung der Süd-Tiroler Freiheit): Für uns sind die sozialen Medien von unschätzbarem Wert. Sie machen uns unabhängig von konventionellen Medien und ermöglichen es uns einen direkten Kontakt zu den Leuten und den Wählern herzustellen. Wir arbeiten schon seit Jahren sehr strategisch an unseren Netzwerken und investieren sehr viel Zeit in die sozialen Medien. Wir bemühen uns mit Plan und Ziel dahinter zu bleiben und ich denke, da sind wir recht gut aufgestellt.
Wer verwaltet die Social Media-Accounts?
Wir haben nicht direkt jemanden, der für gewisse Accounts verantwortlich ist, sondern wir teilen uns alles ein wenig auf. Wir haben regelmäßige Sitzungen, um zu besprechen, was gut läuft und was weniger gut ankommt. Wir schauen auch immer was gerade angesagt ist und welche sozialen Medien neu sind, um zu verstehen, wie sie funktionieren und wie man sie am besten bespielen kann.
Geben Sie auch Geld für die Socials aus?
Ja, wir geben auch Geld aus, aber verhältnismäßig wenig. Wir bewerben öfters Sachen auf Facebook, aber es hält sich in Grenzen. Jetzt in Wahlkampfzeit wird es sicher mehr werden, aber im Grunde arbeiten wir eigentlich kostenlos.
Was will die Partei mit den sozialen Medien erreichen?
Unser größtes Ziel ist es Reichweite für politische Botschaften aufzubauen und einen direkten Draht zu den Leuten herzustellen. Vor allem während Corona haben wir erlebt, dass sich wahnsinnig viel auf den sozialen Medien abgespielt hat: wir haben sicher 100-200 Nachrichten pro Tag beantwortet und dieser Kontakt wäre ohne Social Media nicht möglich gewesen.
Was bringt der Süd-Tiroler Freiheit die große Reichweite auf Social Media? Auf Facebook hat man immerhin doppelt so viele Follower als Wähler…
Man muss klar unterscheiden: nur weil uns jemand auf Social Media folgt, ist er noch lange kein Wähler. Ich folge auch vielen Politikern und Parteien und würde sie trotzdem nie wählen. Die sozialen Medien dienen auch als Informationsmedium, Follower müssen nicht gleichzeitig Fans sein. Dazusagen muss man auch, dass wir einige Follower haben, die nicht wahlberechtigt sind, wie Österreicher oder Bundesdeutsche.
Sie bespielen neben Facebook und Twitter auch Accounts auf eher unüblichen Medien wie Flickr und Sound Cloud… Warum das?
Ziel ist es, alles bestmöglich abzudecken. Auf Sound Cloud zum Beispiel posten wir manchmal Radiointerviews oder Werbespots. Dasselbe mit Flickr, dort laden wir Fotos mit originaler Auflösung hoch und binden das auf der Website ein. Es spielt alles ein wenig zusammen – natürlich ist das sehr zeitaufwendig, aber von nichts kommt halt nichts.
Warum haben hat die STF sogar einen TikTok-Account?
Das „Problem“ von Social Media ist, dass jedes soziale Medium andere Leute anspricht. Facebook ist zwar immer noch wahnsinnig groß, aber man merkt, dass vor allem die jungen Leute weniger auf Facebook unterwegs sind. Sie haben sich ganz stark auf Instagram und TikTok verlagert und es ist wichtig, die jungen Leute auf diesen Kanälen zu erreichen. Wenn man in den sozialen Medien erfolgreich sein will, führt kein Weg daran vorbei – der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Fischer.
Wollen Sie in Zukunft noch mehr auf Social Media machen oder sind Sie mit der momentanen Reichweite zufrieden?
Ich denke zufrieden dürfen wir nie sein, man wird nur besser, wenn man sich ständig hinterfragt und schaut, was gut in den sozialen Medien ankommt. Denn sie verändern sich ja ständig, genauso wie der Geschmack des Publikums. Wir bemühen uns in Zukunft nicht unbedingt mehr auf Social Media zu machen, weil wir schon sehr viel Zeit dafür investieren, aber wir streben danach alles ein wenig zu verbessern.
Interview: Julia Koppelstätter
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dn
Aus Followern werden Wähler.