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¿Quién soy?

Unbeschwert ist „20.000 Arten von Bienen“ nicht

„20.000 Arten von Bienen“ von Estibaliz Urresola Solaguren wirft eine Menge Fragen auf, die wenig mit Bienen zu tun haben.

von Renate Mumelter

Bienen fragen sich wohl nicht, wer sie sind, die Menschen manchmal schon, und genau darum geht es in diesem spanischen Spielfilm.

Eins sei gleich vorweggenommen: ein Feelgood-Movie ist das nicht. Ich fühlte mich während des ganzen Films eher unbehaglich, das aber nicht wegen des Themas Transsexualität. Damit komme ich klar. Unbehaglich fühlte ich mich wegen der angespannten Stimmung in diesem Familienporträt, in dem der Vater abwesend ist, die Mutter nervös, die Oma ungut traditionsverbunden undsoweiter.

Warum, fragte ich mich, müssen in einem Film über ein möglicherweise transsexuelles Kind die Eltern Scheiße sein und die Großeltern auch, und warum wird nur einer allein lebenden Tante, die laut Film wohl eher lesbisch ist, ein verständnisvoller Zugang zum 8jährigen Cocò zugestanden, der eigentlich Aiton heißt, aber insgeheim Lucía sein möchte.

Die verständnisvolle Tante ist Imkerin. Für mich als Frau eines Imkers nichts besonderes. Dass es die Imkerin ausgerechnet in diesem Sommer mit Faulbrut zu tun bekommt, wundert mich dann schon eher. Der symbolische Wert dieses Imkerns wollte sich mir nicht wirklich erschließen – bis auf die 20.000 Arten natürlich. Auch dass sich das Kind, das ein Mädchen sein möchte, abseits der wertenden Gesellschaft oben bei den Bienen am freiesten und daher wohlsten fühlt, ist nachvollziehbar.

Aitan/Cocò/Lucía erlebt diese Ferienwochen bei der Großmutter mit ihren Geschwistern und im ewigen Dilemma.

Sofía Otero

Gespielt wird das 8jährige Kind von Sofía Otero, einem inzwischen 10jährigen Mädchen, das noch 9 war, als es bei der Berlinale den Silbernen Bären als beste Hauptdarstellerin entgegennahm – als jüngste jemals Preisgekrönte. „Selten sieht man so viele Emotionen und gleichzeitig erschütternde Einfachheit“, hatte die Jury ihre Entscheidung begründet.

Anlässlich der Berlinale-Preisverleihung lernte ich Otero via TV kennen und fragte mich, ob ihr das alles wohl gut tut. „Ich möchte der Jury dafür danken, dass sie an mich geglaubt hat“, sagte das Mädchen auf der Bühne. „Dieser Preis ist für mich etwas ganz Besonderes.“ Natürlich wirkte alles einstudiert. Unter Tränen habe sie sich beim Filmteam und bei ihrer Familie bedankt, hieß es in der Berichterstattung.

Fakt ist, dass das Kind im Film, sehr gut gespielt hat und offensichtlich von der Regie gut begleitet wurde.

Naizen

Das alles machte mich neugierig. Sofía Otero konnte kein Zufallsfund sein. Das Netz wusste Antwort. Die Regisseurin hatte das Mädchen bei einem Casting über Naizen, eine „Asociación de familias de menores transexuales“ gefunden, und da ließe sich jetzt natürlich endlos diskutieren. Mir geht es hier aber um den Film, und der ist interessant, aber auch etwas bemüht.

Ich wünsche Sofía Otero jedenfalls eine möglichst unbeschwerte Kindheit und dass das Rampenlicht sie nicht in neue Fesseln drängen möge, denn das Filmgeschäft ist eine heikle Angelegenheit – viel Öffentlichkeit ist das auch.

Da ist’s schon besser weitab in den Bergen oben, egal ob mit oder ohne Bienen.

 

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