Alte heiß begehrt
Der Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Ältere wollen immer öfter länger arbeiten. Aber ist dieser Wunsch auch umsetzbar? Fragen an Paula Bacher.
Tageszeitung: Frau Bacher, welche Möglichkeiten gibt es, über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten?
Paula Bacher (SVP-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Sozialausschusses): Man hat ehrenamtlich verschiedene Möglichkeiten, aber es gibt auch bezahlte Aushilfstätigkeiten. Es wird darüber hinaus diskutiert, ob es noch Möglichkeiten gäbe, die Menschen länger im Beruf zu lassen. Das wäre sinnvoll, denn das Lebensalter hat sich in 50 Jahren fast verdoppelt. Ich hoffe, dass wir dies auch gesetzlich mehr verankern können.
Lohnt es sich finanziell, länger zu arbeiten, auch wenn Rente bereits bezogen wird? Wie sieht es mit der Besteuerung aus?
Es darf nicht mehr als ein Betrag von 5.000 Euro pro Jahr sein, den man dazu verdient, sonst steigt die Besteuerung so an, dass es sich nicht mehr rentiert. Gerade hier will die Regierung Lösungen finden, damit Ältere, noch arbeiten dürfen und die Steuerlast gleichzeitig ein wenig verringert wird.
Müsste es eine Gesetzesänderung geben, damit der finanzielle Anreiz, länger zu arbeiten, durch eine Besteuerung der Rente nicht verlorengeht?
Das muss sicher kommen. Die ganz große Rolle spielt der finanzielle Anreiz im Alter vielleicht nicht mehr, aber es ist nicht Sinn und Zweck, umsonst zu arbeiten.
Welche Bedürfnisse und Vorstellungen haben ältere Arbeitnehmer?
Viele möchten gerne eine reduzierte Arbeitszeit. Wenn die Kinder erwachsen sind, dann arbeiten Ältere auch gerne an Wochenenden. Das ist sicher ein Vorteil von älteren Mitarbeitern und ein Ausgleich zu den Bedürfnissen der jungen Arbeitnehmer. Außerdem spielt die soziale Komponente eine größere Rolle. Sie arbeiten nicht so gern im Homeoffice, sondern sind lieber mit anderen Menschen zusammen.
Besteht seitens der Unternehmen Interesse an älteren Arbeitnehmern?
Heute wären viele Unternehmen froh, wenn sie ältere Mitarbeiter einstellen könnten. Sie müssen auch gehalten werden, denn sie bringen einen gewissen Mehrwert. Es hat eine Verschiebung stattgefunden: es gibt zu wenig Arbeitskräfte und zu wenig junge Leute. Deswegen wäre eine Mischung, die Erfahrung der Älteren und die Ideen der Jungen zusammenzubringen, ein supergutes Modell, denn dann könnten beide voneinander lernen und profitieren.
Welche Vorzüge schreibt man Ihnen zu?
Ältere Arbeitnehmer sind vielleicht nicht mehr so schnell, aber sie haben ein größeres Durchhaltevermögen, sind überlegter und arbeiten effizienter.
Warum ist der Anteil der über 50-jährigen Frauen zuletzt so stark angestiegen, dass in dieser Altersklasse erstmals mehr Frauen als Männer beschäftigt sind?
Viele Frauen bleiben zu Hause, wenn die Kinder klein sind, versuchen dann mit 40 oder 45 den Wiedereinstieg ins Berufsleben. Einige Frauen möchten finanziell für die Familie etwas beitragen und müssen das teilweise auch, weil die Renten nicht so hoch sind. Im öffentlichen Bereich ist es allerdings schwieriger, später wieder einzusteigen.
Wäre das Arbeiten im Alter auch eine Lösung, um dem drohenden Fachkräftemangel einzudämmen?
Sicherlich. Wenn ich noch die Kraft und die Lust habe, so habe ich doch auch im Alter noch eine gewisse Qualität zu bieten.
Viele Arbeitnehmer sind mit dem Austritt aus dem Berufsleben von einem auf den anderen Tag überfordert. Ihnen fehlt schlicht eine Aufgabe und die tägliche Routine. Wäre es sinnvoll, den Eintritt ins Rentenalter daher fließend zu gestalten?
