„Ein großer Mehrwert“
Das Pflegemodell im Burgenland mit pflegenden Angehörigen funktioniert. SVP-Fraktionschefin Magdalena Amhof ist überzeugt davon, dass dieses Modell eine Möglichkeit sein könnte, dem Pflegenotstand in Südtirol entgegenzuwirken.
Tageszeitung: Frau Amhof, im Burgenland wurde ein Pflegemodell mit der Anstellung von pflegenden Angehörigen ausprobiert. Nach Beendigung der Pilotphase sind Sie neulich wieder ins Burgenland gereist, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Welche Eindrücke konnten Sie gewinnen?
Magdalena Amhof (SVP-Fraktionschefin): Die pflegenden Angehörigen hatten am Tag zuvor ein Mitarbeitertreffen mit 200 Teilnehmenden. Alle wirkten sehr dankbar, dass es diese Möglichkeit gibt und waren sehr überzeugt von dem, was sie tun. Man hat gemerkt, dass die pflegenden Angehörigen auch sehr davon profitieren, untereinander in Kontakt zu sein, es geht um Erfahrungsaustausch und um Wertschätzung ihrer Arbeit.
Im Zentrum des Modells steht die Idee, dass Angehörige die Pflege übernehmen, dies aber aus einem Angestelltenverhältnis heraus tun. Können alle Angehörigen die Pflege übernehmen oder braucht es bestimmte Voraussetzungen?
Man muss Angehöriger bis zum dritten Verwandtschaftsgrad sein, seit zwei Jahren im Burgenland seinen Wohnsitz haben und der zu pflegende Angehörige muss im Umkreis von 15 Minuten des eigenen Wohnortes leben. Man muss zudem EU-Staatsbürger und darf nicht in Pension sein.
Die pflegenden Angehörigen müssen eine Grundausbildung absolvieren. Was wird dort genau vermittelt?
Die pflegenden Angehörigen bekommen eine berufsbegleitende Ausbildung von 100 Stunden, in der elementares Wissen vermittelt wird und die sehr nah an ihrem Wohnort stattfindet. Anschließend sind sie Betreuer und werden von Krankenpflegern regelmäßig begleitet und unterstützt. Die Ausbildung zum Hilfskrankenpfleger kann angeschlossen werden, um eventuell nachher auch in Krankenhäusern und in Senioreneinrichtungen arbeiten zu können.
Wäre dieses Modell also auch für Südtirol eine gute Lösung?
Vor allem für das ländliche Gebiet, wo eher versucht wird, die Angehörigen zu Hause zu behalten, stellt dieses Modell eine gute Alternative dar. Es ist überdies viel schwieriger, Menschen aus den ländlichen Gebieten in irgendwelche zentralen Altersheime zu „verfrachten“, denn Menschen im Alter lassen sich nicht gerne umpflanzen. In der Stadt ist im Umkreis meist irgendein Altersheim oder ein Seniorenwohnheim, wo die Menschen dennoch von den Angehörigen besucht werden können.
Im Südtiroler Landtag wurde bereits ein Beschlussantrag zu diesem Thema angenommen. Wie geht es jetzt weiter?
Nachdem das Pilotprojekt im Burgenland ausgelaufen ist, schauen wir jetzt, welche Maßnahmen gesetzt werden müssen, dass es auch in Südtirol in Umsetzung gebracht werden kann. Wir haben so großen Bedarf in der Pflege, dass wir für jede gute Idee dankbar sein müssen.
Im Burgenland ist ein Nettolohn von 2.054 Euro für diese Tätigkeit vorgesehen. Könnte Südtirol da mithalten?
Nein, da können wir nicht mithalten. Bei uns gibt es unterschiedliche Bezahlungen im Bereich der Pflege. Die Pfleger im Gesundheitsbetrieb werden besser bezahlt als die in den Altersheimen, ein Bereichsvertrag in der Pflege ist noch in Verhandlung. Wo sich da die pflegenden Angehörigen bei Übernahme des Modells einreihen würden, hängt auch von der Gesellschaftsform ab, die das Modell bekommt – ob es wie im Burgenland als Landesbetrieb geführt wird oder ob man dafür eine Sozialgenossenschaft gründet.
