„Zurück zu den Wurzeln“
Bergsteigen in Kombination mit dem Gleitschirm – darum drehte sich am Samstag alles bei der diesjährigen Vertical Arena in Sexten. Alpinist Simon Gietl und Profi-Paragleiter Aaron Durogati zogen die zahlreichen Besucherinnen und Besucher mit ihren Vorträgen jedenfalls voll in ihren Bann.
Simon Gietl, der bereits zum zweiten Mal Gast der Vertical Arena war, stellte sein Abenteuer „North 6“ in den Mittelpunkt der Ausführungen. Gemeinsam mit dem Schweizer Roger Schäli ist der 38-jährige Pusterer im Herbst 2021 die klassischen Nordwände der Alpen – Petit Dru (3.733 m), Grand Jorasses (4.208 m), Matterhorn (4.478 m), Eiger (3.967 m), Piz Badile (3.308 m) und die Große Zinne (2.999 m) – unmittelbar nacheinander geklettert.
Den Weg dazwischen legten sie mit dem Fahrrad und somit mit eigener Kraft – also ohne motorisierte Unterstützung zurück. Außerdem sind sie von einigen Gipfeln mit dem Paragleiter zurück ins Tal geflogen – sofern sie Glück mit dem Wetter hatten. So kamen zwischen den Nordwänden in 18 Tagen knapp 1100 Kilometer auf dem Fahrrad zusammen mit 31.000 Höhenmetern im Aufstieg und fast 30.000 Höhenmetern im Abstieg.
Zurück zu den Wurzeln
„Roger und ich sind praktisch zurück zu den Wurzeln gekehrt. 2009 hat er mich gefragt, ob ich ihn bei einem Projekt an den Drei Zinnen begleiten wolle. Damals ist er diese sechs Wände mit jeweils einem anderen Seilpartner geklettert. Nun haben wir uns gemeinsam an das gesamte Abenteuer gewagt. Es war eine phantastische Erfahrung, für die ich eigens mit dem Paragleiten begonnen habe. Denn kurz nachdem ich Roger zugesagt hatte, wurde mir erst bewusst, dass ich gar nicht fliegen kann“, erzählte Gietl und sorgte mit seiner äußerst sympathischen Art für Schmunzeln im Saal.
„Und auch das Fahrradfahren hat mir am Ende des Projekts begonnen zu gefallen“, so Gietl weiter, der im Bergsteigen seine Berufung gefunden hat und die Dolomiten nach wie vor als die „schönsten Berge der Welt“ empfindet. Es folgte die Ausstrahlung des Films „North 6“ von Frank Kretschmann und Tom Dauer, bei dem sich die anwesenden Zuschauerinnen und Zuschauer ein Bild über das gelungene Projekt machen konnten.
Von Bergflanken, die 6000 Meter senkrecht in den Himmel ragen
Aaron Durogati hat bereits als Kind mit dem Paragleiten begonnen. Der Meraner war in seiner Jugend auch ein ausgezeichneter Skifahrer, der an Rennen teilgenommen hat. Doch das Fliegen blieb sein großer Traum und Durogati wollte Profi-Paragleiter werden. Ein Ziel, das der heute 37-Jährige erreicht hat. 2012 kürte er sich in Kolumbien zum Weltcupsieger. „Nach diesem Erfolg war mir klar, dass ich weg vom Wettkampf wollte und mehr das Abenteuer suchte“, so Durogati bei der Vertical Arena in Sexten.
Zu einem echten Abenteuer ist Aaron Durgati im vergangenen Jahr nach Pakistan aufgebrochen. Sechs Wochen lang erkundete er den Karakorum – das größte Gebirge der Welt. „Weil die Ortschaften dort – wie etwa Karimabad – relativ tief liegen, in etwa auf 2000 Metern Meereshöhe, ragen dort Steilwände an die 6000 Meter in den Himmel. Es ist gewaltig“, schwärmte Durogati.
Ein neuer Asienrekord im Langstreckenfliegen
In der majestätischen Bergwelt des Karakorums gelangen ihm mit seinen drei Begleitern Fabi Buhl, Will Smith und Jake Holland einige eindrucksvolle Ski & Fly Combos, also Flüge kombiniert mit knackigen Abfahrten auf Skiern. Aber nicht nur das: Mit 312 geflogenen Kilometern in zehneinhalb Stunden sorgte Aaron Durogati für einen neuen Asienrekord im Langstreckenfliegen. „Dabei ging es unter anderem am 7800 Meter hohen Rakaposhi vorbei. Und das, obwohl ich mich am Vortag des Abenteuers bei einer Landung am Rücken verletzt hatte und unter großen Schmerzen litt. Ich habe aber gemerkt, dass mein Rücken im Gurtzeug am besten aufgehoben ist“, so Durogati, der auch die Red Bull X-Alps Revue passieren ließ, an der er vor kurzem zum sechsten Mal teilgenommen hat und als bester „Azzurro“ den achten Rang einheimste.
Zudem berichtete Durogati auch über seine Expedition 2019 nach Patagonien – immer garniert mit packenden Aufnahmen, die teilweise auch kurz den Atem stocken ließen. Sehr zur Freude der vielen Zuhörerinnen und Zuhörer, die beide Vorträge mit tosendem Applaus quittierten.
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