Ganz sicher sollte das schrittweise durch eine Reduzierung der Arbeitszeit passieren, denn vor allem Männer haben sonst oft mit einer Suchtproblematik zu kämpfen. Eine Idee, dem entgegenzuwirken, wäre beispielsweise ein Repair-Café, wo die Älteren den Jüngeren, die in der Schule nicht zurechtkommen, aber gerne handwerklich etwas tun würden, ihr Wissen weitergeben und beide Seiten sehen, dass sie gebraucht werden.
Es gibt auch Arbeitnehmer, die im Alter von 67 Jahren noch nicht die vorgeschriebenen Beitragsjahre beisammenhaben und daher länger arbeiten möchten. Darf der Arbeitgeber die Weiterbeschäftigung verweigern oder ist das Altersdiskriminierung?
Da muss man die jeweilige Situation kennen. Vielleicht erfolgt eine Kündigung auch aus diversen anderen Gründen. Sicherlich gibt es Menschen, die nur auf Profit aus sind und die Kosten und Nutzen abwiegen. Das wäre dann schon Altersdiskriminierung. Aber ich glaube, das wird heute nicht mehr oft der Fall sein, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften zu groß ist.
Wie lange wird der Generationenvertrag so noch funktionieren?
Ich befürchte, nicht mehr viele Jahre. Aber ich hoffe, dass wir auf dem richtigen Weg sind durch die Möglichkeiten des schrittweisen Arbeitsausstiegs und der Verlängerung des Arbeitslebens, durch flexiblere Arbeitsmodelle und solche, die die Zusammenarbeit der Generationen fördern. Wenn die Älteren länger arbeiten, entlastet das auch die Staatskasse, dann müsste auch nicht mehr so viel privat vorgesorgt werden.
Interview: Sandra Fresenius
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Kommentare (12)
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summer1
Da sieht man, wie fernab die Dame von der Realität ist: sollte sie mal außerhalb der Politik und der sicheren Stelle in der Schule, wo sie jederzeit zurückkehren konnte, Arbeit am Arbeitsmarkt mit 50+ zu suchen. Dann würden ihr die Augen aufgehen.
kongo
Summer, endlich siehst du es ein, das ihr nurTrolle in eurer Partei habt. Die Bacher ist noch die beste von allen.Vom Achammer bis Kompatscher bis hin zu Valazza, keiner zieht einen Faden ab.Es sei denn bei den Lobbys.
summer1
Kongo
Musst schon sehr Angst haben, wenn gegen den LH so eine miese Tour fahren musst.
Scheinst im Weinberg Gottes zu leben. Pfui!
kongo
Alles Schwachsinn was du hier schreibst, du solltest einfach nur den Tatsachen ins Auge schauen.
kongo
Noch etwas Summer, von Weicheiern hatte ich noch nie Angst.
franz19
Ich frag mich nur was die Frau in Bozen macht ,ausser monatlich einen Schönen Gehalt zu kassieren…
puschtramadl
Mein Mann (57) kann in den nächsten Monaten in Rente gehen. Er hat schon verschiedene Angebote bekommen weiterzuarbeiten, es müssen nur die Rahmenbedingungen stimmen.
Warum greift man hier im Forum Frau Bacher an? Sie hat nur zu einem aktuellen Thema Stellung bezogen, diese Beleidigungen hat sie nicht verdient? Sie war viele Jahre Städträtin in Brixen und ist in den Landtag nachgerückt. Wenn sie so eine schlechte Arbeit geleistet hätte, wäre sie bestimmt nicht mehrere Perioden Städträtin gewesen. Was sich hier im Forum manche Leute erlauben, ist beschämend.
Man sollte die Kommentare deaktivieren!!
summer1
Ich glaube, dass dein Kommentar noch viel frecher ist, denn nur weil man deinem Mann weitere Arbeit angeboten hat, heißt das noch lange nichts.
Und was Frau Bücher hier von sich gibt, ist einfach nicht wahr.
tirolersepp
@puschtamadl
Bin voll und ganz deiner Meinung !!!
Übrigens über 4000 freie Stellen auf Südtiroljobs.it. !!!
summer1
Stimmt, dann lies mal durch, wieviele die Arbeit in einem jungen Team anbieten.
Weißt du, was das überhaupt heißt?
tirolersepp
Arbeit gibst wie Sand am Meer, etwas Arbeitswille wäre jedoch gefragt !!!
opa1950
Frau Bacher Paola, ersparen sie uns mit ihren Kommentaren.Wir sind doch nicht in der Schule.