Neue Ansätze
Die chirurgische Abteilung am Krankenhaus Brixen ist in der Behandlung von Dickdarmtumoren mit einem internationalen Datenregister vernetzt.
Das Rektumkarzinom (Dickdarmkrebs) gehört zu den häufigsten Tumorerkrankungen mit einer Inzidenz von ca. 30 Neuerkrankungen pro Jahr und 100.000 Einwohner; trotz moderner Techniken ist die Behandlung weiterhin eine medizinische Herausforderung.
Facharzt Kurt Leitner von der Abteilung für Allgemeinchirurgie am Krankenhaus Brixen ist Ansprechpartner für die Zusammenarbeit mit einem internationalen Datenregister zusammen mit Biologin Claudia Mazzarisi.
Dieses Datenregister erhebt die Genesungsquote jener Patientinnen und Patienten weltweit, die unter bestimmten Voraussetzungen auf einen chirurgischen Eingriff verzichten können und dafür engmaschig beobachtet werden: „In rund 50% der Fälle kann eine komplette Tumorrückbildung nach Durchführung einer Strahlen- und eventuell einer zusätzlichen Chemotherapie festgestellt werden. Diesen Patienten kann man die operative Therapie durch die sog. ‚watch and wait‘-Strategie, also ‚abwarten und beobachten‘, ersparen. Dazu müssen allerdings strukturierte engmaschige Nachsorgeuntersuchungen durchgeführt werden, um bei einem erneutem Tumorwachstum frühzeitig die notwendige Operation durchführen zu können“, so Leitner.
Für die Beurteilung, ob eine Patientin bzw. ein Patient die Voraussetzungen für eine „watch and wait“-Strategie, also die engmaschige Beobachtung, erfüllt und für die Nachuntersuchungen ist eine besondere Expertise erforderlich. Die Abteilung für Chirurgie am Krankenhaus Brixen hat sich in den letzten Jahren insbesondere um die stadiengerechte chirurgische Versorgung des Rektumkarzinoms bemüht und große Erfahrung in lokalen wie radikalen Behandlungsverfahren dieser Erkrankung erworben.
Die Kooperation mit dem internationalen Datenregister in den Niederlanden, welches klinische Daten der „watch and wait“-Patienten erhebt, untermauert die Sicherheit wissenschaftlich. Die Daten werden von der Abteilung Chirurgie in völlig anonymisierter Form und mit Zustimmung der Patienten an das sog. IWWD-Register weitergeleitet.
„Bereits jetzt zeigt sich, dass das „watch and wait“-Konzept bei korrekter Patientenselektion onkologisch die gleichen Ergebnisse bringt, die Patientin bzw. der Patient aber eine bessere Lebensqualität hat durch Verzicht auf eine belastende Operation“, so Leitner.
Für Sanitätsdirektor Josef Widmann, der selbst lange Jahre Primar der chirurgischen Abteilung in Brixen war und der somit genau weiß, wovon er spricht, profitieren Erkrankte sehr von dieser internationalen Zusammenarbeit: „Jede Krebserkrankung ist belastend und eine große Operation hinterlässt immer körperliche und seelische Wunden. Wenn nun durch diese Zusammenarbeit Erfahrungswerte zeigen, dass chirurgische Eingriffe unter bestimmten Voraussetzungen vermieden werden kann, hat sich dieser Datenaustausch bereits gelohnt. Nur hohe Zahlen können garantieren, dass eine bestimmte Behandlungsstrategie auch wissenschaftlich empfohlen wird.“
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.