Der Lohn im Burgenland setzt sich zu einem guten Teil aus dem Pflegegeld, zu einem weiteren Teil aus der Pension der pflegebedürftigen Person sowie zu einem dritten Teil aus einem Landesbeitrag zusammen. Wäre diese Zusammensetzung des Lohns für die pflegenden Angehörigen auch in Südtirol denkbar?
Bei einem großen Teil der Menschen reichen das Pflegegeld und die Pension aus, um diese Pflege zu Hause zu finanzieren. Im Verhältnis zu dem, was uns ein Platz im Altersheim kosten würde, ist dieses Geld gut investiert. Ich denke, dass das durchaus finanzierbar ist.
Glauben Sie, dass so ein Modell auch von der Bevölkerung angenommen werden würde?
Wir haben heute schon sehr viele Menschen, die ihre Angehörigen in ihrer Freizeit pflegen – also ohne sozialversichert zu sein, oder ihre Arbeitszeit dafür zu verringern. Im Burgenland werden ihnen diese Zeiten für die Rente angerechnet – das ist ein ganz großer Mehrwert, unabhängig von der Entlohnung.
Inwieweit könnte man mit diesem Modell dem Pflegemangel bei uns begegnen?
Es ist nicht das einzige Modell und nicht das Allheilmittel, es wird auch noch andere Modelle brauchen. Aber dieses Modell ist eine Säule, die auch gut bei uns hineinpassen würde.
Im Burgenland wird neben der Grundausbildung auch die Möglichkeit einer qualifizierten Ausbildung angeboten, damit die Angehörigen nach ihrer Pflegetätigkeit in der Familie jederzeit in einen Pflegeberuf einsteigen können. Wäre es angesichts des Fachkräftemangels im Bereich der Pflege nicht besser statt der Grundausbildung diese qualifizierte Ausbildung gleich verpflichtend zu machen, um diese Menschen im Pflegesektor zu halten?
Wenn man mit einer zu hohen Hürde herangehen würde, dann schreckt das zu viele Menschen ab. Es muss ganz niederschwellig passieren, damit die interessierten Angehörigen es auch wahrnehmen. Wenn sie dann Freude an diesem Beruf finden, dann wird sich der eine oder andere auch überlegen, diese Ausbildung fortzuführen.
Interview: Sandra Fresenius
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Kommentare (3)
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andreas
Natürlich kann Südtirol mit den Gehältern des Burgenlands mithalten.
Das Burgenland hat ein BIP von ca. 35.000 Euro pro Kopf, Südtirol ca. 47.000 Euro.
Eine Frechheit eine solche Behauptung von Amhof, wenn dann soll sie sagen wir wollen nicht.
Da sich aber unnütze Politiker, die Politiker in Rente oder die ganzen Landesangestellten, die kosten ca. 1,8 Milliarden im Jahr, mit Steuergelder recht gut gehen lassen, natürlich nicht alle Landesangestellten, fehlt es halt bei existenziellen Dienstleistungen.
Haben wir eigentlich keine Fachleute, welche sich über dieses Modell informieren und etwas ausarbeiten können?
Bei der wirkt es als hätte sie ein paar Tage Urlaub gemacht.
pingoballino1955
Ist die Amhof nur mehr im Burgenland unterwegs um abzukupfern? Für was werdet ihr eigentlich bezahlt? Habt ihr keine eigenen Ideen zu diesem komplexen ,wichtigen Thema??? Sie sollten mal ABLIEFERN,nicht ausweichen.Andteas hat recht: ihr Einwand,2054,….. sei in Südtirol nicht finanzierbar,ist eine FRECHHEIT ! Svp VERARSCHUNG!
carlotta
I konn de Amhof uanfoch nit muffen und i frog mi a olm wieder , wer so uane wählt..OBER so überzeugt zu sogen, dass Südtirol so an Gehalt nit zohlen konn, Isch a Frechheit um Nochr glai zu ergänzen, dass es die Bediensteten logo kriagen..
Und wer bleib denn wieder drhuam und pflegt??? Die Männer natürlich, deswegen brauchen die sem a nit so guat verdienen, gell?! Frau Amhof -AN Vertreterin- i kotzt glai…. Wer wählt so uane?
Hot sie eigentlich im Burgenland a gfrog, wo’s die Politiker verdienen?