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Andacht und Herrschaft

(v. l.: Erich Ratschiller, Bürgermeister von Dorf Tirol; Karl C. Berger, Geschäftsführender Direktor der Tiroler Landesmuseen; Laura Resenberg, Mitarbeiterin des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum; Arno Kompatscher, Landeshauptmann von Südtirol; Sabine Schwienbacher, Mitarbeiterin des Südtiroler Landesmuseum Schloss Tirol; Leo Andergassen, Direktor des Südtiroler Landesmuseums Schloss Tirol; Julia Hörmann-Thurn und Taxis, Professor für Geschichte an der Universität Innsbruck)

Dem prominentesten Inventarstück von Schloss Tirol, dem restaurierten Flügelaltar aus dem 14. Jahrhundert, widmet das Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte eine eigene Ausstellung.

 Seit 1950 ist der Altar im Ferdinandeum in Innsbruck ausgestellt, seine signifikantesten Teile, die bemalten Flügeltafeln, kehren für die Dauer der Ausstellung zu ihrem Ursprungsort zurück. Der künstlerisch gestaltete Flügelaltar gilt als das älteste Beispiel dieser Art im Alpenraum. Nach Schloss Tirol kam er um 1370/73, als ihn die habsburgischen Herzöge Leopold III. und Albrecht III. in die Kapelle der Residenzburg stifteten (Andacht und Herrschaft verbinden sich hier zu einem engen Konnubium, Macht war im Mittelalter ohne religiösen Impetus gar nicht vorstellbar). Die Flügel hatten die Aufgabe, Reliquien zu verschließen, die man bei offenem Altar sehen konnte (passierte äußerst selten). „Darunter befanden sich etwa ganze Häupter aus dem Gefolge der Heiligen Ursula, ein Fläschchen mit der Milch Mariens, der Muttermilch Jesu, und eine „wundersame Blume“, die auf dem Schlachtfeld von Sempach wuchs, wo Herzog Leopold III. 1386 seinen Tod fand,“ erklärt Leo Andergassen, Direktor des Landesmuseums Schloss Tirol. Die Burgkapelle mit dem Altar besaß übrigens einen kleinen Balkon, von dem aus die Reliquien einer größeren Menge gezeigt werden konnten.

Der Altar von Schloss Tirol (Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum)

Der Altar stand allerdings „nur“ rund 300 Jahre lang in der Oberkapelle des Schlosses, anschließend wurde er deponiert. 1813/14 gelangte er in den Besitz von Erzherzog Johann, der ihn restaurieren ließ und 1826 dem Tiroler LandesmuseumFerdinandeum in Innsbruck übergab. 1828 fand er Aufnahme im Stift Wilten, 1950 kehrte er schließlich ins Ferdinandeum zurück. Für die Dauer der Ausstellung „Andacht und Herrschaft. Der Altar von Schloss Tirol“ kommen die signifikantesten Teile, die Flügel- und Gefachetafeln, wieder auf das Stammschloss.

Die Ausstellung erzählt also die Geschichte des Altars: Die Professorin für Geschichte an der Universität Innsbruck sowie Vorsitzende des Fachbeirats von Schloss Tirol, Julia Hörmann-Thurn und Taxis behandelt den historischen Hintergrund der Entstehung des Altars, ein weiterer Bereich konzentriert sich hingegen auf die künstlerische Bedeutung des Retabels mit den in hoher Qualität in einer Künstlerwerkstatt in Wien entstandenen Malereien. Der Altar wurde in den vergangenen Jahren untersucht und restauriert, die Ergebnisse dieser von Laura Resenberg und Cristina Thieme geleiteten materialtechnologischen Analysen können in der Ausstellung allerdings noch nicht gezeigt werden; darüber wird eine im Herbst erscheinende Veröffentlichung Auskunft geben.

Vorgestellt wurde die Ausstellung, zu der auch ein Katalog erschienen ist, am Samstag mit Landeshauptmann und Museenlandesrat Arno Kompatscher, Leo Andergassen, Julia Hörmann-Thurn und Taxis und Karl C. Berger, Direktor der Tiroler Landesmuseen.

Zu sehen ist die Schau bis 19. November 2023 täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr.

Infos: Tel. 0473/220221, www.schlosstirol.it.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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