Im September hätte Martin M. Lintner sein Amt als Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen antreten sollen. Nun hat der Vatikan sein Veto eingelegt.
Wie üblich hatte das Hochschulkollegium der PHT Brixen einen Vorschlag gemacht und Martin M. Lintner als Dekan nominiert.
Doch das Dikasterium für die Kultur und die Bildung im Vatikan hat Diözesanbischof Ivo Muser nun mitgeteilt, dass es diese Zustimmung verweigert. Als Grund führt das Dikasterium Publikationen Lintners zu Fragen der katholischen Sexualmoral an.
Muser erklärte auch, dass er im Einvernehmen mit Lintner darauf verzichte, Rechtsmittel eines hierarchischen Rekurses gegen diesen Entscheid einzulegen.
Das Hochschulkollegium muss somit einen neuen Dekan bzw. eine neue Dekanin wählen.
Bis die neugewählte Person das Amt übernehmen kann, bestätigt Bischof Muser den derzeitigen Dekan Alexander Notdurfter in seinem Amt über das reguläre Ende seiner Amtszeit am 31. August 2023 hinaus.
Nicht betroffen von der Entscheidung ist die kirchliche Lehrbefugnis für Lintner.
Lintner ist Ordentlicher Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie und Vorsitzender der Studienkommission.
Der Katholisch-Theologische Fakultätentag protestierte am Dienstag deutlich gegen die Entscheidung und solidarisierte sich mit Lintner.
Er erwarte, dass die Wahl des Theologen zum Dekan durch das Brixner Hochschulkollegium unverzüglich anerkennt werde. Lintner sei innerhalb der Professorenschaft „ein hoch angesehener, geschätzter und renommierter Fachkollege“: „Er ist eine wichtige Stimme im fachlichen und öffentlichen Diskurs, der in seinen Publikationen zur Beziehungsethik versucht, die Sexualmoral theologisch-ethisch so zu entfalten, dass sie ein positiver, lebensnaher und fruchtbarer Beitrag für die Menschen dieser Zeit sein kann.“ Diese Positionen seien in der theologischen Ethik nicht randständig und gälten als Konsens.
Das Portal Kirchenzeitung.de schreibt:
In der Verweigerung der Zustimmung sieht der Fakultätentag einen Ausdruck des Misstrauens und der Kontrolle: „Das weithin intransparente Nihil-Obstat-Verfahren widerspricht dem von Papst Franziskus beschworenen synodalen Geist. Es läuft dem Anliegen der Wissenschaftsfreiheit zuwider und untergräbt die Selbstverwaltung der katholischen Fakultäten und kirchlichen Hochschulen.“
Martin Lintner ist seit 2011 ordentlicher Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der PTH Brixen.
Der Priester ist Mitglied des Servitenordens. Von 2011 bis 2015 war er Vizepräsident und Präsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, von 2014 bis 2017 Präsident des International Network of Societies for Catholic Theology, von 2017 bis 2021 Vorsitzender der Internationalen Vereinigung für Moraltheologie und Sozialethik.
In seiner Forschung befasst er sich neben der Sexualmoral auch mit Tierethik.
Kommentare (34)
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